Star Trek: Picard (Folge 3×09)

Wechselbalg-Unterwanderung auf den höchsten Ebenen? Schnee von gestern. Kurz vor Schluss schlägt Star Trek: Picard Staffel 3 noch einmal eine ganz andere Richtung ein und lässt es damit richtig krachen. Und liefert nostalgieversessenen Fans einen “Hach, ist das schön!”-Moment der Extraklasse.

Inhaltsangabe

Deanna Troi und Jack Crusher erforschen Jacks Visionen von einer roten Tür und Deanna öffnet die Tür. Dahinter sieht sie einen Borg-Würfel. Sie verschweigt Jack, was sie gesehen hat und alarmiert Picard. Der hat mittlerweile erfahren, dass das irumodische Syndrom, die Krankheit, an der er jahrzehtelang litt und die er Jack vererbt hat, in Wirklichkeit eine Hinterlassenschaft der Borg ist, die seine DNA verändert haben. Offenbar hat auch Jack eine Verbindung zu den Borg, was seine Fähigkeit der Gedankenkontrolle erklärt. Als er Jack diese Zusammenhänge erklärt, beschließt Jack, zu fliehen, sich der Borg-Königin zu stellen und sie zu töten. Doch als er der Borg-Königin gegenübersteht, schießt er nicht, ein Kabel mit einer Nadel daran nähert sich von hinten und bohrt sich in seinen Hals. 

Zum Tag der Grenze präsentiert die Sternenflotte ihre mit neuer Technologie ausgestatteten Raumschiffe, die mittlerweile alle mit einander vernetzt sind. Picard will vor der drohenden Gefahr warnen, doch zu spät: es stellt sich heraus, dass die Wechselbälger seine DNA, die sie aus dem gestohlenen Leichnam gewonnen haben, in die Technik der Flotte integriert haben, sodass jeder, der das Transportsystem benutzt, unter die Kontrolle der Borg gerät. Allerdings wirkt die Kontrolle nur bei den jüngeren Offizieren bis zum Alter von 25, da bei ihnen die Entwicklung des Gehirns noch nicht voll abgeschlossen ist. Picard und Altersgenossen sind also gegen die Manipulation durch die Borg immun.

Auch alle miteinander vernetzten Schiffe sind unter der Kontrolle des Feindes. Geordi La Forge hat eine Idee. In seinem Flottenmuseum steht die von ihm mühevoll restaurierte und voll funktionstüchtige Enterprise D, deren veraltete Technik nicht mit den Kontrollmechanismen der neueren Schiffe kompatibel ist. So versammelt sich die Crew der Enterprise auf der Brücke ihres alten Schiffs, um gegen die Borg anzugehen.

Wechselbälger waren gestern

Was verbirgt sich hinter einer geschlossenen Tür, so aus psychologischer Sicht? Ein Kindheitstrauma, ein Mutterkomplex? In Staffel 2 buddelte Star Trek: Picard tief in der Psyche und bediente sich der Architektur als Metapher für tief verschüttete Erinnerungen. Staffel 3 macht es ganz einfach und plakativ: Nix Metaphern. Es sind die Borg. Keine Staffel Star Trek: Picard kam bisher ohne sie aus. Aber hatte in Staffel 2 Agnes Jurati die Borg-Königin nicht zivilisiert und zu einer Wächterin vor ungekannten Gefahren aus dem All gemacht? Muss wohl in einer anderen Dimension passiert sein. Hier tut die Borg-Königin wieder, was sie immer tut und Jack Crusher übernimmt die wenig rühmliche Rolle des armen Tropfes, der mit gezogener Waffe vor der Schurkin steht und sie gar zu lange reden lässt anstatt zu schießen. Gerade hatte man verstanden, was Wechselbälger können und wollen, da sind sie schon nicht mehr wichtig. Und die neuen, verbesserten Borg haben enorm zugelegt: sie müssen ihren Opfern nicht mehr technisches Gerät implantieren, um sie zu kontrollieren. Ausgerechnet das Beamen, dieser Star Trek-Klassiker ist die Falle, die ahnungsloses Sternenflottenpersonal ins Borg-Kollektiv saugt. Eine ganz schön steile Kurve, in die Star Trek: Picard da einbiegt. Erstaunlicherweise funktioniert es.

Ist die Brücke schmaler geworden oder bin ich dicker?

Was hatte Käptn Shaw nicht die ganze Staffel hindurch gestichelt über den Weltrettungsdrang der alten Männer? Und nun haben die vereinten Kräfte von Wechselbälgern und Borg mit ihren von Technobabble garnierten Intrigen genau die Situation geschaffen, in der die alten Helden und nur sie zum Zuge kommen: alle miteinander vernetzten Schiffe der Sternenflotte unter der Kontrolle des Feindes, alles Personal unter 25 zu Borg assimiliert. Nur die Generation 60+ mit ihrem Museumsstück von einem Raumschiff kann da noch etwas bewirken. Das allmähliche Zusammenkommen der alten Crew von Folge zu Folge, bis zur vollzähligen Versammlung am Beratungstisch war ja schon hochemotional, Folge 8 setzt dem noch das Sahnehäubchen auf. Alle wieder auf der Brücke, der Enterprise, voller Nostalgie, jeder mit seinem kleinen Emotions-Moment. Der Stuhl! Der Teppich! “Energie!” Da rutscht die Frage, was ein Oldtimer-Raumschiff voller Senioren wohl gegen die vereinten Kräfte von Borg und Sternenflotte ausrichten kann, ganz weit in den Hintergrund. Die Plot Armour dieser Crew und ihres Gefährts wird wohl undurchdringlich sein.

Fazit

Kurz vor dem Ziel den Kurs zu wechseln und einen ganz neuen Konflikt aus dem Hut zu zaubern, hat mit Sicherheit den Knalleffekt des komplett Unerwarteten auf seiner Seite, kann aber auch böse schiefgehen, wenn die Hauruck-Methode gar zu ungeschlacht daherkommt daherkommt. Star Trek: Picard schafft es, in der vorletzten Folge diesen Joker auszuspielen und damit einen richtig guten Stich zu machen. Neue Superschurkin, neue Dynamik, Spannung und herzallerliebste Nostalgiemomente. Auch wer die Enterprise D nicht von einem Space Shuttle oder einem TIE-Fighter unterscheiden kann, wird sich der Rührung ob der vereinten Crew auf der vertrauten Brücke kaum entziehen können.

© Paramount

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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