Once Upon a Time – Es war einmal … (Staffel 1)

Märchen. Wir kennen sie alle, sei es in Form eines dicken Märchenwälzers, durch Erzählungen unserer Eltern oder auch nur durch die Disney-Interpretationen. Aber was, wenn all die Geschichten rund um Schneewitchen, Rotkäppchen & co. wahr sind? In Once Upon a Time – Es war einmal … sind die uns bekannten Märchenhelden durch einen Fluch gefangen in unserer Welt und nur eine Frau kann sie retten – die hat jedoch ihre Probleme, überhaupt zu glauben, dass die Geschichten aus dem Märchenbuch eben nicht nur Geschichten sind. Die erste Staffel der Fantasy-Serie der Lost-Schöpfer Edward Kitsis und Adam Horowitz lief von 2011 bis 2012 auf dem US-Sender ABC und ist seit dem 18. September 2020 auf Disney+ abrufbar.

   

Es war einmal eine böse Königin (Lana Parrilla, Swingtown), die alle Märchenfiguren verflucht hat. Seitdem leben sie ohne Erinnerung an ihre Märchenvergangenheit in der menschlichen Welt, gefangen in einer Stadt namens “Storybrooke”, in der die Zeit nicht vergeht und die sie nicht verlassen können. Doch bevor der Fluch ausgesprochen wurde, schickten Snow White (Ginnifer Goodwin, Why Women Kill) und Charming (Josh Dallas, Manifest) ihre neugeborene Tochter Emma durch einen magischen Schrank fort in die menschliche Welt, sodass sie nicht von dem Fluch erfasst wird und als Erwachsene den Fluch brechen kann. 28 Jahre nachdem der Fluch ausgesprochen wurde, lebt in Bosten die Kautionsagentin Emma Swan (Jennifer Morrison, Dr. House) die einsam ihren Geburstag feiert – bis der zehnjährige Henry Mills (Jared S. Gilmore, Opposite Day) vor ihrer Tür steht. Sie hat ihn als Baby zur Adoption freigegeben, er lebt nun in Storybrooke als Sohn der Bürgermeisterin. Henry erzählt Emma, seine Adoptivmutter sei die böse Königin und alle Bewohner Storybrookes seien verfluchte Märchenfiguren. Emma glaubt dem Jungen natürlich kein Wort, fährt aber selbst nach Storybrooke und muss feststellen, dass in der Stadt tatsächlich etwas nicht stimmt …

Es war einmal in Storybrooke, Maine

Originaltitel Once Upon A Time
Jahr 2011 – 2012
Land USA
Episoden 22 in Staffel 1
Genre Fantasy, Drama
Cast Emma Swan: Jennifer Morrison
Snow/Mary Margaret: Ginnifer Goodwin
Charming/David: Josh Dallas
Böse Königin/Regina: Lana Parrilla
Henry Mills: Jared S. Gilmore
Rumpelstilzchen/Mr. Gold: Robert Carlyle
Jimminy Cricket/Archie: Raphael Sbarge
Im Handel und auf Disney+ verfügbar

Im Grunde erzählt die erste Staffel von Once Upon a Time eine typische Heldenreise: Emma Swan, die in der Vergangenheit immer allein und einsam war, ist “die Retterin” und dazu bestimmt, den Fluch zu brechen, aber sie selbst kann daran nicht glauben. Verständlicherweise, schließlich würde niemand einem Zehnjährigen glauben, der behauptet, in seiner Heimatstadt seien alle Einwohner verfluchte Märchenfiguren und seine Adoptivmutter sei keine andere als die böse Königin höchstpersönlich. Emma gerät dabei immer wieder mit Henrys Adoptivmutter Regina Mills aneinander, denn ihr gefällt es überhaupt nicht, dass Henry seine leibliche Mutter nach Storybrooke gebracht hat – dass Emma auch noch die Einzige ist, die ihren Fluch brechen kann, wird ihr erst später klar. Die Feindschaft und Dynamik zwischen Emma und Regina ist ein spannender Angelpunkt der Geschichte, denn wegen Henry sind sie ohnehin dazu gezwungen, miteinander umzugehen. Die Charaktere und deren Beziehungen sind sowieso der gelungenste Aspekt von Once Upon a Time. Ein Beispiel hierfür ist auch die Freundschaft zwischen Emma und Henrys Lehrerin Mary Margaret, die eigentlich keine andere als Emmas Mutter Snow White ist, auch wenn beide Frauen davon nichts ahnen.

Zwei Erzählungen in einer Serie

Wer die Mystery-Serie Lost gesehen hat, wird sich mit dem Erzählkonzept der Serie sofort heimisch fühlen. Denn die Handlung wird auf zwei Ebenen erzählt, einmal im Storybrooke der Gegenwart und einmal im Zauberwald (dem Land, in dem alle Märchenfiguren gelebt haben) der Vergangenheit. Während in der Gegenwart erzählt wird, wie die Bewohner leben und Henry verzweifelt versucht, Emma davon zu überzeugen, dass der Fluch Realität ist, wird in der Vergangenheit eine ganz andere Geschichte erzählt. Es geht vorrangig um die komplizierte Geschichte zwischen Snow White, Charming und der bösen Königin. Die Romanze (und deren Hindernisse) zwischen Snow White und Charming ist eine zentrale Handlung, genauso wie die hasserfüllte Verfolgung Snow Whites durch die böse Königin. Ebenfalls ein zentraler Charakter ist Rumpelstilzchen (Robert Carlyle, Ganz oder gar nicht), in Storybrooke als Mr. Gold bekannt, der fast immer irgendwie seine Finger im Spiel hat. Die Geschichten im Zauberwald werden jedoch nicht chronologisch erzählt, sondern sind charakterabhängig. Zumeist steht ein Charakter in der Zauberwalderzählung im Fokus, doch jede Geschichte hat mindestens über mehrere Ecken und Kanten mit der Rahmenhandlung zutun. Dementsprechend ist die Erzählweise nicht episodenhaft, obwohl es zunächst so scheint, da oft auch ein Nebencharakter im Fokus steht. Durch diese Erzählweise, bei der die Gegenwart und die Vergangenheit parallel separate Geschichten erzählen, wird noch einmal der Fokus auf die Charaktere der Serie deutlich. Die Ausarbeitung der Narrative ist gut gelungen, da immer ein Bezug zwischen beiden Erzählebenen herrscht.

Rotkäppchen als böser Wolf, Rumpelstilzchen als Biest – spannende Neuinterpretationen

Interessant ist die Tatsache, dass die Märchenfiguren keinesfalls 1:1 aus den ursprünglichen Märchen übernommen wurden, sondern lediglich kreativ interpretiert wurden. So ist der Charakter Red (Meghan Ory, Chesapeake Shores) eine Interpretation von Rotkäppchen, in der sie selbst durch eine Verwandlung bei Vollmond der böse Wolf ist. Dementsprechend wurden teilweise mehrere Figuren verschiedener Märchen in einen Charakter interpretiert, Rumpelstilzchen ist zum Beispiel gleichzeitig auch das Biest, das eine besondere Liebesgeschichte mit der jungen Belle (Emilie de Ravin, Lost) erlebt. Die uns bekannten Märchenfiguren haben neue Charakterzüge und Funktionen, was natürlich auch nötig ist, um alle Märchenfiguren in einem gemeinsamen Land sinnvoll unterzubringen. Auch wäre eine reine Adaption der doch sehr charakterarmen Märchenfiguren denkbar schlecht gewesen. Die Ausarbeitung der Charaktere ist stattdessen sehr gut gelungen und sorgt dafür, dass die Zuschauer schnell mit den Figuren mitfühlen können. Positiv ist auch die hohe Präsenz starker Frauenfiguren, wie zum Beispiel die schlagfertigen Protagonistinnen Emma oder Snow White.

Schauspielerische Glanzleistungen

Das Konzept von Once Upon a Time verlangt den Schauspielern einiges ab, schließlich müssen sie quasi innerhalb von einer Serie mehrere Rollen spielen, denn die Storybrooke- und die Zauberwald-Rolle unterscheiden sich teilweise signifikant. Besonders beeindruckende Leistungen erbringen hierbei Lana Parrilla als böse Königin/Regina Mills und Robert Carlyle als Rumpelstilzchen/Mr. Gold. Rumpelstilzchen ist zum Beispiel mit seiner verspielten, aber auch exzentrischen Persönlichkeit sicher keine leichte Rolle, wird von dem Schauspieler jedoch perfekt verkörpert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Rückblenden um Rumpelstilzchen und die böse Königin, bevor sie zu Bösewichten werden, sie erneut als gänzlich andere Charaktere präsentieren. Aber erfreulicherweise machen alle Hauptdarsteller einen großartigen Job und sorgen dafür, dass die Geschichte die Zuschauer in ihren Bann zieht. Eher mittelmäßig fällt der Einsatz von CGI für zum Beispiel Drachen aus, aber bei einer TV-Serie dürfen natürlich keine technischen Meisterleistungen wie bei einem Kinofilm erwartet werden. Dennoch ist die Qualität der CGI-Effekte ausreichend, sodass es zu keinen unfreiwillig komischen Momenten kommt.

Fazit

Die erste Staffel von Once Upon a Time ist eine denkbar gelungene Einführung in das Universum der Fantasy-Serie und punktet insbesondere durch die wundervoll ausgearbeiteten Charaktere. Emma ist eine schlagfertige Protagonistin und auch die anderen Charaktere empfinde ich alle als sympathisch, selbst die böse Königin kann als Bösewicht mit einer tragischen Hintergrundgeschichte punkten. Besonders gelungen ist die Erzählweise, durch die jeder Nebencharakter seine eigene märchenhafte Vergangenheit bekommt und dem Zuschauer deutlich näher gebracht wird. Sehr gut gefällt mir auch die authentische Romanze zwischen Snow White und Charming (dass die beiden Schauspieler sich am Set kennengelernt haben und seit 2014 verheiratet sind, gibt dem Ganzen noch einen besonderen Touch), die auch wahrlich eine märchenhafte Stimmung erzeugt. Wer gerne Serien mit einem Charakterfokus schaut und Fantasy mag, sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren.

© Walt Disney 


Im Handel erhältlich:

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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