American Horror Stories (Folge 1×01)
Mit American Horror Stories meldet sich Ryan Murphy mit einem Spin-off seiner erfolgreichen American Horror Story zurück. Dabei dient das Stories-Format als Episoden-Anthologie: Jede Folge eine neue Horror-Geschichte, wobei Folge 1 und 2 (“Rubber(wo)man”) eine Doppelfolge bilden. Es geht zurück ins Murder House aus Staffel 1!
Inhaltsangabe
Das schwule Ehepaar Michael (Matt Bomer) und Troy (Gavin Creel) zieht mit seiner 16-jährigen Tochter Scarlett (Sierra McCormick) in ein Haus, um das sich viele Geschichten ranken, da dort ein Familienmord stattfand. Ihr Plan ist es, nach der Renovierung eine Art Geister-Café zu eröffnen, wo Menschen gleichzeitig essen und sich mit der Historie des Gemäuers bekanntmachen können.
Scarlett entdeckt beim Herumstöbern einen schwarzen Gummi-Anzug, den sie prompt anprobiert. Dieser ruft düstere Gefühle in ihr hervor, weshalb sie ihn schnell wieder auszieht. In der Schule tritt sie zwar meinungsstark auf, zieht aber viel Spott auf sich. Nur die schöne Maya (Paris Jackson) schenkt ihr Aufmerksamkeit und flirtet mit Scarlett, was diese dazu bringt, beim Masturbieren an Maya zu denken und von ihr zu fantasieren.
Ihre Väter sprechen Scarlett derweil auf ihren Pornokonsum an, der für eine 16-jährige sehr hoch ist, zumal Scarlett sich besonders harte Pornos ansieht, was ihren Erziehungsverantwortlichen Angst macht, da diese mit Schmerz und Bondage zu tun haben. Scarlett versucht, ihre Väter mit dem Gummianzug und einem Messer zu erschrecken, doch der Scherz geht nach hinten los und Troy wird verletzt.
Michael und Troy bestellen die Therapeutin Dr. Andi Grant (Merrin Dungey) ins Haus. Sie spricht mit der Familie über Scarletts Entführung, als diese drei Jahre alt war, doch Scarlett hat daran keine Erinnerung mehr. Andi weist darauf hin, dass auch ein Haus mit derlei Historie negativen Einfluss auf die Entwicklung haben könne. Bevor Andi sich verabschiedet, sucht sie die Toilette auf, wird jedoch in den Keller gelockt. Dort wird sie von einem Mann im Gummi-Anzug ermordet. Die Familie bekommt davon nichts mit, doch als Michael ein wenig später den Anzug mitsamt Blut im Flur findet, verbrennen die Väter den Gummi-Anzug.
Scarlett, die Hausarrest hat, schleicht sich heimlich hinaus, um an Mayas Pyjama-Party teilnehmen zu können. Maya lockt sie in ihr Zimmer, um ihr einen Pyjama zu leihen. Dabei spricht sie Scarlett auf ihre Fesselfantasien an und entlockt ihr ein Geständnis. Plötzlich erhält Scarlett Nachrichten auf ihr Smartphone, dass sie sich gerade in einem Livestream befinde. Scarlett stürmt aus dem Haus.
Scarlett kontaktiert Maya und die Mädchen, um sie an einen Jungen zu erinnern, der sich wegen Mobbings umbrachte, was folgenschwere Konsequenzen für dessen Mobber mit sich brachte. Sie kündigt ihren Selbstmord an, wenn die Clique nicht innerhalb einer halben Stunde in ihren Haus auftaucht. Als die Mädchen dort ankommen, werden sie in den Keller gelockt, wo Scarlett, die wieder den Gummi-Anzug trägt, eine nach der anderen ersticht.
Am nächsten Tag versöhnt Scarlett sich mit ihren Vätern. Sie hat eine Mauer im Haus gebaut und gibt vor, mitanzupacken. Sie erzählt Michael und Troy, dass es ihre sexuelle Vorliebe sei, andere zu quälen. Die Väter bedanken sich für ihre Offenheit und verlassen den Raum. Maya kommuniziert mit Andi Grant …
Das Haus des Schmerz und der Versuchung
Es ist ein echtes Fan-Goodie, die Geschichte der ersten Episode in jenes berüchtigtes Haus zu verlegen, in dem American Horror Story seine Ursprünge findet. Der Rubberman ist das Wahrzeichen der ersten Staffel, warum also nicht auch eine Rubberwoman? Erneut geht es um eine äußerst sexualisierte Handlung, die natürlich mit dem Anzug in Verbindung steht. Scarlett als Teenager entdeckt ihre Sexualität erst nach und nach, steckt aber bereits in einem tiefen Sumpf, den einer ihrer Väter zutreffend beschreibt: Es gibt eine Grenze, ab der Sex nicht mehr schön, sondern düster ist. Scarlett hat diese Grenze längst hinter sich gelassen.
Wer lebt, wer ist tot?
Wieder einmal muss man sich die Frage stellen: Wer ist eigentlich tot in diesem Haus und wer lebt? Sicher sein kann man sich bislang nur bei Andri Grant, deren Tod man in Folge 1 miterlebt. Was ist mit Scarletts Vätern? Ging der Erschreckstreich mit dem Messer vielleicht sogar ganz anders aus? Ansonsten ist die erste Folge der Prototyp vieler Horrorfilme: Ein gemobbter Teenager nimmt Rache an seinen Peiniger:innen und findet dabei zu neuem Selbstbewusstsein. Unter dem Gesichtspunkt ist die erste Folge wenig erfrischend, bringt aber eben den Pluspunkt der Kulisse mit sich. Über Michael und Troy erfährt man derweil wenig, außer dass sie seit Scarletts Entführung voller Sorge um ihre Tochter sind und sich zu Helikopter-Eltern entwickelt haben. Welcher Teenager möchte schon, dass die eigenen Eltern Internetlogs auslesen und den Porno-Konsum kommentieren? Unangenehm!
Fazit
Die erste Hälfte der Doppelfolge legt gut vor und positioniert mit Scarlett eine Figur, die nicht nur einen Hang zum Düsteren besitzt, sondern bereits knietief in der Dunkelheit steckt. Ihre Väter haben berechtigten Anlass zur Sorge! Die Geschehnisse werden recht linear heruntererzählt und die Clique rund um Maya ist leider auch nur die klassische Bully-Gang, die ohne ersichtlichen Grund mobbt. Schade! Hier hätte gerne mehr drin sein dürfen. Nun jedenfalls klebt Blut an Scarletts Händen und es bleibt abzuwarten, wie stark Michael und Troy noch durch das Haus manipuliert werden. Mit Scarlett hat es jedenfalls sofort eine empfängliche und instabile Persönlichkeit gefunden.
© FX