Porno

Der Titel war wohl zu verlockend, um nicht zu klicken, was? An der Stelle gleich eine (Ent)Warnung: Porno wird seinem reißerischen Titel zumindest in Sachen Nacktheit und Obszönitäten kaum gerecht. Es spricht sicherlich Bände, wenn eine Produktion es nötig hat, einen derart provokanten Namen nutzen zu müssen. Dabei geht es in Keola Racelas Debütstreifen nur um bibeltreue Kids, die ihren ersten Porno (er gleicht mehr einem Kunstfilm) entdecken. Das wäre aber nur halb so komisch, wenn sie dabei nicht gleich per satanistischem Ritual einem Sukkubus die Pforte zu unserer Welt öffnen würden.

 

Die Teenager Todd (Larry Saperstein, Fan Girl) und Abe (Evan Daves) wissen, dass ihre Religion ihnen Sexualität verbietet, und können es trotzdem nicht lassen, dem Nachbarn heimlich durchs Fenster bei einem lautstarken Akt zuzusehen. Beide arbeiten in einem Kino, in welchem die nicht weniger bibeltreuen Kollegen Chastity (Jillian Mueller) und Ricky (Glenn Stott, The Good Fight) ebenfalls angestellt sind. Der fromme Besitzer Mr. Pike (Bill Phillips, House of Cards) erlaubt den vier Teens, nach Schichtende noch einen Film ihrer Wahl zu schauen. Allerdings nur unter Aufsicht von Jeff (Robbie Tann, Limitless), dem Verantwortlichen über die Filmbänder. Als ein verwirrter Mann im Kino auftaucht, versucht die Gruppe ihn einzufangen. Doch dummerweise durchbricht dieser eine mit Holzbrettern zugenagelte Tür und landet im Keller. Die Teens folgen ihm und entdecken dabei eine in die Jahre gekommene Filmrolle. Der darauf zu sehende Film beinhaltet pornografisches Material und setzt eine Welle von Ereignissen in Gang …

(Nicht noch ein) Teeniefilm

Originaltitel Porno
Jahr 2019
Land USA
Genre Komödie, Horror
Regisseur Keola Racela
Cast Todd: Larry Saperstein
Abe: Evan Daves
Chastity: Jillian Mueller
Ricky: Glenn Stott
Jeff: Robbie Tann
Mr. Pike: Bill Phillips
Laufzeit 98 Minuten

In seinen Grundzügen ist Porno ein Film über Teenager. Sex ist zwar dauerhaftes Thema, doch da alle Beteiligten unerfahren sind, werden Details ausgespart und es bleibt bei Fantasien und Vorstellungen. Insofern ist der Titel auch eine Mogelpackung, denn er suggeriert eben sexuelle Handlungen oder zumindest lustvolle Darstellungen, doch letztlich wird nur darüber gesprochen. Das verläuft so harmlos, dass man meinen könnte, es hier auch mit Jumanji oder Die Goonies zu tun haben zu können. Denn bis zur Entdeckung besagter Filmrolle bewegen wir uns knietief im Bereich des Teeniefilms. Das überfreundlich-fromme Auftreten des Kinobesitzers wird hinterfragt (und schließlich auch demontiert) und kleine Sünden jedes Einzelnen kommen nach und nach ans Licht. Das alles geschieht auf humorvolle Weise und tut nicht weh.

Ho-Ho-Ho-Hoden!

Ab dem zweiten Drittel wird es schließlich schon unbequemer. Hier dreht nicht nur das Tempo auf, sondern auch eine Gefahr wird eingeführt, welche nie so recht angsteinflößend wirken möchte. Und dann kommt DIE eine Szene, welche in ihrer expliziten Darstellung ungeheuer überrascht. Es geht dabei ausnahmsweise nicht um Sex, sondern die Genitalverstümmelung einer der Figuren, bei welcher ein Hodensack platzt . Wo andere Kameramänner beschämt wegblenden, bleiben hier keine Details ausgespart – sie werden genüsslich ausgekostet. Doch allen Ekelhaftigkeiten zum Trotz: Porno bleibt eine Teeniekomödie und verliert diese Tonalität nie.

Viel Gerenne, viel Gerede, wenig Überblick

Ärgerlicher ist da schon, dass das Drehbuch insgesamt wenig hergibt. Figuren trennen sich und werden von A nach B gejagt. Zwischenzeitlich stehen sie auch einfach nur herum und reden miteinander, völlig ignorierend, was da aktuell geschieht. Bezeichnend, dass sie selbst den Überblick verlieren und irgendwann merken, dass einer von ihnen fehlt. Auch als Zuschauer verliert man nämlich den Überblick. Die Darsteller hinterlassen einen laienhaften Eindruck, sind aber immerhin mit Euphorie dabei. Katelyn Pearce (Clinton Road) hinterlässt als Sukkubus irritierenderweise noch den einprägsamsten Eindruck, dabei glänzt sie nur mit nackten Tatsachen. Die Gags bewegen sich auf einem Spektrum von funktionierend bis nervig, mit starker Tendenz zu nicht zündend.

Fazit

Schade. Porno ist ein Film, den man besser in einer Gruppe erlebt (no pun intended), um ihm wenigstens noch etwas Spaß abgewinnen zu können. Die Teeniekomödie kränkelt zwar in allen Bereichen, hat das Herz aber am rechten Fleck. Durch die in nur einer Nacht spielende Handlung vergeht die Zeit wie im Flug und auch das 90er Flair (VHS ist hier das Stichwort) sorgt für weitere Sympathiepunkte. Sonst bleibt der Horrortrip der strenggläubigen Christen einfach zu halbgar. Als Trash-Fundgrube und Guilty Pleasure empfehlenswert.

© Evoke

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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