Muqaddar Ka Faisla
,,Ich muss hierbleiben, denn die Menschen, die ich rächen muss, wohnen in dieser Welt. Und bis ich mich räche, kann ich diese Welt nicht verlassen”. So lauten die Worte des Protagonisten Pandit Krishnakant, der trotz seines Glaubens einen kriminellen Weg beschreitet, um sich an allen zu rächen, die ihm und seiner Familie geschadet haben. Die Rede ist von dem Film Muqaddar Ka Faisla, welcher in Deutschland eher wenigen Bollywood-Fans geläufig sein wird. Klassiker aus den 80er Jahren schaffen es schließlich nur selten in deutsche Gefilde und wenn, dann meist nur durch Streaming-Anbieter, wie unter anderem Netflix. Dies hat auch zur Folge, dass Schauspiel-Legende Raaj Kumar (Mother India) kaum Beachtung findet, da der Markt mit der neuen Generation an Darstellern überflutet wird.
Der gläubige Pandit Krishnakant (Raaj Kumar) lebt mit seiner Frau Rukmini (Raakhee Gulzar) und seinen Kindern Saroj (Kaajal Kiran) und Harish (Akbar Khan) in armen Verhältnissen. Er hat noch einen weiteren Sohn namens Raj, der bei Onkel Murari wohnt, da dieser besser für die Ausbildung seines Sohnes sorgen kann. Pandit Krishnakant ist ein ehrlicher Mann, der bei der Arbeit einem Bauunternehmer sofort meldet, dass ein Baupfusch vorliegt. Jedoch wird diese gute Tat nicht belohnt, denn der Bauunternehmer Chaganlal macht vor der Polizei Pandit Krishnakant dafür verantwortlich, dass die Decke einstürzte und Menschen das Leben kostete. Doch die Pechsträhne der Familie geht noch weiter, denn als Onkel Murari Raj wieder zu seinen Eltern bringen möchte, wird er von einem Auto überfahren. Raj bleibt verirrt allein zurück und weiß gar nicht wer seine Eltern sind. Pandit Krishnakant kommt wieder aus dem Gefängnis heraus und nimmt eine neue Arbeit als Verwalter in einem Frauenhaus an. Doch auch dort, macht er sich keine Freunde. Als er sieht, dass eine junge Frau in ein fremdes Auto steigen soll, will er dies verhindern, wodurch es zur Schlägerei kommt. Die Verwalterin Mona ruft die Polizei an und bezichtigt Pandit Krishnakant der versuchten Vergewaltigung und Prostitution. Währenddessen kann Rukmini seit sechs Monaten die Miete nicht bezahlen und der Vermieter Dhanraj macht ihr nicht nur ein unmoralisches Angebot, sondern versucht sie gleich noch zu vergewaltigen. Um dies zu vertuschen, schickt er einen Handlanger, um ihr illegale Stoffe unterzujubeln, woraufhin sie von der Polizei festgenommen wird. Die ganze Familie wird auseinandergerissen, aber Pandit Krishnakant legt sein altes ”Ich” ab, um sich zu rächen …
Der Wandel von Pandit Krishnakant
Originaltitel | Muqaddar Ka Faisla |
Jahr | 1987 |
Land | Indien |
Genre | Action, Komödie, Drama |
Regie | Prakash Mehra |
Cast | Pandit Krishnakant: Raaj Kumar Rukmini: Raakhee Gulzar Raj: Raj Babbar Meena: Meenakshi Seshadri Nisha: Tina Munim Mona: Bindu |
Laufzeit | 171 Minuten |
FSK |
Der ehrliche und gläubige Pandit Krishnakant tritt zuerst als Mann mit Vollbart auf und trägt zudem ein Priester-Gewand. Jedoch muss er mit der Zeit merken, dass Gott ihm bislang kein Glück gönnte. Als er auf den kriminellen Raj trifft, verbündet er sich mit ihm, ohne zu ahnen, wer Raj wirklich ist. So legt Pandit Krishnakant einen schnellen Wandel hin. Er rasiert sich den Vollbart ab, verabschiedet sich vom Priester-Gewand und trägt schicke Kleidung. Dann verkehrt er in den kriminellen Kreisen, in denen sich alle seine Feinde befinden. Dabei nutzt er gleich die Gelegenheit, um ihnen humorvoll ihren Tod aus der Hand vorherzusagen. Sein Ziel der Rache sind der Bauunternehmer Chaganlal, Verwalterin Mona, Treuhänder des Frauenhauses Chadda und Vermieter Dhanraj. Keiner von ihnen ahnt, dass es sich um Pandit Krishnakant handelt, was durch den optischen Wandel für die Zuschauer nachvollziehbar dargestellt wird. Bei seinem Weg der Rache tut er alles dafür, dass seine Prophezeiungen tatsächlich auf die Weise eintreffen, wie er sie vorhergesagt hat. Da die Bösewichte nicht gerade mit Klugheit gesegnet sind, fällt dies auch nicht schwer. Im Fokus der Geschichte liegen also eindeutig die Charaktere Pandit Krishnakant und Raj, die als Duo unterwegs sind. Als Love Interest für Raj kommt noch eine Frau namens Meena ins Spiel. Die restlichen Figuren bleiben hingegen etwas blass.
Typischer Rache-Film aus Bollywood
Muqaddar Ka Faisla unter der Regie von Prakash Mehra (Muqaddar Ka Sikandar) ist nur ein Titel von vielen, welcher sich der beliebten Rache-Thematik widmet. In diesem Fall ist die Comedy-Mischung nicht ganz reibungslos geglückt. Insbesondere dann nicht, wenn die Bösewichte kaum ernst zu nehmen sind. Die von Kader Khan geschriebenen Dialoge können sich dagegen hören lassen. Zwar kommen sie nicht ganz an seine grandiosen Dialoge aus Agneepath heran, dennoch sind wirklich einige coole Sprüche vorhanden. Einen weiteren Lichtblick stellt Darsteller Raaj Kumar dar, der mit seiner Weise zu spielen, überzeugen kann. Als er sich in einer Szene eine Brille aufsetzt und seine Feinde betrachtet, hat das eine gewisse Coolness. Und immer wenn er ,,Om. Shanti. Shanti…” sagt, wenn einer seiner Feinde stirbt, wurde es passend zu Pandit Krishnakants Glauben dargestellt. Der im Jahr 1996 verstorbene Raaj Kumar spielte in über 60 Produktionen mit. Hierzulande werden jedoch nur wenige seinen Namen kennen, denn Bollywood-Klassiker werden in Deutschland recht stiefmütterlich behandelt. Dabei wären so wichtige und einflussreiche Klassiker mit ihm, wie unter anderem Mother India und Waqt längst überfällig. Neben Kumar ist Schauspieler Raj Babbar (Libaas) als Raj zu sehen, der ebenfalls eine lange Filmlaufbahn vorzuweisen hat. Dieser meistert seine Rolle ganz glaubhaft und zeigt auch, dass er emotionale Szenen mimen kann.
Musik mit wenig Highlights
Im Film sind insgesamt sechs Songs vorzufinden, was durchaus eine übliche Menge an Titeln darstellt. Zu Beginn werden die Zuschauer gleich mit dem Gesangsstück “Na Kal Ka Pata, Na Pal Ka Pata” begrüßt, welches zum Geburtstag Rukminis gesungen wird. Dieses Lied sticht gleich als eines der stärksten des Films hervor, denn es bleibt gut im Ohr. Als nächstes folgt der Song “Aaj Hum Ko Aadmi Ki Pehchaan Ho Gayi”, welcher bei einer Feier gesungen wird und besonders im Refrain überzeugen kann. Hier geben Pandit Krishnakant und Raj ein Duett, indem sie ihren Feinden ein Lied singen. Später kommt das Gesangsstück “Hum Jo Kaam Karte Hain, Woh Khul-E-Aam Karte Hain” zum Einsatz. Dieses wird bei einer öffentlichen Feier mit einer Menge Tanz und Kostümen präsentiert. Jedoch nichts was im Gedächtnis verbleibt und so hätten die Produzenten dieses auch auslassen können. Etwas Romantik kommt mit dem verführerischen und ruhigen Lied “Hum Na Hum Rahe, Tum Na Tum Raho” auf. In diesem kann Schauspielerin Meenakshi Seshadri (Jurm) in einem roten Kleid als Meena glänzen. Des Weiteren kommt das fröhliche Lied “Haay Paisa, Haay Haay Paisa” zum Zug. Dieses wird von Dhanrajs Tochter Nisha auf einer Feier im Anwesen präsentiert und dreht sich um Geld. Zu guter Letzt folgt noch “Kanhaiya Ji Ne Janam Liyo Re” zum Abschluss. Dieses wird im Tempel zur Feier von Krishna gesungen. Insgesamt besitzt die Produktion einen durchschnittlichen Soundtrack, der als einziges Highlight das mehrfach im Film zu hörende Lied “Na Kal Ka Pata, Na Pal Ka Pata” hervorgebracht hat.
Fazit
In Muqaddar Ka Faisla kommen viele Gründe und Personen für eine Rache zustande, was aber doch insgesamt zu dick aufgetragen wirkt. Es passiert innerhalb der ersten 30 Minuten des Films schlichtweg zu viel, was den Eindruck hinterlässt, dass alle Gründe zu schnell abgehandelt werden. Nebenbei treibt man es mit zufälligen Begegnungen auf die Spitze, die doch recht unglaubwürdig herüberkommen. Doch abgesehen davon wurde ein unterhaltsamer Film produziert, der auch mit Comedy nicht geizt. Eine durchgehend ernste Handlung wäre bei dieser Geschichte jedoch passender gewesen. Von den Schauspielern sticht Raaj Kumar als Pandit Krishnakant eindeutig hervor. Nicht nur optisch und von der Mimik her, aber auch von der Weise, wie er seine Dialoge spricht. Letztendlich hat Regisseur Prakash Mehra ein eher durchschnittliches Werk hervorgebracht, welches aber aufgrund der Rolle Raaj Kumars durchaus sehenswert ist.
© Dharma Productions