Feedback – Sende oder stirb
Das große Risiko einer Live-Übertragung liegt darin, dass Missgeschicke nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Was raus ist, ist raus. Da kann nur noch souveräner Umgang eine Situation retten. Ganz anders sieht die Nummer aber im Falle des Radio-Moderators Jarvis (Eddie Marsan, Atomic Blonde) aus: Maskierte Eindringlinge zwingen ihn, die Live-Sendung für einige äußerst unbequeme Statements zu nutzen. Eine prekäre Sitution, in die Regie-Debütant Pedro C. Alonso seine Zuschauer zwingt. Dass der Verlauf dieser Umstände eine blutige Richtung einschlägt, kann nur im Sinne des Zuschauers sein.
Jarvis Dolan ist ein Showhost, der polarisiert. Darauf setzen seine Zuhörer, welche der nächtlichen Call-In-Show des Londoners gerne lauschen, regelrecht. Die Quoten sollen durch einen zweiten Moderator noch weiter in die Höhe getrieben werden. Jarvis’ Begeisterung über das Engagement von Andrew Wilde hält sich in Grenzen. Immerhin ist das seine Show und entsprechend mies gelaunt ist er an diesem Abend. Doch das ist noch nicht der Höhepunkt der Aufregung. Als maskierte Eindringlinge das Studio stürmen und den Posten des Programmchefs einnehmen, bleibt Jarvis nur das Mitspielen übrig …
Twistreiches Kammerspiel
Originaltitel | Feedback |
Jahr | 2019 |
Land | Spanien |
Genre | Psycho-Thriller |
Regisseur | Pedro C. Alonso |
Cast | Jarvis Dolan: Eddie Marsan Andrew Wilde: Paul Anderson Claire: Ivana Baquero Anthony: Alexis Rodney Julia: Alana Boden Brennan: Richard Brake Alex: Oliver Coopersmith |
Laufzeit | 97 Minuten |
Die wohl größte Stärke der spanischen Produktion: Sie holt das Maximum aus ihren eingeschränkten Mitteln heraus. Obwohl die Handlung die gesamte Zeit über innerhalb der Radio-Station spielt kommt keine Langeweile auf. Wie auch? Der beschränkte Handlungsspielraum triggert Gefühle wie Panik und Klaustrophobie und garniert diese mit den persönlichen Existenzängsten, in die Jarvis getrieben wird. Feedback ist ein überaus unbequemer Film, der seine Hauptfigur phyisch wie psychisch foltert. Ganz aufgehen mag das Konzept am Ende nicht, da Jarvis keine Figur ist, der man allzu schnell Sympathien zukommen lässt. Das Drehbuch lässt es sich aber auch nicht nehmen, die Ansicht des Zuschauers immer wieder zu beeinflussen: Ist die gesamte Situation nicht vielleicht doch gerechtfertigt? Mit dem einen oder anderen Kniff wird die Situation immer wieder in eine andere Perspektive gerückt. Die Spannung ist aber auch ohne diese Eingriffe gegeben. Schließlich ist auch über die Identität der Eindringlinge zunächst nichts bekannt.
Leuchtet im Dunkeln
Doch nicht nur die Grenzen zwischen Gut und Böse (sofern man diese überhaupt klassifizieren kann) verschwimmen. Das eigentlich eher dröge und überschaubare Setting entwickelt mit der Zeit eine besondere visuelle Qualität. Es sind vor allem die Kontraste zwischen leuchtenden Farben und der Dunkelheit, welche sich als besonders ausgeprägtes Stilelement hervortun. Bereits das Filmposter verdeutlicht die Intensivität der roten Aufnahmeleuchten, andere Räume werden von satten Gelbtönen dominiert. Das passt vor allem insofern sehr gut, als dass die Charaktere auch innerhalb der Extremsituation von null auf 100 hochfahren und die Situation einen Killerinstinkt und Timing erfordert. Sie werden innerhalb des tristen Szenarios also ähnlich stark zum Leuchten gebracht. Ungeduldige Zuschauer müssen solange allerdings zahlreiche Dialoge überstehen, denn der Protagonist ist eine echte Plaudertasche. Zartbesaitete Zuschauer sollten einen Bogen um diesen Titel machen: Die emotionalen Szenen bringen einige äußerst blutige Anblicke zu Tage.
Fazit
Feedback ist kein einfach zu verdauender Film. Wenn nicht bereits der psychische Terror, dann ist es spätestens der Einsatz von Handgreiflichkeiten, die das Werk unbequem machen. Pedro C. Alonso legt für einen Newcomer einen intensiv erzählten Start hin, der seine Schwächen im Drehbuch mit dichter Atmosphäre weitgehend kaschieren kann. Feedback ist nur kein Film, der einen hohen Wiedersehwert besitzt. Alles läuft auf den Ausgang der Situation hinaus und verpufft anschließend auch wieder. Bis dahin ist allerdings weitgehend Spannung angesagt, sofern man auch Gewaltszenen ertragen kann.
© Pandastorm Pictures