Emergency Room – Die Notaufnahme
Mehr als ein Jahrzehnt, bevor die erfolgreiche Drama-Serie Grey’s Anatomy überhaupt an den Start ging, flimmerte im Jahre 1994 die erste Episode des Medical Dramas Emergency Room – Die Notaufnahme über die US-amerikanischen TV-Bildschirme. Im Zentrum der Handlung stehen dabei die titelgebende Notaufnahme des County General Hospital sowie die Ärztinnen und Ärzte, die sich neben medizinischen Fällen natürlich auch mit dem eigenen Privatleben herumschlagen. Entstanden nach einer Idee des Drehbuchautors Michael Crichton brachte es die in den USA schlicht als “ER” bezeichnete Serie auf satte 15 Staffeln in 331 Episoden bis 2009. Auch in Deutschland lief die Erfolgsserie bereits 1995 zum ersten Mal auf ProSieben und konnte teils Spitzenquoten einfahren. Wie sich Emergency Room als geistiger Vater zahlreicher Medical Dramas macht, erfahrt ihr in unserem Review.
Im Chicagoer Bezirkskrankenhaus County General Hospital kämpft das Klinikpersonal tagtäglich um das Leben ihrer Patienten. Einer von ihnen ist Dr. Mark Greene (Anthony Edwards, Top Gun), ein respektierter Arzt der Notaufnahme, der privat jedoch große Probleme mit seiner als Anwältin arbeitenden Frau hat und oft daran scheitert, seinen zeitintensiven Beruf und seine Rolle als Vater für die kleine Rachel zu erfüllen. Auch das restliche Klinikpersonal scheitert oft an dem Spagat zwischen Beruf und Privatem. Der junge Medizinstudent John Carter (Noah Wyle, The Quest) kommt hingegen neu an das County General Hospital und lernt unter der Leitung von Peter Benton (Eriq La Salle, Der Prinz aus Zamunda) die Fachrichtung Chirurgie kennen.
Ein Krankenhaus, 15 Jahre und zahlreiche Hauptcharaktere
Originaltitel | ER |
Jahr | 1994-2009 |
Land | USA |
Episoden | 331 in 15 Staffeln |
Genre | Drama |
Cast | Mark Greene: Anthony Edwards John Carter: Noah Wyle Doug Ross: George Clooney Carol Hathaway: Jualianna Margulies Peter Benton: Eriq La Salle Susan Lewis: Sherry Stringfield Kerry Weaver: Laura Innes Jing-Mei Chen: Ming-Na Wen |
Im Handel erhältlich |
Im Fokus der Handlung stehen im Laufe der 15 Staffeln verschiedene Charaktere, die erste Staffel bietet aber einen Hauptfigurenensemble aus sechs Figuren: die Assistenzärzte Mark Greene, Doug Ross (George Clooney, Ocean’s 12), Peter Benton und Susan Lewis (Sherry Stringfield, Was auch geschehen mag), der Oberschwester Carol Hathaway (Julianna Margulies, Good Wife) und dem Praktikanten John Carter. Letzter zieht sich als eine Art roter Faden durch die Serie, denn dessen medizinische Karriere und Leben können die Zuschauer*innen zu größten Teilen mitverfolgen. John Carter ist nur in wenigen Staffeln wirklich abwesend. Der Hauptcast ändert sich häufig und aus den ursprünglich nur sechs Hauptcharakteren werden schnell ein Dutzend, die jedoch stets vielseitig dargestellt und mit ausführlicher Screentime zu mehrdimensionalen Figuren werden. Tatsächlich ist es aber auch relativ normal, dass Hauptcharaktere für einige Staffeln verschwinden und dann wieder auftauchen. Unter diesen befindet sich zum Beispiel Dr. Susan Lewis, die von der Pilotfolge bis zur dritten Staffel eine Hauptrolle inne hat und nach einer Pause in Staffel 8 wieder dabei ist. Insgesamt kann man in den 15 Staffeln aber ganzen 26 Hauptcharakteren folgen, auch wenn einige von ihnen nur über eine geringe Zeitspanne von einer Staffeln diese Hauptrolle inne haben (was insbesondere für die letzte Staffel gilt).
Nicht nur die Notaufnahme ist wichtig
Obwohl die Notaufnahme der titelgebende Haupthandlungsort der Serie ist, beschränkt man sich nicht nur auf diesen Ort, sondern im Laufe der Staffeln werden auch andere Abteilungen des County General Hospitals beleuchtet, denn nicht jeder Hauptcharakter arbeitet in der Notaufnahme. Manche Charaktere ändern auch ihre Karriere und werden zum Beispiel von der Krankenschwester zu einer Ärztin, was ebenfalls eine interessante Perspektive darstellt. In den späteren Staffeln ändert sich der Handlungsort für einige Episoden auch komplett, es werden medizinische Einsätze in den Krisengebieten Afrikas und dem Nahen Osten gezeigt. So verschlägt es einige Hauptfiguren im Rahmen des Programms von Ärzte ohne Grenzen in unterversorgte Krankenhäuser. Diese Episoden sorgen nicht nur für Abwechslung, sondern geben auch einen eindringlichen wie dramatischen Einblick in die Bedeutung von medizinischer Versorgung in Krisengebieten.
Themen, die noch heute aktuell sind
Emergency Room lief zwar über einen Zeitraum von 15 Jahren, doch die letzte Episode flimmerte 2009 über die TV-Bildschirme, somit ist die Serie zeitlich betrachtet alles andere als aktuell. Während jedoch medizinische Geräte insbesondere in den frühen Staffeln sehr altbacken wirken, sind die angesprochenen Themen wohl aktueller denn je: Rassismus, Homophobie und Sexismus sind gesellschaftliche Problematiken, die mehrfach aufgegriffen werden und vor allem die tiefen Wurzeln des Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft sind mit schwarzen Charakteren wie Dr. Peter Benton immer wieder ein Thema. In Zeiten von Black Lives Matter trifft auch die Problematik der ausufernden Polizeigewalt den Nerv der Gesellschaft. Tatsächlich präsentiert sich die Drama-Serie sogar sehr modern und hat mit Dr. Kerry Weaver (Laura Innes, Deep Impact), die in Staffel 7 ihr Coming Out erlebt, einen lesbischen Hauptcharakter, was 2001 noch eine absolute Seltenheit war. Aber auch insgesamt wird im Cast auf ganz natürliche Weise Diversität groß geschrieben, was angesichts der vielen Hauptdarsteller in den 331 Episoden auch nötig ist, um die Zuschauer*innen nicht zu langweilen.
Ein Novum der damaligen Fernsehlandschaft, ein Vorbild für heutige Produktionen
Emergency Room erzählt vom Alltag einer Notaufnahme und dabei geht es nicht geschönt zu: Patienten sterben, das Personal ist nicht selten überarbeitet und die Finanzierung der Notaufnahme steht immer wieder auf der Kippe. Dramatisch und realistisch, das sind die Kernmerkmale der Serie. In den 90er-Jahren noch recht unüblich war auch das Verfolgen mehrerer Handlungsstränge innerhalb einer Episode, denn das episodenhafte Format war damals noch Standard. In Emergency Room werden hingegen parallel viele Handlungsstränge verfolgt, jeder Charakter hat seine eigene aktuelle Geschichte zusammen mit der Handlung um die Patienten. Diese Erzählweise ist mittlerweile dramaturgischer Standard. Im Vergleich zu jüngeren Vertretern wie Grey’s Anatomy ist die Serie auch nicht so überdramatisch, sondern bietet dramatische Geschichten, die etwas näher am Leben wirken, aber auch sehr spannend inszeniert sind. Interessant: Die Serie war das Karriere-Sprungbrett für George Clooney, der die ersten fünf Staffeln den Kinderarzt Doug Ross verkörpert, einem beim Publikum sehr beliebtesten Charakter. Heute ist Clooney ein millionenschwerer Hollywood-Star, doch seine Erfolgsgeschichte begann als zunehmend bekannterer Fernseh-Darsteller dieser Serie.
Fazit
Emergency Room ist eine Serie, die man als Fan von Medical Dramas nicht verpasst haben sollte. Die dramatischen Geschichten, die gelungene Balance zwischen der Darstellung des Arbeitsalltags und dem Privatleben des Personals sowie der jeweils wunderbar ausgearbeitete, durchaus diverse Cast machen die Serie bis heute absolut sehenswert. Auch ist es spannend, zu sehen, wie die moderne Medizin in den 90er- und 00er-Jahren aussah. Durch die Zeitlosigkeit vieler Themen und die interessanten persönlichen Geschichten, ist die Serie zudem noch heute sehr aktuell. Persönlich bin ich ein großer Fan von Emergency Room und kann jedem empfehlen, in diesen Klassiker zumindest einmal reinzuschauen.