Der kleine Lord
1886 erscheint ein Kinderbuch mit einer recht einfach gestrickten Handlung. Heute gehört eine der Verfilmungen dieses Buches zu den Weihnachtsklassikern, die jedes Jahr wieder kurz vor Heiligabend über die Bildschirme flimmert und Jung und Alt bezaubert. Die Rede ist von Der kleine Lord.
In ärmlichen Verhältnissen in Amerika aufgewachsen, findet sich der achtjährige Cedric Errol unvermittelt als Erbe eines steinreichen Earls in England wieder. Dieser Earl hatte seinen Sohn, der entgegen seinem Willen eine Amerikanerin geheiratet hatte, verstoßen, muss seinen Enkel Cedric nun aber mangels weiterer Erben in seinem Schloss aufnehmen. Widerwillig und voller Antipathie gegen seine Schwiegertochter, die zusammen mit ihrer Bediensteten Mary ganz in der Nähe wohnt und ihr eigenes, unabhängiges Leben führt, begegnet der alte Griesgram seinem gutherzigen und mitfühlendem Enkel. Der Earl, der zunächst nur mühsam das Bild eines liebenden Großvaters zu spielen weiß, wandelt sich im Laufe der Zeit immer mehr zu dem Menschen, den Cedric in ihm sieht, und muss sich mit den Folgen seiner bisherigen Haltung auseinandersetzen. Da droht ihm Cedric wieder entrissen zu werden.
Ein Sir als Earl
Originaltitel | Little Lord Fauntleroy |
Jahr | 1980 |
Land | Großbritannien |
Genre | Drama |
Regisseur | Jack Gold |
Cast | Cedric Errol, Lord Fauntleroy: Ricky Schroder John Arthur Molyneux Errol, Earl of Dorincourt: Sir Alec Guiness Mrs. Errol: Connie Booth Mary: Carmel McSharry Silas Hobbs: Colin Blakely Dick Tipton: Rolf Saxon Mr. Havisham: Eric Porter Wilkins: Patrick Stewart |
Laufzeit | 103 Minuten |
FSK |
Niemand anderes als Sir Alec Guiness spielt in dem 1980 gedrehten Film die Rolle des Earl of Dorincourt. Der als “Mann der tausend Gesichter” bekannte britische Schauspieler verleiht der Rolle des griesgrämigen, hartherzigen Großvaters ein Profil, welches über das der Buchvorlage noch hinausgeht. Die langsame Wandlung, die dieser Charakter im Laufe der Zeit durchlebt, wird von Guiness glaubhaft und nachvollziehbar inszeniert. Und ebenso wandelbar zeigt Sir Alec Guiness sich in den verschiedenen Rollen, die er in anderen Filmen verkörpert. Ob in Komödien wie zum Beispiel Adel verpflichtet – hier spielt er gleich acht verschiedene Rollen – oder als Beduine, Soldat, Agent oder blinder Butler, immer erweckt Guiness die Figuren, die er verkörpert, auf charmante und gleichzeitig unnachahmliche Art und Weise zum Leben. Unvergessen bleibt seine Rolle als Obi-Wan Kenobi in den ersten drei Star Wars Filmen (Episoden IV-VI), ein Ruhm, den er für sich immer ablehnte, da er diese Darstellung nicht als seine beste Leistung betrachtete.
Ins Herz gespielt
Aber auch die anderen Charaktere mogeln sich mit ihren liebenswerten und unverwechselbaren Eigenschaften schnell ins Herz des Zuschauers. Cedrics Mutter bewahrt sich entschlossen ihre Unabhängigkeit und hält gegenüber dem Earl mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Dann ist da die brummige Mary, die als Kindermädchen bei Cedrics Mutter bleibt und ihr nach Amerika folgt. Mr. Hobbs, der Gemischtwarenhändler, und Dick, der Schuhputzer, gehören zu Cedrics ältesten Freunden und nehmen an seinem Schicksal lebhaften Anteil. Die Bediensteten des Schlosses verrichten pflichtgetreu ihren Dienst, doch hinter verschlossenen Türen kehrt Leben in die starr wirkenden Gesichter ein. Am bemerkenswertesten ist es aber, wie der junge Ricky Schroder (Major Bill Kean in Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All) es als Cedric schafft, trotz Mädchenfrisur einer Figur ein liebenswertes Profil zu verleihen, die durch ihre Gutmütigkeit und Aufrichtigkeit schnell langweilig wirken könnte.
Es darf darüber gestritten werden, ob die Darstellung eines dosenkickenden Earls glaubhaft ist. Ebenso mag die naive und allzu gutherzige Art Cedrics hinter der Realität zurückbleiben. Dennoch ist Der kleine Lord einer jener Filme, die in meinen Augen funktionieren, und zwar ebenso wie die Romanvorlage von Frances Hodgson Burnett, von der nur unbedeutend abgewichen wird. Hier ist die Welt überschaubar und noch in Ordnung, und was nicht stimmt, das richtet sich bis zum Schluss. Es kann ja gar nicht anders sein, als dass kaltherzige und unnahbare Menschen sich durch menschliche Wärme zum Guten wandeln, ganz ohne Gewalt. Dieses Grundbedürfnis des Zuschauers wird in Der kleine Lord befriedigt und passt somit perfekt in die Weihnachtsstimmung – jedes Jahr aufs Neue.
Ein sehr schöner Film. Schaue ich mir auch immer wieder gerne an. Finde diese hier ist auch eine der besten Verfilmungen.
Uuund … Weihnachten … Familytime … Der kleine Lord! 😀
Einfach immer wieder schön anzusehen. Sir Alec Guiness ist aber auch großartig in der Rolle des grantelnden Großvaters.