Split
Ein Schauspieler in mehr als zehn Rollen? Das gibt es nicht nur in Orphan Black. Regisseur M. Night Shyamalan (The Sixth Sense) bewies auch in seinem 2015er Hit The Visit sein Faible für psychisch auffällige Figuren. Davon gibt es in Split zuhauf. Alle dargestellt von James McAvoy, der schauspielerisch vor eine große Herausforderung gestellt wird, welche ihm eine Nominierung bei den MTV Movie Awards 2017 als bester Hauptdarsteller einbrachte.
Casey (Anya Taylor-Joy) ist eine Außenseiterin. Ihre Mitschüler finden sie sonderbar und so richtig Anschluss will sie offenbar gar nicht finden. Eines Tages ereignet es sich, dass sie und ihre beiden Mitschülerinnen Claire (Haley Lu Richardson) und Martha (Jessica Sula) von einem Unbekannten entführt werden. Schon bald zeigt sich, dass ihr Entführer Kevin (James McAvoy) der vermutlich seltsamste Zeitgenosse ist, der ihnen bislang über den Weg lief. Er tritt ihnen immer wieder unter anderen Identitäten und in anderen Kostümen gegenüber, jedes Mal mit anderen Forderungen. Die Mädchen versuchen, ein Muster zu erkennen und mehr über die vielen Identitäten herauszufinden. Gleichzeitig schlägt auch Kevins Psychiaterin Dr. Fletcher (Betty Buckley) Alarm, die schnell merkt, dass etwas anders als sonst ist…
Katz-und-Maus-Spiel mit Paukenschlägen
M. Night Shyamalan ist kein Kritiker-Liebling. Erntete er für seine früheren Werke The Sixth Sense und Signs – Zeichen noch viel Anerkennung, schieden sich an The Happening und Die Legende von Aang die Geister. Erst mit The Visit konnte er wieder annähernd an ehemalige Erfolge anknüpfen. Sein Markenzeichen sind irre Plottwists und Wendungen, die der Geschichte eine ganz neue Bedeutung zukommen lassen. Deshalb ist auch an Split seine Handschrift klar erkennbar. Die Geschichte erfährt im Laufe ihrer Erzählung einen Umbruch, der sie in ganz neue Sphären hievt. Doch bis es zu jenen Paukenschlägen kommt, zeichnet sich die Stimmung vor allem durch die Unberechenbarkeit der Hauptfigur ab. Kevin ist ein beängstigender Charakter, bei dem man nie genau weiß, wozu er als nächstes in der Lage ist. Deshalb ist es wichtig, ihm einen entsprechend starken Gegenpol vorzusetzen, der in Casey gefunden ist. Ihre Vergangenheit wird beleuchtet, wodurch der Zuschauer erfährt, weshalb sie eben so ist wie sie ist. Für den späteren Verlauf der Handlung ein essenzieller Zug.
Markante Profile
Originaltitel | Split |
Jahr | 2017 |
Land | USA |
Genre | Psycho-Thriller |
Regisseur | M. Night Shyamalan |
Cast | Kevin Crumb: James McAvoy Casey Cooke: Anya Taylor-Joy Claire Benoit: Haley Lu Richardson Marcia: Jessica Sula Dr. Fletcher: Betty Buckley |
Laufzeit | 118 Minuten |
FSK |
Shyamalan traf McAvoy auf einer Party und war sich sofort sicher, dass er die nötige Empathie für so eine vielschichtige Rolle mitbringe. In der Tat liefert James McAvoy ein beeindruckendes Schauspiel ab. Die Mimiken seiner Persönlichkeiten wechseln in Sekundenschnelle und bereits an den Gesichtsmuskeln ist manchmal abzulesen, welche Persönlichkeit nun zum Vorschein kommt. Ob als lispelndes Kind oder als zur Ordnung und Zucht neigende Klostervorsteherin; die Facetten, welche ihm hier abverlangt werden, sind mannigfaltig. Anya Taylor-Joy zählt zu Hollywoods Shootingstars. Sie brillierte bereits in Das Morgan-Projekt und The Witch und hat als Sonderling Casey nicht nur ihre Vergangenheit zu bewältigen, sondern vor allem Ruhe in die panische Gruppe zu bringen. Sie will dieses Spiel mit Psychologie und Behutsamkeit gewinnen. Durch die beiden stark ausgebauten Rollen ist Split weit mehr als ein solider Horrorfilm: Es entsteht ein Psychodrama zwischen den Protagonisten, dessen Ende schon frühzeitig seine Schatten vorauswirft. Dem Regisseur ist es wichtig, keine medizinisch korrekte Studie einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung darzustellen, sondern dies als Anlass für den Sprung ins Fantastische zu nutzen.
Es ist noch nicht vorbei
Selbstverständlich blieb Kritik für den Vorwand, eine Krankheit als Aufhänger für einen spannenden Psychothriller zu nutzen, nicht aus. Hier bleibt am Ende dem Zuschauer überlassen, ob er sich auf eine rasante Fahrt in die Psyche einer unkalkulierbaren Person einlassen möchte oder ob er die Darstellung schlichtweg als geschmacklos empfinden will. Doch eine gute Nachricht gibt es für Fans von Split: Die Fortsetzung Glass ist bereits für 2019 angekündigt. Sie soll nicht nur an das behagliche Kammerspiel anknüpfen, sondern auch eine Brücke zu Shyamalans 2000er Film Unbreakable – Unzerbrechlich schlagen.
Split ist ein bisschen mehr als das, wonach es aussieht. Es ist ein Film über das Anderssein und deswegen wird auch viel Zeit für Caseys Geschichte genommen. Selten ist ersichtlich, weshalb Menschen so ticken wie sie ticken und viel zu selten wird das hinterfragt. So geht es auch Martha und Claire, die Casey einfach nur als Freak wahrnehmen. Die Geschichte nahm für mich eine unglaubliche Wendung,
Zweite Meinung:
Split ist thematisch absolut mein Ding. Ich bin zudem großer Fan von James McAvoy; für mich einer der besten Schauspieler und in diesem Film kann er sein Talent frei entfalten. Es ist faszinierend, wie man jede Persönlichkeit sofort an Gestik, Mimik, Körperhaltung und Tonfall erkennt. Tolle Leistung. Aber auch Casey ist mit Anya Taylor-Joy top besetzt. Ihre Darstellung ist mehr als gelungen. Der Film bietet Hochspannung ab der ersten Minute, obwohl man zu Beginn eine scheinbar nicht sehr originelle Grundstory hat: Die Entführung von drei Mädchen, die in einem Keller von einem Psychopathen gefangen gehalten werden und nun versuchen müssen, zu entkommen. Für mich waren anfangs hauptsächlich die unterschiedlichen Persönlichkeiten interessant, da ich das einfach thematisch sehr faszinierend finde. Von der eigentlichen Handlung hatte ich mir gar nicht so viel erwartet, da ich einen ungefähren Ausgang im Kopf hatte – womit ich völlig daneben lag. Split überrascht. Die Persönlichkeiten sind perfekt mit der Story verbunden. Und diese entwickelt sich alles andere als 08/15.
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