Halo (Folge 2×01)

Paramounts Halo meldet sich mit seiner zweiten Staffel zurück. Nachdem die erste Staffel nur gemischte Kritiken erhielt, haben sich die Verantwortlichen für einen Wechsel auf der Chefetage entschieden. Die alten Showrunner Kyle Killen und Steven Kane verließen das Boot und machten Platz für David Wiener (Schöne neue Welt), der sein Halo-Erbe spürbar anders – und tatsächlich besser – angeht. Schauen wir rein in Episode 2×01 »Sanctuary«.

Inhaltsangabe

Intro: Wir sehen den quasi-toten Master Chief (Pablo Schreiber) kurz nach Ende von Staffel 1. Das UNSC gibt alles, um ihn wiederzubeleben. Aus dem Off hören wir eine verzweifelte Cortana, die schließlich den Befehl gibt, die Verbindung zu unterbrechen. 

Zeitsprung, sechs Monate später: Das Silver-Team wird beauftragt, die Bewohner des Planeten Sancuary zu evakuieren, ehe die Allianz eintrifft und den Planeten verglast. Der (wieder lebendige) Master Chief wird dabei von einer Gruppe Sangheili angegriffen, die sich aus unbekannten Gründen unlängst auf dem Planeten aufhalten. Er ist allein, die KI Cortana wurde offenbar aus seinem Kopf entfernt. Bevor die Sangheili dem Chief den Garaus machen können, werden sie von einer Person in Kutte zurückgepfiffen und verschwinden im Nebel. Alles sehr mysteriös. Die Evakuierung jedoch glückt – zum Großteil.

Zurück auf Reach: Nachbesprechung. Das Silver-Team lernt den neuen Direktor des Spartan-Programms kennen: James Ackerson (Joseph Morgan). Er gibt sich leutselig und stellt sich als wahren Verfechter des Spartan-Programms vor.

Währenddessen findet im Rubble ein fragwürdiges Asylverfahren aka Sklavenversteigerung statt. Durch den Krieg mit der Allianz und die drohende Verglasung aller besiedelten Planeten sind viele Menschen auf der Flucht. Um seine Chancen zu verbessern, bietet der Flüchtling Felix (Blake Patrick Anderson) das Wissen um den Verbleib von Dr. Halsey (Natascha McElhone) an, die vom UNSC gesucht wird und ein ordentliches Kopfgeld einbringt. Soren (Bokeem Woodbine) springt darauf an und holt sich Felix in seine Piraten-Crew.

In einem Privatgespräch mit Ackerson berichtet der Chief von seiner Begegnung mit den Sangheili und dass er dahinter eine unbekannte Gefahr vermutet. Ackerson zweifelt jedoch an Chiefs geistiger Verfassung, vor allem jetzt, nach der Entfernung der Hormonkugel und der KI Kortana. Gleichzeitig hält Ackerson die Spartaner aus der öffentlichen Berichterstattung heraus. Nur Corporal Talia Perez (Christina Rodlo), die vom Chief vor den Sangheili gerettet wurde, wird für die Evakuierung von Sanctuary geehrt. Perez wirkt verstört und wird in Zukunft sicher noch eine wichtige Rolle spielen.

Die Spartaner selbst werden von Ackerson an der kurzen Leine gehalten und lediglich für unwichtige Reparatur- und Evac-Missionen eingesetzt. Das Silver-Team und das Cobalt-Team haben kein Verständnis dafür und lassen sich in den Baracken darüber aus.

In der Stadt trifft der Chief auf die unehrenhaft entlassene Admiral Parangosky (Shabana Azmi) und mit ihr endlich auf jemanden, der seinen Befürchtungen über die lauernde Gefahr Glauben schenkt. Er willigt ein, an der Sache dranzubleiben und Parangosky, die übrigens kein Fan von Ackerson ist, heimlich auf dem Laufenden zu halten.

Anschließend begibt sich Chief in eine Kaschemme mit rückwärtigem Puff-Bereich, in dem sich Klienten ihre Hologramme nach Maß anfertigen können. Wie sich herausstellt, steigt der Chief hier häufiger ab, um mit einem Cortana-Ersatz sprechen zu können. Erfüllen tut ihn das jedoch nicht.

Soren ist unterdessen mit seiner Piraten-Crew unterwegs, um sich Dr. Halsey zu schnappen. Doch die Mission entpuppt sich als Falle, die Felix eingefädelt hat. Soren wird gefangen genommen. Sorens Sohn Kessler (Tylan Bailey) sucht daraufhin Trost bei Kwan (Yerin Ha), die sich in den Tiefen des Rubble versteckt hält. In den letzten Szenen erzählt sie aus dem Off von der Legende eines Monsters, das älter als das Licht und nun erwacht ist.

Halo all the Way

Schon nach den ersten 20 Minuten ist eines klar: Hätte es diese Episode in dieser Form schon in der ersten Staffel gegeben, wäre die Ablehnung seitens der eingefleischten Halo-Community weitaus geringer ausgefallen. Denn Episode 2×01 bietet alles, was das Halo-Herz höher schlagen lässt und in der ersten Staffel gefehlt hat. Es gibt Squabbletime mit dem Silver-Team (genau das sind die Dinge, die einen glauben lassen, dass die Spartaner miteinander aufgewachsen sind!), unsichtbare Sangheilis, die es mit Chief und seiner heiligen Schrotflinte aufnehmen, und schließlich den Signature-Move der Allianz: Planetenverglasung. Nicht zu vergessen das stichelnde Geplapper zwischen Chief und den Marines, das so treffend ist, als würde man eine Zwischensequenz aus den Games sehen (Marines: »Wir sind vom Kommunikationsteam«, Chief: »Ja, so habt ihr auch geschossen.«). Auch das Opening wurde überarbeitet und setzt nun ganz auf das ikonische Chor-Leitmotiv des Franchises. Der Wechsel in der Chefetage ist deutlich zu spüren. Der neue Showrunner David Wiener sorgt für völlig neue Vibes.

Endlich mehr Spartaner!!11einself

In unserem Review zur ersten Staffel haben wir bemängelt, dass die Serie kein Gespür für die Kultur der Spartaner entwickelt und es völlig versäumt, ihre gelebte Kameradschaft darzustellen. Wiener holt das nach und gewährt uns erstmals Einblicke in die Arbeitsstruktur und das Miteinander. So hängt im Hauptraum eine Boarding-Tafel, die über den Status der jeweiligen Spartan-Teams informiert, und in der Umkleide trifft das Silver-Team auf das Cobalt-Team. Der daraus resultierende Beef wirkt zwar etwas deplatziert und passt so gar nicht zur Nüchternheit, die Spartaner des Typ II eigentlich an den Tag legen sollten, aber naja. Draufgeschissen, Bob. Hauptsache Spartaner.

Der ungelöste Cliffhanger

Wie genau der Chief das Ende von Staffel 1 überlebt hat, bleibt jedoch noch ein großes Fragezeichen. Wir erinnern uns: Chief ist gestorben und Cortana hat seinen Körper übernommen. In Folge 2×01 wird nur ganz am Anfang kurz Bezug darauf genommen – ja, und dann kommt auch schon der Zeitsprung. Cortana wurde entfernt und Chief wandelt wieder unter den Lebenden, scheint aber so sehr unter Cortanas Abwesenheit zu leiden, dass er sogar in einen Sci-Fi-Puff geht, um dort mit einer Fake-Cortana reden zu können. Möglich, dass einige Zuseher:innen immer noch so ihre Probleme mit Emo-John haben, aber ich spüre hier Echos seines Ichs aus Halo 4 und gehe völlig d’accord damit. Der stoische John aus Halo 1 bis 3 ist ein Badass, ja, aber auch langweilig. Und Pablo Schreiber ist viel zu gut für »nur badass« und vor allem für »immer den Helm auf«.

»We kinda forgot …« ?

Was den Plot betrifft, ist mir lediglich eine Sache aufgefallen: Dass der neue Direktor John Ackerson dem Chief die Sangheili-Sache nicht abkauft, mutet doch sehr strange an. In Staffel 1 wurde gezeigt, dass das UNSC Zugriff auf die Helmkamera der Spartaner hat, warum checkt Ackerson das Videomaterial also nicht gegen? Könnte ein »We kinda forgot …«-Moment der Drehbuchautoren sein. Betrachtet man jedoch Ackersons Rolle im ursprünglichen Kanon, könnte man auch spekulieren, dass Ackerson die Spartaner des Typ II (Silver-Team etc.) diskreditieren will, um seinen Spartan-III-Soldaten den Weg zu ebnen.

Fazit

Ah, Halo is back und ich bin hooked. Mit dem neuen Showrunner David Wiener hat die Serie einen neuen Look und einen neuen Ton bekommen und ich genieße das sehr. Ich war – trotz aller Kritik – bereits Fan der ersten Staffel, aber Folge 2×01 ist noch einmal eine deutliche Verbesserung in vielen Bereichen. Endlich wird zwischen den Spartanern geplaudert, endlich hackt der Chief auf den armen Marines herum. Pablo Schreiber ist immer noch ein toller Johnny Ringworld (Zwinkersmiley) und Kai-125 lieben wir ja sowieso. Ich freu’ mich auf die kommenden sieben Folgen. Alle, die von Staffel 1 enttäuscht waren, könnten mit Staffel 2 eine positive Überraschung erleben.

© Paramount+ 

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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