Verlobt mit Atsumori-kun

Nach Haus der Sonne und Wo die Liebe anfängt… geht nun die dritte in Deutschland erschienene Reihe von Taamo zu Ende. Dank Tokyopop dürfen Fans der Mangaka das sechsbändige Werk Verlobt mit Atsumori-kun seit April 2022 komplett genießen. Wie der Titel bereits ankündigt, spielt das Thema Verlobung die Hauptrolle in der Geschichte. Doch was bedeutet dieses Wort, gibt es neben Liebe auch andere Gefühle, die bei einer geplanten Hochzeit aufkommen und wie gehen eine junge Schülerin und ein junger Schüler mit dem Gedanken an die Zukunft um? All das erklären Nishiki und Atsumori mit viel Gefühl auf eindrucksvolle Weise.

Nishiki ist seit ihrer Kindheit mit dem Sohn des besten Freundes ihres Vaters verlobt. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie auf dem Land. Sie ist ein sehr ehrgeiziges Mädchen, lernt fleißig und sehnt sich danach, eines Tages in die Großstadt zu ziehen, und studieren zu können. Ihr Traum scheint jedoch außer Reichweite zu sein, denn ihr Vater hat andere Pläne für sie. Egal was sie sich wünscht, ihr Vater besteht auf die arrangierte Ehe. Dabei ist es egal, dass sie keine Gefühle für Takara empfindet. Als sie Atsumori, einen jungen Freund ihres Großvaters aus Tokyo kennenlernt, dreht sich ihre Welt um 180 Grad, denn er zeigt ihr, dass man sich für Dinge, die man wirklich will, einsetzen und notfalls kämpfen muss. Sie fasst den Entschluss, nach der Mittelschule nach Tokio zu gehen, dort die Schule zu beenden und ein Studium zu absolvieren. Dazu muss sie nur noch ihre Eltern überzeugen. Atsumori gibt Nishiki ein Versprechen: Sollte sie in die japanische Hauptstadt kommen und keinen Freund finden, wird er sie heiraten.

Ständig unter Druck

Originaltitel Atsumori-kun no Oyomesan
Jahr 2018–2020
Bände 6
Genre Romanze
Mangaka Taamo
Verlag Tokyopop (2021 –2022)
Seit April 2022 vollständig

Liebe ist vorherbestimmt, doch wahre Gefühle kann man nicht erzwingen. So treffen in Verlobt mit Atsumori-kun Tradition und Moderne aufeinander. Der Manga zeigt, dass es in anderen Ländern oder auch wie hier in ländlichen Regionen noch Familien gibt, die auf Traditionen wie Verlobungen im Kindesalter und arrangierte Ehen wertlegen. Für die betroffene Generation kann dies allerdings schwer zu verstehen sein, denn in anderen Ländern gilt es als Norm, seinen Partner selbst zu wählen und den Zeitpunkt der Heirat gemeinsam zu bestimmen. Nishiki steht, was dieses Thema betrifft, zwischen den Fronten. Sie möchte ihren Vater nicht verletzen, doch gleichzeitig ist ihr größtes Bedürfnis, selbst über ihre Zukunftspläne zu entscheiden. Obwohl Atsumori nach außen nicht den Anschein erweckt, Probleme zu haben, steckt er in einer ähnlichen Situation wie Nishiki. Sein Vater ist Chefarzt und Eigentümer eines großen Krankenhauses. Atsumori ist es als erstgeborener Sohn vorherbestimmt, Medizin zu studieren, unter seinem Vater zu arbeiten und später die Klinik zu führen. Sein kleiner Bruder kann seinen Alltag selbst und ohne Vorgaben bestimmen, doch Atsumori muss dem Plan folgen. Ihn und Nishiki verbinden mehr Dinge, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Was wird die Zukunft bringen?

Es ist ein großer Schritt für eine Person nach der Mittelschule vom Land in die Großstadt zu ziehen, um dort eine weiterführende Schule zu besuchen. Glücklicherweise lebt Nishikis Großvater in Tokio, führt dort sogar ein Restaurant. Aus diesem Grund lassen es Nishikis Eltern zunächst zu, ihre Tochter gehen zu lassen. Die Schülerin lernt Tag und Nacht, um sich ihren Traum zu erfüllen. Auch wenn Atsumori beim Aufeinandertreffen in Tokio sagt, er erinnere sich nicht an Nishiki geht sie den Weg. Schnell löst sich das Missverständnis der beiden. Die Unterschiede zwischen dem Leben auf dem Land und in der Stadt sind enorm: Allein die Größe und Auswahl des Buchladens bringen Nishiki zum Staunen. Aber auch der Bildungsstand hat ein anderes Level. Ein Medizinstudium ist eine enorme Herausforderung, so beweist Nishiki ihren Willen, eine starke Frau zu sein. Volle Unterstützung erhält sie durch Atsumori, der ihr zwei Jahre voraus ist. So wird er sein Studium beginnen, während seine Freundin noch zur Schule geht. Auch wenn sie dadurch getrennt sind, hat Nishiki einen Ankerpunkt, der sie mitzieht und das gleiche Ziel verfolgt.

Es ist wichtig zu reden

Sympathische Charaktere und eine glaubwürdige Handlung sorgen für eine angenehme Geschichte. Die Autorin kreiert liebevolle Figuren und schafft es mit einer ruhigen Art, ihren Weg zu beschreiben. Taamo nimmt sich Zeit bei der Erzählung und neigt nicht zur Hektik. Dadurch wirken das Geschehen und die Dialoge glaubwürdig. Schon von Anfang an entwickelt sich Nishiki ständig weiter. Der ausschlaggebende Punkt hierfür ist Atsumoris Zuspruch, ihren Mut zusammenzunehmen und ihren eigenen Weg zu gehen. Sehr schnell lernt sie auch ihre Gefühle für Atsumori zu akzeptieren. Dieser macht ebenfalls eine deutliche Veränderung durch. Am Anfang ist er sehr steif und wirkt eingebildet. Nach und nach wird er weicher, öffnet sich Nishiki gegenüber und lässt ihre Nähe zu. Er kommt aus einer reichen Familie, kennt so etwas wie Nähe nicht, da er ständigen Druck erhält, was seine Zukunftspläne betrifft. So erklärt sich seine Unnahbarkeit. Die Beziehung der beiden entwickelt sich langsam, aber stetig. Sie reden viel miteinander, haben keine Geheimnisse und lernen sich so immer besser kennen. Dadurch können keine Missverständnisse entstehen. Nishiki unterstützt Atsumori wo sie kann, und er legt seine steife Maske ihr gegenüber ab und ist in jedem Moment für sie da. Es entwickelt sich eine wunderbare Romanze mit liebenswerten Partnern.

Die Sprache der Bilder

Bereits in Haus der Sonne und Wo die Liebe anfängt… konnten Lesende süße Gesichter und niedlich wirkende Figuren sehen. Unverkennbar spiegelt sich das alles in Verlobt mit Atsumori-kun wieder. Taamos Fokus liegt deutlich auf den Figuren. Werfen die Charaktere allerdings einen Blick auf die Skyline von Tokyi oder besuchen das Ballon-Fest, kommen beeindruckende und besonders detaillierte Hintergründe zu Tage. Vor allem die Mimik von Nishiki und Atsumori ist wichtig. Die Gesichter nehmen ganze Panels ein, aber spiegeln durch ihren Ausdruck auch ohne Worte perfekt die Gefühle der Charaktere wieder. Besonders ein Talent zum Rotwerden besitzen die beiden. Taamo bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Kleider. Neben der eher einfach gehaltenen Schuluniform tragen die Figuren gerne Hüte und dazu Freizeitkleidung der verschiedensten Art, modern und mit Stil. Ein besonderes Augenmerk liegt immer wieder auf Nishikis Frisur, denn ihr Pferdeschwanz hat einen ganz besonderen Bogen, welcher der Schwerkraft trotzt. Dieses Bild erinnert Atsumori an die Rute seines Hundes, der den Namen Wiesel trug. Daher kommt auch Nishikis Spitzname Wiesel.

Fazit

Das romantische Drama Verlobt mit Atsumori-kun erzählt die Liebe zwischen Schülern vom Land und aus der Stadt, denen familiäre Zwänge auferlegt wurden. Besonders die Thematisierung arrangierter Ehen und der Erbfolge bieten Abwechslung zu anderen Liebesgeschichten. Zunächst ist die Liebe einseitig, doch bereits im zweiten Band ändert sich das ganze Bild. Genau das macht die Reihe besonders: Es gibt keine Missverständnisse, keine Geheimnisse, das Thema Eifersucht lässt sich bei Atsumori erahnen, sorgt aber für keine Probleme und die beiden Hauptfiguren reden einfach über alles. Beide stehen unter Druck, was allerdings auch ein Punkt ist, der sie miteinander verbindet. Taamo schafft es in den sechs Bänden so perfekt, die Verbundenheit der beiden zu zeigen und in die richtige Richtung zu leiten. Für all das besitzt der Manga die perfekte Länge.

© Tokyopop


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Sapamo

Sapamo liebt Geschichten aller Art. Für die nah am Wasser gebaute Romantikerin steht das Thema Liebe in Erzählungen ganz weit oben. Seien es Romane, Manga oder Anime. Nachdem sie tagsüber jede Menge Bücher der unterschiedlichsten Art in Regale oder auf Bücherwagen gelegt hat, entspannt sie sich abends gerne mit einer guten Lektüre. Gerne lässt sie auch einen kleinen weißen Ball über die Platte hüpfen und genießt den Besuch eines Musicals.

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