Spotlight: Dragon Age (Teil 2)

Einmonatiges Drachenzeitalter auf Geek Germany und passend dazu ein Feature zur Dragon Age-Reihe vom kanadischen Entwicklerteam BioWare. Im zweiten Teil werfen wir nun unser Ocularum auf die Fortsetzungen von Origins und reisen für Dragon Age II in die Großstadt Kirkwall… und bleiben auch in deren näherer Umgebung, um diese wirklich, wirklich gut kennenzulernen.

Der zweite Teil: Stimmige Großstadtfantasy und recyclebare Dungeons

Dragon Age II konnte den Erfolg des Vorgängers nicht wirklich wiederholen. Kritiker wie Fans begegneten der Fortsetzung meist zwar noch verhalten positiv, teilweise jedoch auch mit dem, was in redaktionellen Fachkreisen allgemein als „Shitstorm“ bezeichnet wird. Aber worum geht es: Während der Invasion der Darkspawn flieht auch die Familie Hawke vor der heranziehenden Horde wie viele tausend andere aus Ferelden in die Nachbarländer. Die Hawkes verschlägt es in die jenseits des Meeres liegende Hafenstadt Kirkwall. Ehemals ein Sklavenumschlagsplatz des Tevinter Imperiums, gehört Kirkwall nun einem losen Verbund freier Städte an, den Free Marches. Der Spieler folgt dabei dem Aufstieg (Marian) Hawkes von einer Söldnerin zu einer der angesehensten Persönlichkeiten in Kirkwalls Nobelwohngebiet Hightown und zur Verteidigerin der Stadt, dem Champion von Kirkwall. Hawke muss sich dabei jedoch durch allerlei Fraktionen in der Metropole manövrieren. In Kirkwall wird der in einem ehemaligen Gefängnis eingerichtete Magierzirkel von den hiesigen Templarn besonders streng geführt und die anhaltenden Spannungen entladen sich immer wieder in Gewalt, mit dem waschsenden Wunsch der Magier sich von ihren Unterdrückern zu befreien. Auch ein Trupp Qunari richtet sich im Hafen von Kirkwall permanent ein. Der Grund für ihre Anwesenheit? Unbekannt. Pläne, dass sie wieder abziehen? Ebenfalls unbekannt. Nervositätslevel in der Stadt? Extrem hoch.

Schließt man Mr. Hipster-Bart aus, gibt es eigentlich nur eine wahre Hawke

Im Gegensatz zum ersten Teil hat man, was die menschliche Hauptfigur Hawke angeht, sehr viel weniger Auswahlmöglichkeiten und kann nur zwischen Klasse und Geschlecht wählen, wobei es natürlich besonders brisant ist, als freie Magierin durch die Unterwelt von Kirkwall zu spazieren. Zwischen religiösen Fanatikern, Verbrecherbanden und Serienmördern können Spieler jedoch zumindest entscheiden, wie Hawke auf die Verrücktheiten reagiert. Sei dies mit einem idealistischen Gerechtigkeitssinn, mit kurzer Zündschnur zur Gewaltbereitschaft oder mit ironisch süffisanten Humor, denn die Entscheidungen des Spielers wirken sich auch die Persönlichkeit Hawkes und ihrem Verhalten in den Dialogen aus, womit die Hauptfigur drei Persönlichkeiten mehr hat, als der Graue Wächter aus Origins. Auch sonst hat Dragon Age II einiges zu bieten: Neben charismatischen Figuren, wie dem gewieften Großstadtzwerg Varric, der Piratin Isabela oder dem Magierfreiheitskämpfer Anders, kristallisiert sich besonders Kirkwall selbst als charismatischste Figur heraus. Hinter der hübschen Fassade in Hightown zeichnet die ehemalige Sklavenstadt, in dessen näherer Umgebung der Spieler bleibt, mit Hafenviertel, Unterwelt und Rotlichtmilieu eine stimmungsvolles Bild einer moralisch verkommenen Großstadt kurz vor endgültiger Anarchie.

Déjà-vu: The Game, erhältlich seit März 2011

Also durchaus eine interessante Geschichte, großartige Figuren und eine hervorragende Atomsphäre, warum ist Dragon Age II dann eher gescheitert? Abseits einer guten Geschichte ist es schlicht kein sonderlich gutes Spiel. Zwar hat dieses sehr viele Dungeons, jedoch sind es immer wieder dieselben, welche als verschiedene Orte verkauft werden. Manche Wege werden zwar mal zugestellt und somit die Route geändert, aber dass es immer dasselbe Areal ist, bleibt schmerzhaft offensichtlich, wenn man schon nicht eh schlicht für unterschiedliche Missionen immer wieder und wieder und wieder zu denselben Orten geschickt wird. Die Dungeons selbst sind dann auch nicht gerade ein Augenschmaus gestalterischer Ästhetik, sodass man sich als Spieler offensichtlich irgendwann nicht nur langweilt, sondern sich auch sehr verarscht vorkommt. Zumindest kann man sich damit trösten, dass das Kampfsystem etwas ansprechender gestaltet wurde. Anstatt sich mit peinlich klobigen Bewegungen durch Horden von Piraten zu kämpfen, wird das Knopfgedrücke mit ineinanderfließenden Bewegungsabläufen und schick gestalteten Techniken unterhaltsam und ansprechend umgesetzt. Insgesamt wurde das Design von Figuren und Welt etwas ansprechender gestaltet, wohingegen der erste Teil auch bei seinen Figuren noch zweifelhaften Mut zu Charaktervisagen und grauer Tristesse zeigte. Das bleibt jedoch ein Wehrmutstropfen, spätestens im letzten Kapitel des Spiels wird deutlich, dass BioWare in der Endphase die Produktion des Spiels überhastet beendet hat, um die Kräfte für das zeitgleich in der Entwicklung befindliche Mass Effect 3 zu bündeln. Bis dahin über Jahre an In-Game-Zeit gestaltete Erzählbögen werden teilweise beschämend plötzlich zu Ende gebracht mit Dialogen, die Wirken, als hätte man sie spät nachts übers Telefon ins Skript diktiert. Auch das Finale wirkt durch große Inkohärenz besonders bei den Endgegnern eher peinlich und hätte einen stimmungsvolleren Abschluss verdient. Was bleibt? Ein unfertiges Spiel, das als Spiel nicht wirklich gut ist, aber als Geschichte über weite Strecken erzählenswert sowie mitreißend ist und stimmungsvoll unterhalten kann. Mit Legacy und Mark of the Assassin bekam Dragon Age II zwar noch einmal zwei das Gesamtspiel aufwertende DLC-Story-Erweiterungen und die geplante dritte Erweiterung Exalted March hätte das Ruder dann vielleicht sogar komplett herumreißen können, doch diese wurde dann zugunsten der Entwicklung des dritten Teils abgebrochen.

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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