Disenchantment (Teil 2)
Der Weg in die Fußstapfen von Die Simpsons und Futurama ist noch ein weiter. Matt Groenings Disenchantment wurde nach seiner Netflix-Premiere eher kritisch aufgenommen. Ob das an der fehlenden Dichte der Gags liegt oder ob es Dreamland gänzlich an Charme fehlt – die Meinungen fallen sicherlich geteilt aus. Dennoch durften sich Fans der Serie über die Ankündigung im Oktober 2018 freuen, dass nach Staffel 1 gleich 20 weitere Folgen in Produktion seien. Die zweite Hälfte der ersten Staffel feierte schließlich im September 2019 ihren Start auf Netflix.
Ganz Dreamland ist zu Stein geworden. Mit Ausnahme des Königs Zøg. Derweil ist Königin Dagmar mit Prinzessin Princess Tiabeanie (kurz: Bean) auf dem Weg in ihr Heimatland Maru. Dort angekommen, stellt Bean frühzeitig fest, dass ihr die lieben Verwandten nicht ganz so wohlgesonnen sind und die Sehnsucht nach Dreamland, ihrem Vater und vor allem ihren Freunden stärker ist als zu Beginn noch angenommen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und ehe Bean sie versieht, soll sie als Opfer einer Zeremonie herhalten …
Deus ex Machina: Alles auf Anfang
Originaltitel | Disenchantment |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Episoden | 10 |
Genre | Comedy, Fantasy |
Cast | Prinzessin Bean: Abbi Jacobson / Jenny Löffler Elfo: Nat Faxon / Heiko Akrap Luci: Eric André /Christian Intorp König Zøg: John DiMaggio / Marko Bräutigam Königin Oona: Tress MacNeille / Gabriele Schramm-Philipp Pendergrast: Eric André / Armin Schlagwein |
13 Monate liegen zwischen der Ausstrahlung der ersten und der zweiten Staffelhälfte. Während Teil 1 noch ganz konkret auf ein Ziel hinarbeitet und eine übergeordneten Handlungsbogen besitzt, löst sich die zweite Hälfte von diesem Konzept. In dem Cliffhanger-Ende von Episode 10 (“Dreamlands Untergang”) wurde Bean noch von Elfo und Luci getrennt, um mit Dagmar nach Maru aufzubrechen. Man ahnt es bereits: Dieser Zustand soll nicht von Dauer bleiben. Dass die Ereignisse allerdings so schnell zurückgesetzt werden, fällt schon überraschend aus. Kaum in Maru angekommen, geht es auch schon wieder zurück nach Dreamland. Nicht, dass es dort nicht genügend Probleme zu lösen gäbe. Doch damit fällt das Finale der ersten Staffelhälfte rückwirkend weniger ausschweifend aus. Dank einer ärgerlichen Deus ex Machina-Entscheidung sind nicht nur die Freunde bald wieder vereint, sondern auch die Bewohner Dreamlands von ihrem steinernen Fluch erlöst. Das Treiben am Hof nimmt wieder seinen Lauf wie gehabt.
Eine Frau für den König
Wofür also nun das ganze Trara, mag man sich fragen. Einzig eine Sache hat nachhaltig Wirkung auf das Treiben des Königreichs: Es besitzt keine Königin mehr. Denn auch Oona sieht sich nach einer neuen Berufung um und findet diese bei einer Piratenbande. Bleibt also ein Single-König zurück und auch dieser Umstand will behoben werden. Doch auch die Behebung dieses Umstands währt nur für kurze Zeit. Zøg findet in dem Wildfang Ursula die Traumfrau, doch aufgrund ihrer Andersartigkeit zeichnet sich bereits ab, dass dieses Glück nicht von Ewigkeit ist. Hier bemüht sich die Serie um einen stärkeren Fantasy-Einschlag, indem sie sich der schottischen Mythologie bedient.
Fillerfolgen arbeiten auf den Final-Twist hin
Ähnlich geht es in den Folgen 5 bis 7 weiter. Hier gibt es eine plötzlich eintretende Seuche, den Kampf gegen die Steuern und Screentime für Prinz Derek. Füll-Episoden, die keinen Beitrag für ein höheres Ziel leisten. Erst im letzten Drittel taucht plötzlich wieder so etwas wie ein roter Faden auf, der in einem Finale mündet, dessen Titel an das des Mid-Finales der Staffel angelehnt ist (“Tiabeanies Untergang”). Um den emotionalen Impact zu verstärken, wird mit Skybert Gunderson ein neuer Bösewicht eingeführt, der die bislang noch im Rahmen des Mittelalters klar definierten Grenzen aufbricht. Plötzlicht werden Elektrizität und Schusswaffen ein Thema. Selbstverständlich unbegreifbar für die Bewohner Dreamlands und auch aus Zuschauer-Perspektive ergeben sich Fragen hinsichtlich der Vermischung der Elemente unterschiedlicher Epochen.
Mehr Charakter- als Storyentwicklung
Zwar bereitet Disenchantment in seiner zweiten Hälfte weiterhin Ereignisse für spätere Zeitpunkte vor, doch die Eckpfeiler des übergeordneten Storytellings bleiben lose. Zwar besteht noch immer mehr roter Faden als bei Die Simpsons und Futurama, doch für eine Serie, die zum Stand der Ausstrahlung nur 40 Folgen umfassen werden wird, darf es gerne mehr Kleber sein, der die Folgen zusammenhält. Schließlich bietet sich mit Dreamland eine Erzählwelt an, der keine Grenzen gesetzt sind (nach dem Staffel-Finale ohnehin nicht mehr). Damit wird auch deutlich, dass die Serie einen Schritt mehr in Richtung Sitcom geht. Eine Entwicklung durchläuft mit Bean nur eine Figur. Ist sie anfangs noch dauerbetrunken und sucht geradezu den Streit mit ihrem Vater, hat sich ihr Alkoholkonsum mittlerweile schon deutlich reduziert. Sie hat auch gelernt, über den Dingen zu stehen und provoziert weniger Streit mit König Zøg.
Fazit
Trotz aller Kritik an der fehlenden Entwicklung der Plots bleibt Disenchantment weiterhin eine äußerst spaßige Angelegenheit. Wer mit der Serie im ersten Teil noch nicht warm wurde, sollte von der Fortsetzung jedoch keine Wunder erwarten. Die Qualität der Gags bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau und der Großteil der Witze zündet auch. Fraglich ist eher, ob manche Story-Entscheidung wie etwa die Einführung von Ursula nun dem Fantasy-Aspekt dienen soll oder ob das Humor-Potenzial dahinter tatsächlich als hoch eingestuft wird. Weiterhin sind auch die hochwertigen Zeichnungen eine Augenweide und die vielen fantastischen Kreaturen tragen ihren Teil dazu bei, dass Disenchantment vollkommen zurecht eine Existenzberechtigung als Fantasy-Comedy-Serie besitzt. Weiterhin ist der deutsche Sprechercast rund um Jenny Löffler bestens aufgelegt. Die Fortführung bleibt sich selbst treu, ohne größere Überraschungen in Sachen Plot-Entwicklung bereit zu halten.
© Netflix