Dirty Office Party
Alljährlich drängen Filme mit saisonalem Bezug in die Kinos. Weihnachten ist ein Anlass, der schon in zahlreichen Formen Verwertung fand. Rund zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest 2016 lief Dirty Office Party in den Kinos an. Damals wurde “Dirty” noch durch “Christmas” ersetzt, um auch wirklich den letzten Zuschauer mit auch nur einem Funken Weihnachtsstimmung abzuholen. Für eine Heimauswertung, die fünf Monate später im Mai erscheint, ist Weihnachten nicht mehr das stärkste Zugpferd, sodass eine kurzfristige Umbenennung stattfand. Marketing macht es möglich. Inhaltlich ist die Weihnachtsfeier allerdings auch nur ein Vorwand, um einen chaotischen Partyfilm mit prominenter Besetzung loszulassen.
Heiligabend steht vor der Türe und die knallharte Geschäftsführerin Carol (Jennifer Aniston, Wir sind die Millers) eröffnet ihrem Bruder Clay (T.J. Miller, Cloverfield), dass sie als Erbin des Familienunternehmens die Zweigstelle, die er leitet, einstampfen wird. Panik bricht unter den Mitarbeitern aus und Clay versucht alles, um seine Belegschaft bei Laune zu halten. Die Chicagoer Zweigstelle war schließlich die Lieblingsfiliale seines verstorbenen Vaters. Gemeinsam mit dem frisch geschiedenen Josh (Jason Bateman, Kill The Boss) und der pfiffigen Tracey (Olivia Munn, X-Men: Apocalypse) schmiedet er einen Plan: Der Großinvestor Walter (Courtney B. Vance, Terminator: Genisys) soll auf ihre Seite gezogen werden. Der Anlass dafür ist bereits gefunden: Die geplante Weihnachtsfeier auf zwei Etagen soll spektakulär werden. Doch als es an besagtem Abend soweit ist, bricht das pure Chaos aus und auch die Geheimhaltung vor Carol funktioniert nicht wie geplant…
Hemmungslose Weihnachtssause ohne intellektuellen Anspruch
Originaltitel | Office Christmas Party |
Jahr | 2016 |
Land | USA |
Genre | Comedy |
Regisseur | Josh Gordon, Will Speck |
Cast | Josh Parker: Jason Bateman Tracey Hughes: Olivia Munn Clay Vanstone: T. J. Miller Trina: Jillian Bell Allison: Vanessa Bayer Walter: Courtney B. Vance Jeremy Rob Corddry Joel: Sam Richardson Fred: Randall Park Mary Winetoss: Kate McKinnon Carol Vanstone: Jennifer Aniston |
Laufzeit | 105 Minuten |
FSK |
Weihnachtsfeiern im Büro und in anderen Locations sind immer ein willkommener Anlass, um das, was das gesamte Jahr über mühselig aufgebaut wurde, zu zerstören: Respekt. Hemmungslos wird Alkohol konsumiert, eigene Grenzen überschritten und wild gefeiert. Doch selten arten die Weihnachtssausen in eine solche Zerstörungsorgie aus, wie Dirty Office Party sie abfeiert. Fremdschäm-Momente sind garantiert. Der große Unterschied zu sonstigen Eskalationsfilmen wie Hangover oder Girls Night Out liegt im Szenario: Die üppig ausgestattete Party nimmt natürlich Santa Claus und seine Rentiere gehörig auf die Schippe, während entsprechende Partymusik aus allen Boxen donnert. Wenn schon hemmungslos gefeiert wird, muss es nicht intellektuell zugehen. Das Arsenal an Peinlichkeiten ist unerschöpflich: Das Spektrum bedient einfältige Furzwitze ebenso wie clevere Anspielungen auf Stirb Langsam oder Fast & Furious. Letzteres ist dann eher die Ausnahme zwischen den flachen Sketchen. Die dominierenden Themen sind natürlich zu einem Großteil sexistisch aufgeladen (Eierlikörspender mit Eispenis, Körperteile auf den Kopierer hängen und Gruppensex auf der Toilette), womit zumindest “Dirty” im Titel schon einmal eine Daseinsberechtigung fristet.
Der rote Faden eskaliert mit
Der rote Faden wird nur grob vorgegeben: Sechs Drehbuchautoren bastelten die Gags zu einer großen Geschichte zusammen, die in sich stimmig erzählt ist, aber bekannten Mustern folgt. Das trifft auch auf die Figurenzeichnung zu, die ohne Stereotypen genrebedingt gar nicht auskäme. Die simplen Charaktere sind nicht jedermanns Geschmack und der eher einfältige Humor passt ins Szenario. Für Diversität ist gesorgt und kaum ein (Kollegen-)Typ wird nicht abgebildet. Der schüchterne Informatiker Nate (Karan Soni, Ghostbusters) versucht Eindruck zu schinden, indem er mit einem Callgirl namens Savannah (Abbey Lee, Mad Max: Fury Road) erscheint, die kurzerhand Drogen in den Umlauf bringt. Die alleinerziehende Allison (Vanessa Bayer, Dating Queen) entdeckt den geheimen Fetisch ihres Schwarms und irgendwann steht nicht nur die Polizei vor der Matte, sondern auch die irre Drogendealerin Trina (Jillian Bell, Brautalarm). All die Lebenskrisen und Techtelmechtel stehen jedoch untereinander nicht in einem direkten Zusammenhang und schon gar nicht mit dem Plot (die Rettung der Filiale), sodass der Film zeitweise in seine Einzelteile zerfällt, bis an einer Lösung gearbeitet wird. Dabei kommen ausgerechnet die Hauptdarsteller T.J. Miller, Jason Bateman und Olivia Munn wesentlich zu kurz. Ihre Figuren wirken langweilig im Dunst der eskalierenden Freaks, weshalb die Unterbrechungen zeitweise nerven können und auch Jennifer Aniston kommt als gefürchteter Firmendrache wesentlich zu kurz.
Fazit
Dirty Office Party ist einer jener Filme, die man jedes Jahr zu Weihnachten in größerer Runde ansehen kann und damit auch eine Spaßgarantie hat. Jenseits vorweihnachtlicher Stimmung verliert der Film den Anspruch, angeschaut werden zu wollen, da die Luft zwischen langweiligen und komischen Figuren in einem unausgewogenen Verhältnis steht. Der Plot ist ohnehin reiner Vorwand für außer Kontrolle geratende Menschen, die erfreulicherweise mal nicht Teenies, sondern mehr oder weniger steife Angestellte sind. Die eine oder andere Parallele zur eigenen Weihnachtsfeier gibt es bestimmt zu entdecken und die Fremdschäm-Momente fallen besonders spaßig aus, aber mehr als filmisches Fast Food ist hier nicht drin.