The Goddamned: The Virgin Brides

In ihrem Comic The Goddamned ließen Thor-Autor Jason Aaron und der serbische Zeichner R. M. Guéra den ersten Mörder der Menschheitsgeschichte durch eine barbarische Welt nach dem Sündenfall ziehen. Erzählt wird darin die Geschichte von Cain, dem Sohn von Adam und Eva, der seinen Bruder Abel tötete und so den Mord in die junge Welt brachte, und der 1600 Jahre nach der Vertreibung aus Eden eine verkommene, verdreckte frühzeitliche Erde durchstreift.  Die ebenso biblische wie blasphemische Heroic Fantasy-Story erschien erstmals 2017 und umfasst bislang sieben Ausgaben. Mit The Goddamned: The Virgin Brides wird in direkter Fortführung an das Crime-Drama angeknüpft und ist als zweites Volume der Story zu verstehen. Ausgabe 1 erschien im Juli 2020 bei Image Comics.

 

In einer Siedlung in der Nähe eines Berges leben ausschließlich Frauen. Hier ziehen ältere Frauen Mädchen groß, um sie auf ihre Zeit als Bräute für den Sohn Gottes vorzubereiten. Das Mädchen Lillian ist die nächste Auserkorene und wird von der Gemeinschaft getrennt, um auf den Berg gebracht zu werden. Was dort geschieht, ist ungewiss. Ihre beiden Freundinnen Sharri und Jael wissen allerdings, dass etwas nicht stimmen kann. Denn sie hören nachts Lillians Schreie von dem Berg. Derweil kontrollieren die alten Frauen täglich jedes Mädchen mit prüfenden Blicken: Wer seine Periode bekommt, ist bereit, um eine Braut zu werden. Sharri und Jael möchten den Dingen auf den Grund gehen, doch ausgerechnet jetzt  bekommt Sharri erstmals ihre Periode …

Weibliche Selbstbestimmung existiert in dieser Welt nicht

Originaltitel The Goddamned: The Virgin Brides
Jahr 2020
Land USA
Genre Fantasy, Horror
Autor Jason Aaron
Zeichner R. M. Guéra
Verlag Image Comics
Im Juli 2020 erschienen

The Goddamned: The Virgin Brides legt ein schnelles Erzähltempo an den Tag, um seinen Plot ins Rollen zu kriegen. Dabei wird auf einen häufig gebrauchten erzählerischen Kniff zurückgegriffen, indem Lillian zunächst einmal den Eindruck erweckt, die Hauptfigur zu sein. Doch sie steht nur exemplarisch für die Unschuld (im doppelten Sinne) der Mädchen, deren weibliche Reife gleichzeitig ihr Ende einläutet. Besonders erschreckend ist dabei eine Szene, in der die alten Frauen die jungen Mädchen nackt begutachten. Dabei werden Körper inspiziert, Mädchen untergeordnet und gegebenfalls gemaßregelt, etwa wenn sie ein wenig zuviel auf den Hüften tragen. Denn der einzige Zweck ihrer Existenz ist es, ist eine schöne Braut für den Sohn Gottes zu werden.

Unfassbares kommt langsam ans Licht

Mit Jael und Sharri finden sich aber glücklicherweise zwei Mädchen, die diese Unterdrückung zunehmend kritisch hinterfragen und als Anker in der Geschichte dienen, das Mysterium zu erforschen. Viel gibt es über beide nach einer Ausgabe noch nicht zu sagen, doch Angst ist ihr Treiber. Sie wissen sehr wohl, welches Schicksal auch ihnen eines Tages blühen wird. Der übergeordnete Erzähler besitzt mehr Wissen, wodurch die Spannung immer wieder angeheizt wird. Doch mehr sollen Leser*innen auch erst einmal noch nicht erfahren. Worin die Geschichte noch schwächelt und was sich auch durch The Goddamned bereits zieht, sind die Dialoge, welche oftmals nur aus reduzierten Phrasen bestehen und das Wichtigste widerspiegeln.

Realistisch-sinistre Präsentation 

Optisch hinterlässt die erste Ausgabe einen starken Eindruck: R. M. Guéras Figuren weisen zwar wenige Details und auch nur eingeschränkt Mimik auf, was die realistische Ausrichtung des Titels umso besser unterstützt. Dafür gibt es bei den Hintergründen und der Ausstattung der einzelnen Locations umso mehr zu entdecken. Insbesondere wenn mehrere Figuren im Panel zu sehen sind, bleibt es übersichtlich. Mit einem Hang zu tiefen Schatten und wortwörtlich viel Schwarzmalerei färbt das pessimistische Weltbild auch auf das Erscheinungsbild ab. Feine Striche innerhalb der Bilder werden von dicken schwarzen Rahmen erdrückt. Egal, ob die dargestellte Welt oder die Bildkomposition: Hier fühlt sich einfach alles sinister an.

Erster Eindruck

Die erste Ausgabe von The Goddamned: The Virgin Brides bietet ebenso viel unerschrockene Brutalität wie ihr Vorgänger – vielleicht aber mit einem etwas smarteren Einstieg. Ausgabe Nummer 1 holt seine Leser*innen mit einer intensiven Erzählweise und fantastischen Artworks ab. Besonders packend ist dabei die Tatsache, dass die beiden Protagonistinnen nicht nur dabei sind, ein Mysterium zu lüften, sondern ihnen auch noch die Zeit davon rennt, um eine Lösung zu finden. Bereits die erste Ausgabe ist so packend erzählt, dass man direkt weiterlesen möchte. Nur in Sachen Qualität der Dialoge bleibt Luft nach oben.

© Image Comics

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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