Star Trek Discovery (Folge 5×03)

Nächster Halt: Trill. Da leben diese Wesen mit den Gesichtstattoos und den wallenden Gewändern, die einen Symbionten in sich tragen. Die sind bei Star Trek gern für philosophische Gemeinplätze und bedeutungsschwangere Zeremonien gut. Und so wird die Schatzsuche in Folge 3 von Star Trek: Discovery Staffel 5 zu einer Prüfung der moralischen Grundsätze der Suchenden. Keine Sorge, es gibt auch Spaß mit der Crew und einen verliebten Saru.

Inhaltsangabe

Die Inschrift unter dem Grabmal wies nach Trill. Tilly und Adira untersuchen das beiliegende Metallobjekt und stellen fest: das Muster auf der Oberfläche sieht aus wie ein Gesichtstattoo der Bewohner dieses Planeten. Und die sind so individuell wie Fingerabdrücke. Man kann also ermitteln, das dieses Tattoo einst einem Trill namens Jinaal gehörte. Auch, wenn Jinaal schon lange tot ist, die Trill tragen Symbionten in sich, die eine deutlich längere Lebensspanne haben und von Wirt zu Wirt wandern und die Erinnerungen aller vorherigen Wirte in sich tragen. Also könnte Jinaals Bewusstsein noch zu finden sein. Michael Burnham und ihre Crew fliegen nach Trill, werden nach einer Prüfungsfrage zu der alten Frau geführt, deren Symbiont Bix das Bewusstsein von Jinaal bewahrt hat. Ja, Jinaal wird sie zum nächsten Artefakt führen, wenn er dafür zeitweilig mit einem Crewmitglied verschmelzen darf. Dr. Culber meldet sich freiwillig. Doch Jinaal führt Michael und Book direkt in das Nistgebiet von feuerspeienden Rieseninsekten und lässt sie dort zurück.

Michael hatte ihrem neuen ersten Offizier aufgetragen, die Crew kennenzulernen. Doch Rayner hält Smalltalk mit Untergebenen für Zeitverschwendung. Sehr zum Unmut von Tilly, der soziale Kontakte und ein gutes Betriebsklima sehr am Herzen liegen. Rayner gewährt schließlich jedem Crewmitglied fünf Minuten und genau 20 Worte, um sich vorzustellen. Zwar macht er klar, dass er auf diesen kurzen Schlaglichtern genug erfahren hat, um die Crewmitglieder gut einschätzen zu können. Doch Tilly ist von der Grobheit und Unsensibilität dieses Vorgehens so empört, dass sie ihre 20 Worte nutzt, um Rayner die Meinung zu sagen.

Saru ist aufgeregt, wegen seiner ersten Schritte in der Welt der Politik und der Ankündigung seiner Verlobung mit T’Rina. Als ein intrigant-bedenkentragender vulkanischer Politiker ihn auf die möglicherweise weitreichenden negativen Folgen seiner Verlobung auf die Beziehungen zu konservativen vulkanischen Gruppierungen, möchte er T’Rina schützen und die Verlobung lieber nicht publik machen. Doch T’Rina wünscht durchaus nicht, von ihm in dieser Form beschützt zu werden.
Michael hat einen Plan, wie sie den Monsterinsekten entkommen können: Phaser weg und durch Books Empathiebegabung den Monstern mitteilen, dass sie in friedlicher Absicht gekommen sind und es ihnen leid tut, den Nestbereich gestört zu haben. Die Insekten kooperieren und lassen sie gehen. Culber/Jinaal eröffnet ihnen, dass das eine Prüfung war: die überaus mächtige Technologie der Progenitoren darf nur Wesen anvertraut werden, die den Frieden suchen und bewahren. Und etwa eine unbekannte Spezies nicht niederschießen, sondern Kontakt und Verhandlung suchen. Er überreicht ihnen das nächste Teilstück des Puzzles. Unter den Trill, die sich versammelt haben, um den uralten Bix zu verabschieden, der seine Aufgabe nun erfüllt hat, ist auch eine kapuzentragende Person, die Adira die Hand schüttelt und etwas an ihrem Ärmel hinterlässt. Es ist Moll.

Die Suche geht weiter

Artefakt 2 von 5. Wieder eine Schatzsuche, aber diesmal ist die Tonlage ganz anders. Das Ziel der Suche, die verschollene Technologie rückt in den Vordergrund. Stamets begeistert sich dafür: Schaffung von Ökosystemen! Sieg über den Tod! Jinaal warnt: in den falschen Händen ein Werkzeug der Zerstörung. Darum gewinnt diesmal, wer den McGuffin sausen lässt und sich stattdessen friedlich mit unbekannten Wesen auseinandersetzt anstatt sich den Weg freizuballern. Ein moralisches Lehrstück in guter alter Star Trek-Tradition. Kombiniert mit Michaels Sinnsuche-Überlegungen und dem mystisch-philosophischen Brimborium der Trill. An einer solchen Dröhnung Bedeutung scheiden sich die Geister. Die einen freuen sich über so viel Tiefsinn in einer schlichten TV-Serie, den anderen geht das auf die Nerven. Immerhin, der Handlungsschnörkel um Jinaal, der Dr. Culbers Körper ausborgt, gibt den Darsteller die Gelegenheit, mal mit Spaß an der Sache völlig gegen seine eigentlich Rolle zu agieren. Statt des Doktors mit dem Helferkomplex mal jemand sein dürfen, der die Protagonisten munter plaudernd in ein Monsternest lockt. Auch das gönnt sich Star Trek gern immer wieder mal.

Der Antagonist an Bord

Es war eine brillante Idee, ausgerechnet den schroffen Sozialtrottel Rayner an Bord zu holen. Einer, an dem sich alle, vorneweg Tilly, reiben können, dass die Funken nur so fliegen. Das hat Tradition seit Philippa Georgiou, die unter all den netten, wohlmeinenden Menschen die Position der brutalen Gewaltherrscherin vertrat und damit immer den richtigen Kontrapunkt zu allzuviel Harmonie setzte. Und trotzdem mochten sie alle irgendwie. Rayners rotzunfreundliche Idee, allen jeweils nur 20 Worte zum Kennenlernen zu gönnen, bringt eine Parade der witzigen Momentaufnahmen verschiedenster Crewmitglieder hervor. So einen Moment gab es in Staffel 3 schon einmal, als Dr. Kovich die vom 900 Jahre-Zeitsprung gebeutelte Crew verhörte und aus lauter kurzen, unzusammenhängenden Sätzen eine pointierte Zusammenfassung von Staffel 2 wurde. Und Tilly läuft gegen ihn zu Hochform auf. Da ist noch Zündstoff für so einige Folgen drin.ar Trek gern immer wieder mal.

Paardynamik allenthalben

Überall Pärchen! Grey und Adira machen Schluss. Und ausgerechnet Jett Reno, die für alles immer nur einen zynischen Spruch übrig hat, weiß mehr über Teenagerliebe als der ahnungslose Papa und vielleicht Adira selber. Saru ist so liebenswert betulich, nervös und überbehütend, dass er zum ersten Mal mit der selbstbewusst-geradlinigen T’Rina aneinandergerät. Doch sie hat sowohl die politischen als auch die emotionalen Aspekte voll im Griff. Da haben sich Vulkanier seit den Tagen von Mr. Spock doch ganz schön weiterentwickelt. Zwischen Book und Michael war mal Funkstille? Das merkt man nicht mehr, die zwei agieren in Gefahrensituationen wie ein gut eingespieltes Team. Ein klassischer Mann-Frau-Konflikt mit hohem Unterhaltungswert trägt sich ausgerechnet zwischen zwei Menschen zu, die kein Paar sind: “Ich habe eine Mission zu erfüllen!”-Rayner und “Zwischenmenschlichkeit ist wichtig!”-Tilly haben wohl noch eine Menge miteinander auszutragen.

Fazit

Eine klassische Wohlfühlfolge. Rätsel und Sinnsuche und stimmige Interaktionen in allen Handlungssträngen. Ein bisschen sehr Lebensweisheiten-lastig, aber zum Glück sagt Reno dazu im richtgen Moment “Ich klinge wohl schon wie so’ne Eso-Tante!” Und es gibt unsichtbare Riesenwespen, die Feuer spucken. Was will man mehr?

© Paramount+

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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