Murderbot (Folge 1×10)
Die erste Staffel von Murderbot geht zu Ende. In der zehnten und letzten Folge »Grenzlinie« erleben wir ein letztes dramatisches Aufbäumen (Space-Hippies to the Rescue) und einen bittersüßen Abschied seitens Murderbot mit Augen, die mehr sagen, als ein armes menschliches Herz ertragen kann. Die Serie kriegt in ihrer letzten Episode genau das hin, woran so manch andere scheitert: Sie bringt ihre Figuren zu einem befriedigenden Abschluss, lässt aber genug Raum, damit es weitergehen kann. Und das wird es. Staffel 2 ist unlängst bestätigt.
Inhaltsangabe:
Murderbot erwacht und befindet sich in einem Corp-Labor auf Corporation Rim. Seine Erinnerungen wurden gelöscht und ein neues Gouverneur-Modul eingesetzt. Seine Persönlichkeit ist futsch. Es gehorcht mechanisch und wird als Security gegen protestierende Arbeiter eingesetzt. Die Situation eskaliert und Murderbot geht zu Boden. Für die Firma wird Murderbot ein Fall für den Schrott/das Säurebad.
PresAux befindet sich im Gespräch mit der Firma und erwägt, Anklage zu erheben. Vor allem aber wollen unsere Space-Hippies ihre SecUnit zurück. Während Pin-Lee an ihren juristischen Karate-Moves feilt, geht Gurathin undercover, um Murderbots Erinnerungen aus dem Labor zu extrahieren und somit seine Persönlichkeit zu retten.
Pin-Lee und Ratthi können Murderbot gerade noch vor dem Säurebad retten.
Das PresAux-Team bringt Murderbot mithilfe des Backups wieder online. Es ist sichtlich irritiert. Mensah erklärt, dass sie Murderbot aus seinem Vertrag freigekauft haben. Es ist nun ein freies Individuum, das mit ihnen auf Preservation Aux leben und sich frei entfalten kann – allerdings mit Mensah als Vormund.
In der Nacht überdenkt Murderbot seine Situation und fasst einen Entschluss: Es muss seine Menschen verlassen. Gurathin kommt ihm zuvor. Die beiden teilen einen intensiven Moment und Murderbot gesteht, dass es »den Perimeter überprüfen muss«. Gurathin versteht und lässt Murderbot ziehen.
Ungesehen gelangt Murderbot zum Hafen, klaut sich ein paar Arbeiterklamotten zusammen und heuert als Anhalter auf einem Frachtschiff mit Bot-Pilot an – im Austausch für seine Medienbibliothek. Stellt sich nämlich heraus, dass auch Bot-Piloten gerne Serien gucken.
Murderbot hat Mensah eine Nachricht hinterlassen. Seine Worte sind: »Ich weiß nicht, was ich will. Aber ich weiß, dass niemand mir sagen soll, was ich will.« Unter Tränen akzeptiert sie seine Entscheidung.
Die Staffel endet damit, dass Murderbot ins Unbekannte fliegt.
Herrschaftszeiten, diese Augen!
Die Folge geht nochmal ein paar dramatische Extra-Schritte, um uns emotional auch wirklich abzuholen. Murderbot wird formatiert und in seinen alten, brutalen Job zurückgeschickt. Wir sehen, wie es bespuckt, misshandelt und wie ein Werkzeug benutzt wird. Das tut umso mehr weh, da wir seine eigentliche Persönlichkeit kennen. Der Gegensatz zwischen der übermäßig komischen letzten Folge, in der Murderbot High-Fives gibt und Steinchen im Schuh hat, und der armen, leeren, verlorenen SecUnit in dieser Folge, ist extrem. Dass die Showrunner diesen emotionalen Payoff in einer Serie, in der gleichzeitig eine so kitschige Parallelspur wie »Sanctuary Moon« läuft, hinbekommen, ist eigentlich kaum zu fassen. Alexander Skarsgård ist in seiner Rolle einfach Peak. Was sag ich: Seine Augen sind der Peak. Nur mit den Augen wechselt er zwischen absoluter Leere, Kindlichkeit, Rivalität, Erleichterung, Panik und was weiß ich noch alles. Peak eyeball cinema.
Der Schwanengesang der Außenseiter
Die Figuren erhalten einen zufriedenstellenden Abschluss. Mensah wird von Murderbot offiziell zum »Lieblingsmenschen« erklärt. Trotz allem lässt sie Murderbot mit Akzeptanz und Verständnis in die weite Welt ziehen. Pin-Lee löst ihr Versprechen ein und klagt alles und jeden im Corporation Rim an – you go, girl! Und der wahre MVP der Serie ist sowieso Gurathin. Gurathin hat sich von »Ich kümmer mich persönlich darum, dass diese kaputte SecUnit eingeschmolzen wird« zu »Ich riskiere mein gesundes Gehirn, um diese SecUnit zu retten« entwickelt. Er kennt Murderbot inzwischen gut genug, um mithilfe dieses Wissens an Murderbots Daten heranzukommen. Die letzte Szene zwischen Murderbot und Gurathin: Ergreifend. Zwei Außenseiter, die sich ähnlicher sind, als sie anfangs wahrhaben wollten. Es gibt kein großes Drama, sondern einfach nur ein stilles Einvernehmen und Loslassen – und es wirkt verdient. Auch hier mal wieder: Peak.
Kommt Staffel 2 von Murderbot?
Antwort: Ja. Einen Tag vor der Ausstrahlung des Staffelfinales, am 11. Juli 2025, wurde die zweite Staffel seitens AppleTV+ offiziell bestätigt. Die Showrunner Chris und Paul Weitz zeigen sich erleichtert und Matt Cherniss, Leiter des Programms bei AppleTV+, kündigt an, dass es mehr »Sanctuary Moon« geben werde. Will ich auch hoffen! Denn wir wissen immer noch nicht, ob Flight Officer Hordööp-Sklanch den Kamikazeflug überlebt hat! Nun ja, davon abgesehen: Tolle Sache, dass die Showrunner der Staffel ein bittersüßes Ende gegeben haben, welches auch als Ende für die gesamte Serie hätte durchgehen können, würde die zweite Staffel nicht erscheinen. Däumchen hoch dafür. Andere Fandoms haben nicht so viel Glück und bleiben bei ihrer gecancelten Lieblingsserie auf einem ewigen Cliffhanger sitzen (looking at you, Utopia – sowohl Original als auch Remake …).
Fazit
Wenn ich einen Emmy für das beste schauspielernde Körperteil vergeben könnte: Skarsgårds Augen würden den kriegen, definitiv. Folge 10 ist ein ruhiges Finale; emotional und ein petit peu dramatisch. Hier explodiert nix mehr, hier herrschen nur die Tragik und das Gewicht des Abschieds. So schön melancholisch, ich weiß gar nicht, wohin mit mir.
Auch wenn die Serie am Anfang ein bisschen mit ihrem Pacing irritiert, hat mir Murderbot viel Freude bereitet. Das Ende deckt sich mit dem Ende der Buchvorlage: Die Schachfiguren stehen alle dort, wo sie für die Zukunft hingehören. Der Weg dorthin wurde von den Weitz-Brüdern auf ihre Art und Weise ausgeschmückt: mit Freiheiten in der Charaktergestaltung, Ergänzungen und neuem Worldbuilding, das sich wunderbar ins bestehende Universum einfügt. Nehm‘ ich als Fan auf jeden Fall dankend an und freue mich auf Staffel 2.
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