Star Trek: Picard (Folge 3×04)

Die USS Titan stürzt manövrierunfähig auf eine mysteriöse Gravitationsquelle zu und die Lebenserhaltungssysteme laufen nur noch ein paar Stunden? Dann weiß der Star Trek-Fan Bescheid: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Vielmehr eine Gelegenheit für alle an Bord, das zu tun, was sie am besten können. Star Trek: Picard Staffel 3 gönnt sich kurz vor der Halbzeit ein kleines Zwischen-Finale.

Inhaltsangabe

Die Titan stürzt auf das Innere des Nebels zu und die Energiereserven schwinden. Dazu wird das Schiff immer wieder von Energiewellen getroffen, die ihm arg zusetzen. Captain Riker weiß sich nicht mehr zu helfen und empfiehlt Picard, die verbleibende Zeit mit seinem Sohn zu verbringen.

Seven of Nine ermittelt weiterhin, was es mit dem Saboteur auf sich hatte. Eigentlich könnte das angesichts des nahenden Endes egal sein, aber warum war der Wechselbalg schon an Bord, bevor Jack Crusher auf die Titan kam? Riker empfiehlt ihr, dran zu bleiben, sie holt sich Rat beim verletzten Captain Shaw und kann den Wechselbalg enttarnen, der sich in eine Ritze in der Wandverkleidung verkriecht.

Beverly Crusher stellt fest, dass die Energiewellen in regelmäßigen Abständen kommen. Wie Wehen. Ist die Titan etwa in das Wochenbett eines gigantischen Weltraumwesens geraten? Und wenn ja, kann sie diesen Umstand nutzen, um zu entkommen?

Picard lädt Jack auf das Holodeck ein und erzählt in der Kulisse der Ten Forward Bar von seinen Jugenderlebnissen mit seinem besten Freund Jack Crusher Senior.

Vadic schneidet sich die Hand ab. Nun, nicht wirklich, denn ihre abgetrennte Hand entpuppt sich als Wechselbalg, der ihr befiehlt, der Titan zur Gravitationsquelle zu folgen, was für ihr viel größeres Raumschiff höchst riskant ist.

Auf der Titan entwickelt sich ein Plan, wie man der Gravitationsquelle entkommen kann: mit der letzten Energie beschleunigen, auf der nächsten Energiewelle mitreiten und ihre Energie für den Start des Warp-Antriebs nutzen. Dazu muss Shaw eine Abdeckung abschrauben und Seven of Nine eine weitere Attacke des Wechselbalgs abwehren, während Picard und Jack das Schiff manuell durch das Asteroidenfeld steuern und alle darauf hoffen, dass die heruntergefahrenen Lebenserhaltungssysteme rechtzeitig wieder in Gang kommen. Während die Titan entkommt und neugeborene Weltraumwesen durchs All schweben, gerät die Würger in den Sog der Gravitationsquelle.

Alles scheint gut, doch Jack hat vor dem Badezimmerspiegel eine bedrohliche Vision von rotem Licht, einer offenen Tür und einer Stimme, die ihm den Satz “Finde mich!” zuraunt.

Ein Captain ist nur so effizient wie seine Crew

Folge 3 glänzte mit Dialog-Situationen. In Folge 4 setzt Star Trek: Picard auf Ensemble-Leistung. Nachdem das Duo Riker-Picard zuvor spektakulär gescheitert war, wird nun die Situation dadurch gerettet, dass viele Figuren im richtigen Moment das Richtige tun und sich gut ergänzen. Klar, egal wie charismatisch der Captain ist, die Crew war bei Star Trek immer wichtig und diese Folge ist ein Paradebeispiel für eine Gemeinschaftsleistung. Nur dass es hier gar keine Crew im engeren Sinne gibt. Es gibt die Crew der Titan, aber deren Captain ist nicht am Start. Für Riker und Picard sind die zahlreichen Besatzungsmitglieder Fremde. Und ihre Freunde und Verbündeten an Bord sind keine Crew. Trotzdem klappt die Zusammenarbeit angesichts der alle bedrohenden Notlage. Beverly entschlüsselt das Geheimnis der Gravitationsquelle, Seven of Nine stellt den Wechselbalg, Captain Shaws Kernkompetenz ist schrauben, Sidney LaForge darf sich bewähren und Jack schafft es, mit seinem Vater kooperieren. Alle kriegen einen Moment, in dem sie glänzen können. Schön gemacht, wie das Augenmerk auf so vielen Figuren gleichzeitig ruht, ohne dass es unübersichtlich wird.

Vom Pflanzen und Ernten

So viele Bälle in der Luft zu halten und dabei einen nicht unkomplizierten, mit Technobabble garnierten Ablauf transparent zu machen, bedarf es gut geplanter Informationsvergabe. Und so sind die Dialoge voller sorgfältig angepflanzter Hinweise, die später abgeerntet werden können. Wie enttarnt man einen Wechselbalg? Captain Shaw weiß Bescheid. Und da Seven of Nine die Ohren gespitzt hat, kann sie dem Gestaltwandler genau so das Handwerk legen. Wie kommt man mit einem maroden Raumschiff nach Haus? Picard plaudert über seine Jugendabenteuer und siehe da: das Prinzip von einst ist auch auf die Titan anwendbar. Manchmal grinst einen dieser Kniff gar zu deutlich an. Aber meistens ist er gut in emotional fundierte Dialoge eingepasst, denn alle haben kurz vor dem drohenden Ende noch seelische Altlasten zu bearbeiten. Riker knabbert am Tod seines Sohns und der Trennung von seiner Frau, Picard und Jack haben nur wenig Zeit, einen Draht zueinander zu finden, in Captain Shaw brodelt der Hass auf die Borg und die Schuld des Überlebenden. Das lenkt erstaunlicherweise nicht vom Problem “Gleich stürzen wir in den Tod” ab, denn sie gehen alle mustergültig produktiv damit um, um ein funktionierendes Team zu bilden, das das Problem bravourös löst. Sehr sorgfältig und effektiv gebaut.

Fazit

Eine Folge ohne Worf und Raffi. Das ist schade. Aber die zwei hätten in den dichtgedrängten Ablauf und die eng verwobenen Einzelaktionen, die zum gemeinsamen Erfolg führen, einfach nicht auch noch hineingepasst. Dafür bietet die Folge kosmisches Wellenreiten und ganz viele neugeborene Weltraum-Kraken-Babies. Und einen packenden Spannungsbogen, bei dem alle Hauptfiguren ihren Moment im Rampenlicht finden. Dass die Puzzlesteinchen gar zu schematisch ineinander passen, dass jeder ausgestreut Hinweis garantiert seine Auflösung nach sich zieht, stört nur den, den es ärgert, herausgefunden zu haben, wie ein Zaubertrick funktioniert. Einziger Minuspunkt der Folge: Vadic ist raus. Oder vielleicht doch nicht?

© Paramount

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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