Murderbot (Folge 1×07)

Mit Folge 7 (»Komplementäre Arten«), entfernt sich die Murderbot-Serie immer mehr vom engen Rahmen ihrer Buchvorlage. Stattdessen rückt sie die Vertrauensfrage in den Fokus (»Killt es uns oder killt es uns nicht?«) und spendiert uns einen Überraschungsbesuch einer feindlichen SecUnit. Die Serie dehnt das Ausgangsmaterial hier recht gut aus und bietet mehr Raum für Emotionen und Dialoge … und Insektenliebe. Ach ja, und dann wäre da noch diese eine Szene mit dem Baum …

Inhaltsangabe:

Rückblende: Rund einen Monat vor der eigentlichen Handlung der Serie, sitzen unsere Space-Hippies in einem Restaurant auf Port Free Commerce und begießen ihre anstehende Prospektion. Sie spielen »Süß & bitter« und wir, das Publikum, erfahren dabei so manch Neues über die Figuren. Bharadwaj hatte einst Gefühle für Pin-Lee und Gurathin war vor sechs Jahren noch ein Konzerspion, der von Mensah geläutert und rehabilitiert wurde.

Zurück in der Gegenwart: Die Gruppe packt ihre Sachen, um sich via Hopper fernab des Habitats zu verstecken. Die Anspannung ist spürbar. Während Murderbot seinen Menschen klarzumachen versucht, dass ein unbekannter Feind immer noch Jagd auf sie macht, verarbeitet das Team noch die Tötung von LeeBeeBee und überlegt, wie viel Vertrauen sie in Murderbot setzen können. Sollten sie es nicht lieber zurücklassen? Mensah macht deutlich, dass sie ohne Murderbot keine Überlebenschance haben.
Murderbot ist frustriert, weil seine Rettungsaktion kaum gewürdigt wird.

Plötzlich brechen zwei der insektenartigen Kreaturen aus dem Boden und schlagen auf den Hopper ein. Dann stellt sich heraus, dass sie lediglich »Liebe machen«. Zurück bleiben befruchtete Eier, die schleimig am Hopper herunterhängen.
Als nächstes taucht eine feindliche SecUnit auf. Die Space-Hippies nehmen dilettantisch am Kampf teil (verschlimmern aber nur alles) und Murderbot unterliegt erneut. Letztendlich ist es die Insekten-Kreatur, die die SecUnit aus einem Mutterinstinkt heraus killt.

Aufgrund seiner Schussverletzung bricht Gurathin zusammen. Das Preservation-Team beschließt, zurück ins Habitat zu fliegen und ihn dort in der Krankenstation zu versorgen. Murderbot ist dagegen, da das Habitat vom Feind überlaufen sein wird. Die Crew startet dennoch den Hopper – aus Loyalität gegenüber Gurathin.

Es bleibt offen, ob Murderbot sich ihnen anschließt.

Das Ensemble: Nur gut mit Murderbot?

Was mir in den letzten Folgen vermehrt aufgefallen ist: Unsere Space-Hippies funktionieren vor allem dann am stärksten, wenn sie in direkter Wechselwirkung mit Murderbot agieren. Entfernen sie sich zu weit von ihm, beginnt mein Interesse an ihnen zu bröckeln – also, nicht komplett, aber schon ein bisschen. Mit Folge 7 hat sich das teilweise geändert. Ich habe ihnen gern bei ihrem kleinen Wahrheit-oder-Pflicht-Spielchen zugesehen, und besonders Gurathins Beitrag hat mich ein bisschen emotional erwischt. Tatsächlich sind es Mensah und Gurathin, die sich innerhalb des Ensembles am stärksten hervortun. Mensah ist die zentrale moralische Achse, die zwischen Führungsstärke und Empathie pendelt. Gurathin ist die misstrauische, unorthodoxe Kontrastfigur zu Murderbot. Noma Dumezweni und David Dastmalchian machen hier wirklich einen tollen Job, um uns die Figuren näher zu bringen. Der Rest der Crew bleibt vergleichsweise blass, hat in Folge 7 aber dennoch ein paar Entwicklungsmomente. Arada z. B., die ansonsten immer in Schockstarre verfällt, geht dieses Mal zum Schockangriff über. You go, girl!

Killt es uns, oder killt es uns nicht?

Großes Thema in dieser Folge: Das wachsende Misstrauen zwischen Murderbot und der Crew. Ja, es wird sogar laut überlegt, ob man Murderbot nicht besser zurücklassen sollte. Murderbot selbst trägt wenig dazu bei, die Wogen zu glätten – seine Antworten sind zumeist schnippisch und von schwarzem Humor durchzogen. In den Büchern verlaufen die Szenen, die das Vertrauensthema behandeln, vergleichsweise kurz und pragmatisch ab. Die Serie wiederum dehnt diese Momente bewusst aus und schafft Platz für »ehrliche Gespräche« – weil, Space-Hippies halt. Das bietet mehr Raum für Spannung und Charakterzeichnung. Dadurch gewinnt das Ensemble um Murderbot wesentlich mehr Substanz – auch wenn es ohne Murderbot manchmal blass wirkt. Paradox, eh? Sagen wir so: Mehr Substanz als in den Büchern.

Was macht eigentlich der Humor?

Wenn sich die Space-Hippies mit einer SecUnit prügeln, kommt man nicht umhin, sich noch einmal ein paar Gedanken über Murderbots Humor zu machen. Wie ist denn das eigentlich in der Vorlage? Die Bücher sind als Murderbots subjektiver Tagebuchbericht aufgezogen und bestehen deshalb aus introspektivem Humor und unzähligen trockenen Kommentaren. In der Serie wird diese endlose Kommentarspalte heruntergefahren, aber trotzdem bildet Murderbots Voice-over immer noch einen zentralen Anker des Serienhumors. Ergänzt wird dies durch visuelle Gags sowie perfektes Timing bei den Szenenwechseln. Beispielsweise reißen die eingestreuten »Sanctuary Moon«-Folgen gerne auf ihrem Höhepunkt ab, um uns in die awkard Realität zurückzuschubsen. Dieserart sehen wir Comic Relief-Momente mit kopulierenden Insekten oder Bharadwaj, die Murderbot aus Versehen ein Stein gegen den Schädel knallt. Irgendwie Klamauk, ja, aber er passt erstaunlich gut ins Murderbot-Universum. Zumal dieser Klamauk immer im Kontext einer irgendwie gearteten Gefahr stattfindet. Wie bereits in der Besprechung zu Folge 4 erwähnt, sind die Weitz-Brüder ziemlich gut darin, diese schmale Gratwanderung zu packen.

Fazit

Meine Lieblingsszene: Murderbot sieht sich selbst dabei zu, wie es zu einem Baum wird – inklusive Weichzeichner und schnuckeliger Musik. Hach, eine Szene wie ein stilles Gedicht. Das sind so Momente, die wir in den Büchern niemals hatten und haben werden, und schon allein deswegen mag ich die Serienadaption.

© Apple TV+

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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