Peace Maker Kurogane
Über 200 Jahre lang regierte das Tokugawa-Shogunat in Japan und schottet das Land weitergehend von der Außenwelt ab. Doch irgendwann musste sich das Land wieder öffnen, da sich der politische Druck von außen immer mehr vergrößerte. Unruhen, Kriege und Machtkämpfe zwischen dem sich auflehnenden Kaiser und der Militärregierung waren die Folgen. Genau in dieser unruhigen Zeit versucht ein Junge Rache zu üben. Ob er Erfolg erzielt, erzählt die Anime-Serie Peace Maker Kurogane, welcher KAZÉ Anime seit dem 2. September 2021 ein zweites Release in Deutschland schenkt. Nun auf Blu-ray lässt sich die Produktion aus dem Jahre 2003 in SD-Format mit minimal verbessertem Bild genießen. Bleibt allerdings die Frage, wie gut die Produktion gealtert ist. Ausgerüstet mit Schwert sowie Stift schließen wir uns dem Protagonisten Testu an und berichten ausführlich über dessen Abenteuer mit der Samurai-Schutztruppe Shinsengumi.
Am Ende der Edo-Zeit kommt es zu immer heftigeren Konflikten zwischen den Parteien der Shōgunats-Regierung und des Kaisers. In Kyoto sorgt die Samurai-Miliz Shinsengumi für Ruhe. Allerdings geht die Gruppe mit den blauen Mänteln dabei radikal mit dem Schwert vor, weswegen die Bevölkerung die Männer fürchtet. Der junge Tetsunosuke Ichimura möchte sich ihr trotzdem anschließen. Er musste mit ansehen, wie ein Fremder seinen Vater ermordete, weshalb er nach Kraft sucht, um seiner Rache nachzugehen. Seine kleine Statur ist sehr hinderlich, doch mit seinem großen Mundwerk, schnellen Bewegungen und einem unnachgiebigen Willen schafft er es trotzdem, sich Verhör beim Vize-Kommandanten Toshizou Hijikata zu verschaffen. Der sieht es zwar nicht ein, ihn als Kämpfer einzustellen, aber immerhin als Bursche für alles. Damit ist Testu natürlich nicht zufrieden, sieht aber immerhin seinen Fuß in der Schiebetür zu seinem wahren Ziel.
Japan in der Zeit des Aufbruchs
Originaltitel | Peace Maker Kurogane |
Jahr | 2003‒2004 |
Episoden | 24 (in Staffel 1) |
Genre | Historie, Drama, Action |
Regie | Tomohiro Hirata |
Studio | Gonzo |
Veröffentlichung: 2. September 2021 |
Basierend auf der Manga-Vorlage Peace Maker von Nanae Chrono (Vassalord), welche hierzulande beim Tokyopop-Verlag erschien, erleben wir Tetsus Versuch, der stärkste Krieger Japans zu werden. Dabei heizt sein tragischer Verlust seinen Ehrgeiz ordentlich an. Allerdings ist der Junge naiv und unerfahren, was die aktuelle Lage im Land angeht. Daher nimmt sich die Handlung viel Zeit, ihm und Zuschauende klarzumachen, was es heißt, in der damaligen Zeit zu leben und zu kämpfen. Dabei erklärt Regisseur Tomohiro Hirata (Trinity Blood) die politische Lage nicht allzu ausführlich. So werfen die Figuren Namen wichtiger Personen, Gruppierungen und Sachlagen wild in den Raum. Da es sich bei den historischen Ereignissen um japanisches Allgemeinwissen handelt, stehen nur wir in Europa leider auf dem Schlauch. Es ist deshalb von Vorteil, sich mit der geschichtlichen Situation auszukennen, um an dieser Story mehr Spaß zu haben.
Der Neue bei den Killern
Im Zentrum der Handlung wuselt immer unser kleiner Wirbelwind Tetsu herum. Mit dem Herz am rechten Fleck tritt er dabei in so manches Fettnäpfchen, handelt sich Ärger ein und sorgt für viel Abwechslung. Immer zum Leidwesen seines großen Bruders Tatsu, der alle Hände voll damit zu tun hat, ihn zu bremsen. Es fällt daher nicht schwer, das Geschwisterpaar ins Herz zu schließen. Wobei die beiden auch nicht sonderlich aus dem Rahmen ähnlicher Geschichten fallen. Viel mehr locken in Peace Maker Kurogane die berühmten Mitglieder der Shinsengumi. Gerade weil diese mehr als nur ein Gesicht tragen. Wie zum Beispiel der beste Schwertkämpfer Soji Okita, der zwischen blutrünstigen Killer und charmanten, friedliebenden Spaßvogel mit Hausschwein hin und her wechselt. Im Laufe der Geschichte lernen wir immer mehr Mitglieder kennen, die allesamt ihre eigenen kleinen interessanten Geschichten besitzen.
Der Weg des Kriegers
Sehr viele Figuren, extrem viele (nicht immer perfekt platzierte) humorvolle Einlagen und das Erwecken der damaligen Zeit – all das nimmt Zeit in Anspruch. Aus dem Grund gerät die eigentliche Handlung oft ins Hintertreffen. Wer jedoch etwas Geduld mitbringt, den belohnt die Geschichte. Der Showdown kann sich nämlich mehr als nur sehen lassen. Bis dahin gibt es allerdings nur einige wenige Action-Einlagen, weshalb Fans von Schwertkämpfen enttäuscht werden. Viel eher brodelt es im Hintergrund und nach und nach spitzt sich die Lage aufgrund kleiner Handlungen dramatisch zu. Der Verlust eines sehr lieben Mitglieds der Sinsengumi sorgt im Verlauf der Handlung für den Griff zum Taschentuch und dafür, dass sich unser kleiner Held entscheiden muss: Wird er zum Schwert greifen oder doch eher ein friedlicheres Leben anpeilen? Dass Töten keine leichte Sache ist, betont der Titel nämlich ernsthaft immer wieder.
Ein bisschen angestaubt
Während die filmische Fortsetzung bei Studio White Fox entstand, zeichnete sich für Peace Maker Kurogane Studio Gonzo (Hellsing) verantwortlich. Dabei setzte die Animationsschmiede auf den Einsatz nicht immer schöner CGI-Elemente, setzte aber die Figuren sehr originalgetreu um, für welche die Banana Fish-Charakter-Designerin Akemi Hayashi zuständig war. Dass der Titel mittlerweile doch ein paar Jahre hinter sich hat, macht sich bemerkbar, allerdings ist er immer gut anzusehen. Der Soundtrack von Keiichi Oku (A Town Where You Live) erklingt in den unterschiedlichsten Tönen, mal mit harten Gitarrenriffs, mal mit weichen Streichern. Das Opening „You Gonna Feel!“ von Hav ist ein verunglückter Mix aus Hip Hop, Rock und weicheren Klängen, wohingegen das Ending „Hey, Jimmy!“ wohlklingender ausgefallen ist.
Ein Fest für die heimischen Ohren
Die deutsche Sprachfassung entstand unter dem Dialogbuch und Regie von Karin Lehmann beim Studio TV+Synchron. Dabei gaben sich einige bekannte Sprecher die Klinke (oder doch die Schwertklinge?) in die Hand, denn Hannes Maurer (Shinji Ikari in Evangelion: 3.0+1.01 Thrice Upon A Time) verleiht Tetsu seine Stimme, Nicolas Böll (Kray Foresight in Promare) mimt den strengen Toshizou Hijikata und David Turba (Ed in Fullmetal Alchemist Broterhood) wechselt die Stimmfarben für Schönling Souji Okita. Für Detektiv Conan-Fans gibt es gleich zwei nette Überraschungen: Das Ninja-Geschwisterduo Yamazaki belegen zwei bekannte Stimmen: Karlo Hackenberger (Wataru Takagi) als Susume und Giuliana Jakobeit (Ran Mori) als Ayumu. Dass alle Sprechenden auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken, hören Zuschauende schnell heraus, weswegen sich die deutsche Sprachfassung nicht verstecken braucht. Wobei die japanische Fassung mit einigen großen Größen des Business aufwartet. Eine Sprachauswahl fällt daher wirklich schwer.
Fazit
Tetsus Abenteuer ist kein geradliniger Weg zum Krieger, sondern viel mehr das Kennenlernen der harten Realität. So sind die interessanten Mitglieder der Shinsengumi für die einen Helden, für die anderen Mörder. Daher muss sich der Rotschopf entscheiden, ob er bei seinem Plan bleibt oder in seinem Herzen Platz für etwas anderes schafft. Er lernt daher die Welt besser kennen und bietet uns so den Blick in die damaligen unruhigen Zeiten. Dabei wird nichts beschönigt, denn zum Beispiel ist das Leben im Freudenviertel kein Zuckerschlecken und Ninjas gehen einen gefährlichen Spagat in ihrem Leben ein. Viele Kämpfe bietet Peace Maker Kurogane nicht, sondern setzt eher auf einen langsamen und dramatischen Aufbau, in dem Schachfiguren ihre Position wechseln. Der Humor kann hin und wieder nervig sein und die eigentliche Handlung geht auch nur langsam voran. Trotzdem fällt es leicht, die Figuren liebzugewinnen und irgendwann sich dabei zu erwischen, ihnen die Daumen zu drücken.
© KAZÉ Anime
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