Haikyu!! (Staffel 4) ‒ To the Top
Das Ticket für die Nationalmeisterschaften hatte das Karasuno-Volleyballteam der Jungs in der Tasche. Doch während der Manga-Titel Jahr um Jahr weiterwuchs, hieß es vier lange Jahre warten, bis die Krähen wieder Starterlaubnis für das animierte Spielfeld bekamen. 2020 flogen sie endlich in Haikyu!! ‒ To the Top wieder los, allerdings diesmal mit einigen Änderungen: Auf dem obersten Regie-“Ast“ nahm Masako Satou (Episoden-Regisseur bei Welcome to the Ballroom) Platz, der damit das erste Mal in dieser Position arbeitete. Takahiro Kishida (Baccano!) passt das Charakter-Design der Manga-Vorlage an und mit der Auflösung der Band Nico Touches the Walls musste auch für die Endings auf bekannte Gesänge verzichtet werden. Es bleibt daher die große Frage, ob es sich nach all dem immer noch so an fühlt, als würden wir ins bekannte Nest zurückkehren. Seit dem 19. Dezember 2020 liegt die vierte Staffel komplett bei dem Streaming-Dienst Wakanim vor, daher schauen wir doch einmal nach!
Mit ihrem hart erkämpften Sieg über Shiratorizawa darf das Karasuno-Volleyballteam an den nationalen Meisterschaften teilnehmen. Doch vorher erhält Zusteller Tobio Kageyama eine Einladung für das Trainingscamp der japanischen Jugendmannschaft, die er sofort annimmt, nicht alleine, um Hinata noch weiter hinter sich zu lassen. Kei Tsukishima erhält ebenfalls die Gelegenheit, bei besonderen Trainingseinheiten dabei zu sein. Die Präfektur Miyagi veranstaltet dies für vielversprechende Spieler, um das Spieler-Level in der Region zu stärken. Während Hinata erst am Boden zerstört ist, da er für keines der beiden ausgewählt wurde, schleicht er sich ganz frech in das Präfekturtraining. Dort wird er zum Balljungen verdonnert, was ihn allerdings zu ganz neuen Einsichten führt. Etwas, das er und auch die anderen dringend brauchen, denn bei den Nationalmeisterschaften werden sie es mit starken Gegnern zu tun bekommen. Unter anderem dem priorisierten Team der Inarizaki und dessen viel gelobten Zusteller Atsumu Miya.
Nur Übung macht den Meister
Originaltitel | Haikyuu!!: To the Top |
Jahr | 2020 |
Episoden | 25 (in Staffel 4) |
Genre | Sport, Komödie, Drama |
Regie | Masako Satou |
Studio | Production I.G. |
Seit dem 19. Dezember 2020 vollständig auf Wakanim |
Bevor es in Haikyu!! – To the Top nach Tokio zu den lange erwarteten Meisterschaften geht, bietet die Story ein paar andere gelungene Aspekte. Mit den beiden Trainingscamps gelingt die Abwechslung zu den normalen Vorbereitungen des Teams und zeigt, was der Sport noch zu bieten hat. Gerade das Aufeinandertreffen der stärksten japanischen Jugendlichen weckt nicht nur die Neugier, welche Spieler dort herumrennen, sondern auch schon einmal einen Vorgeschmack auf Gegner, die unsere Krähen noch auf dem Spielfeld (hoffentlich) antreffen werden. Währenddessen schlägt sich Hinata mit anderen emotionalen Sorgen herum. Nicht nur hat er Angst zurückzubleiben, sondern kämpft auch noch mit der Erniedrigung, nur Balljunge zu sein. Allerdings zeigt sich hierin die Stärke der Serie, denn mit einer guten Balance aus Humor und ernsten Szenen kämpft sich die kleine Krähe weiter voran und lernt dabei einiges dazu.
Achtung Fuchsalarm!
Sind die Fähigkeiten erst so richtig aufpoliert, geht es auch schon nach Tokio. Hier erwarten den Zuschauenden spannende, nervenaufreibende Spiele, die nicht immer nur die Jungs der Karasuno-Oberschule in den Vordergrund stellen. Wie schon in den vorangegangenen Staffeln nimmt sich die Handlung Zeit, auch andere Teams und deren Spieler vorzustellen und zu vertiefen. So schaffen es die Krähen recht schnell eine Runde weiter. Dadurch stehen sie der Inarizaki-Oberschule gegenüber sowie den herausragenden Miya-Zwillingen (bestehend aus Atsumu und Osamu) gegenüber plus dem Rest der Fuchsgang. Während vor allem Zusteller Atsumu eine harte Nuss ist, da er selbst Kageyama in den Schatten stellt, ist es hier kein Wettkampf reiner Giganten. Die Spiele bleiben ‒ wenn auch viel in der Luft ‒ bodenständig und zeigen auch Spieler, die weit von den oberen Rängen entfernt sind.
Blicke in die Vergangenheit
So zum Beispiel Kapitän Shinsuke Kita, der erst später im Spiel seine Mannschaft auf dem Spielfeld unterstützt und dabei eine solide Leistung an den Tag legt, aber nicht an die Chaos-Zwillinge heranreicht. Haikyu!! – To the Top widmet sich in einigen ruhigeren, teils auch lustigen Rückblicken dem bunten Figurenhaufen, so dass es unter anderem schwerfällt keine Sympathien für die Gegner aufzubauen. Vor allem bei den Zwillingen gibt es viel zu lachen. Doch auch bei den Jungs der Karasuno-Schule stehen andere Figuren diesmal im Mittelpunkt, wie zum Beispiel Nishinoya, der mit den Angaben von Atsumu kämpft, oder Tanaka, der auch ganz neue Seiten von sich zeigt. Und während die Krähen gegen die Füchse kämpfen, muss auch das Team der Nekoma-Oberschule einen Sieg erringen, wenn es sein versprochenes Müllduell haben möchte. Langweilig wird es hier auf keinen Fall!
Die Höhen und Tiefen der Animationsqualität
Für die Produktion der vierten Staffel von Haikyu!! zeichnet sich wieder Studio Production I.G (Psycho-Pass) verantwortlich. Jedoch schwächeln diesmal die Animationen, vor allem in der zweiten Hälfte, wo Figuren wirklich seltsam aussehen und Bewegungen sehr statisch verlaufen. Im Gegenzug gibt es gelegentlich aber auch echte Schauwerte zu bestaunen. Wenn Hinata zum Beispiel seinen neuen Sprung absolviert, Kageyama seine neue Fähigkeit einsetzt oder die Zwillinge ihre perfekte Zusammenarbeit darbieten. Hingegen ist das neue Charakter-Design gewöhnungsbedürftig, da es im Gegensatz zur Manga-Vorlage keiner Entwicklung folgt, sondern sich schlagartig verändert. Wer noch die Figuren aus den drei vorangestellten Staffeln direkt vor Augen hat, dessen Begeisterung hält sich im Zaun. Was wir jedoch dieser Entscheidung zugutehalten können, dass die Figuren alle kräftiger aussehen und passenderweise über die Zeit mehr Muskeln aufbauen. Eine gelungene Abwechslung sind die anderen andersfarbigen Trikots – wobei nicht nur Kageyama findet, dass Hinata wie eine Orange aussieht!
Von alten Bekannten und neuen Klängen
Bei all den Neuerungen erklingt mit dem ersten Opening dieser Staffel („Phoenix“) etwas Altbekanntes, denn die Gruppe BURNOUT SYNDROMES ist wieder mit von der Partie. Ihr Song reicht nur nicht an ihre Ohrwurmtitel „Fly High“ oder „Hikari Are“ heran, das Opening zeigt sich optisch aber mit ein paar stimmungsvollen Bildern. Für das fröhliche erste Ending taten sich die Künstler CHiCO und HoneyWorks zusammen. Während der Song erst sehr poppig daherkommt, geht einem der Refrain sofort ins Blut und das Ending zeigt noch dazu bildtechnisch eher die unterstützenden Figuren, die ihre Präsenz nach all den Folgen auch einmal verdienten. „Toppakou“ von SUPER BEAVER bildet das zweite Opening, das es weder musikalisch noch optisch mit seinen Vorgängern aufnimmt. Gerade bei der Bildsprache hätte es ruhig kreativer zugehen dürfen. Ein Vorwurf, den sich aber auch das zweite Ending „One Day” von SPYAIR anhören muss. Immerhin punktet der Song. Neben den bekannten Sprechern wählte das Produktionsteam auch passende Stimmen für die neuen Figuren.
Fazit
Optisch zwar erst einmal gewöhnungsbedürftig, da sich das neue Design der Figuren schon erheblich vom alten unterscheidet, geht es trotzdem inhaltlich gewohnt weiter. So findet die Story eine passende Balance, um sich ihren unterschiedlichen Figuren zu widmen und nebenbei spannende Spiele zu bieten. Mit den unterschiedlichen Trainingscamps zu Beginn gibt es neue Elemente und ein paar sehr interessante Charakterkonstellationen. Dabei werden nicht nur die Lachmuskeln trainiert, sondern es geht auch emotional hoch her, denn wenn selbst Frohnatur Hinata einmal verunsichert ist, soll das etwas heißen. Mit dem Kampf gegen Inarizaki folgt auch ein sehr langes Match, das trotzdem nicht langweilig wird, da es hier ein ständiges Hin und Her gibt, wer die Nase vorne hat. Schön ist, dass sich die Füchse als Team auch wieder von anderen Gruppen unterscheiden. Hier herrscht nicht nur ein Starspieler, sondern einige Figuren besitzen abwechslungsreiche Eigenschaften. Da das Spiel gegen die Füchse mein persönliches Lieblingsduell der Vorlage ist, ärgert es mich umso mehr, dass es die erste Staffel mit Animationsproblemen ist. Da sieht schon einiges eher wie ein Unfall für die Augen aus! Wirklich schade, denn ansonsten macht auch Haikyu!! – To the Top fast durchgängig Spaß.
© Production I.G.