Star Wars: The Bad Batch (Staffel 3)

Es ist nicht leicht, ein Klon zu sein, und nirgendwo gilt das mehr als in einer weit, weit entfernten Galaxie. Doch genau dieser Existenzkampf der Klone ist es, der The Bad Batch vom Rest des Star Wars-Franchise abhebt. Im Gegensatz zu den Jedi kämpfen unsere abtrünnigen Klone der Schadencharge darum, ihre eigene Identität zu finden, ihren eigenen Weg zu gehen und gleichzeitig den Klauen des Imperiums zu entkommen. Das Problem ist, dass ihnen dafür nur noch eine Staffel zur Verfügung steht, denn nach drei Jahren ging The Bad Batch im Mai 2024 zu Ende und damit auch eine der besten Star Wars-Serien, die (fast) niemand kennt.

Am Ende von Staffel 2 sah es nicht gut aus für die Schadencharge. Nicht nur, dass sie einen großen Verlust hinnehmen musste, Omega wurde auch noch vom Imperium gefangen genommen, nachdem ihre Informationshändlerin Cid die Truppe verraten hat. Omega sitzt nun auf dem Berg Tantiss fest, wiedervereint mit ihrem ebenso gefangenen Bruder Crosshair, der die Schadencharge seinerzeit gejagt hat. Unter der Leitung des sinistren Dr. Hemlock werden dort Experimente an Klonen durchgeführt, die mit einem ominösen »M-Wert« zu tun haben. Währenddessen versuchen Wrecker und Hunter vergeblich, Tantiss zu finden.

Mehr Main-Plot

Originaltitel Star Wars: The Bad Batch
Jahr 2024
Land USA
Episoden 15 in Staffel 3
Genre Science-Fiction, Animation
Cast Sämtliche Klone: Dee Bradley Baker / Martin Keßler
Omega: Michelle Ang / Lina Rabea Mohr
Dr. Royce Hemlock: Jimmi Simpson / Johann Fohl
Emerie Karr: Keisha Castle-Hughes / Ann Vielhaben
AZI-3 : Ben Diskin / Tobias Müller
Ex-Admiaral Rampart : Noshir Dalal / Arne Stephan
Asajj Ventress: Nika Futterman / Claudia Urbschat-Mingues
Veröffentlichung: 1. Mai 2024

Die größte Stärke von The Bad Batch war schon immer das Ensemble, deswegen wird auch nicht allzu lange gefackelt, um die Bande wieder zusammenzubringen – wenn auch anders als gewohnt. Während die Bedrohung durch Dr. Hemlock weiterhin bestehen bleibt, gleitet The Bad Batch zurück in den angenehmen Trott episodischer Abenteuer. Im Gegensatz zu den vorherigen Staffeln überwiegen diesmal die Episoden, die wesentlich zur Haupthandlung beitragen, was die Erzählung wesentlich kohärenter macht. Die Staffel konzentriert sich darauf, das »Projekt Nekromant« mit Inhalt zu füttern, welches das erste Mal in The Mandalorian erwähnt wurde und den Grundstein für Palpatines Rückkehr bildet. Und wenn die Episoden dies nur im Hintergrund tun, dann erzählen sie im Vordergrund von anderen relevanten Dingen, wie der Klon-Rebellion, die Rex aufbaut – inklusive eines Wiedersehens mit Howzer, dem fotogensten Klon der Galaxis. Natürlich gibt es auch wieder »Monster of the Week«-Folgen, aber die lassen sich an einer halben Hand abzählen. Die eine mag öde sein (Folge 3×08), die andere bietet den Rahmen für eine zwischenmenschliche Katharsis (Episode 3×05). Hier dient die Suche nach Tantiss als McGuffin, während es zu einer Aussprache zwischen den Brüdern und einem ersten emotionalen Abschluss für Crosshair, den Verräter, kommt.

Todes-Bingo: Wer überlebt, wer nicht?

Trotz der jüngeren Zielgruppe, beeindruckt The Bad Batch mit seiner Ernsthaftigkeit. Zwischen all den anderen Star Wars-Ausgeburten made by Disney (Andor ausgenommen) wirkt die Serie wie eine erwachsene Erfrischungskur. Das liegt am Mut zur Konsequenz, denn endlich bleiben die Toten tot. Staffel 3 greift die tonale Talfahrt aus Staffel 2 weiter auf. Viel Zeit wird auf die Darstellung der Gefangenschaft Omegas verwendet: das Gefühl der Isolation, der sadistisch nuschelnde Hemlock und die endlosen Tage, die ins Land ziehen. Dazu der Score von Kevin Kiner, der den Alltag mit trostlosen Flageolett-Klängen und tickenden Synthies untermalt. Dieser melancholische, dem Ende zugehende Grundtonus, der der Geschichte von ausrangierten Lebewesen (sprich: den Klonen) naturgemäß eigen ist, macht die finale Staffel auch zu solch einer Zitterpartie. Erinnern wir uns noch an das Trauerspiel im Finale von The Clone Wars? Ein Schelm, wer denkt, dass das Design des Bad Batch-Plakats darauf abzielt, genau daran Erinnerungen wachzurufen. Das lässt die berechtigte Sorge darüber entstehen, ob und wer die Story überleben wird.

So schön zum Angucken

Daneben stellen sich noch weitere Fragen: Wie ist es für Omega, nach monatelanger Geiselhaft wieder nach Hause zu kommen? Sind Hunter und Wrecker noch dieselben, nachdem sie monatelang nach ihr gesucht haben? Fühlt sich Echo noch mit der Schadencharge verbunden, nachdem er sie verlassen hat? Kann die Schadencharge nach ihrem Verlust jemals zu dem zurückkehren, was früher war? Diese Gedanken werden vor allem durch Crosshairs Handlungsbogen in den Vordergrund gerückt. Crosshair, der Verräter, der zu seinen Brüdern zurückkehrt und ihr Vertrauen zurückgewinnen muss. Wenn Crosshair endlich wieder in seine alte Rüstung schlüpft, könnte man meinen, dies sei ein großer triumphaler Schritt in seinem Redemption Arc. Stattdessen lässt sich die Serie Zeit, um zu zeigen, wie sehr Crosshair im Rückstand ist. Die Rüstungen seiner Brüder haben sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt und sind farbenfroher geworden. Aber Crosshairs Rüstung ist immer noch traditionell schwarz und rot – und es gibt einen großen unausgesprochenen Moment, in dem er das erkennt. Es gibt viele solcher versteckten Gedanken, die dank der Bildsprache prägnant zum Ausdruck kommen. Das ist eine der großen Errungenschaften von The Bad Batch: Das visuelle Erzählen ist top notch geworden. Bildsprache, Bildkomposition, Art Style, Beleuchtung (!!) und die daraus resultierende Atmosphäre: Das alles ist tippitop.

Echo, Echo, Echo …

Heikler gestaltet sich da die Charakterbeleuchtung, da The Bad Batch die schwierige Aufgabe hat, sechs zentrale Charaktere zu erzählen. Staffel 1 konzentriert sich auf Omega und ihre Verbindung zu Hunter, während die anderen Klone hinten über fallen. Staffel 2 bietet mehr Tech, aber erst, nachdem Echo die Bande verlassen hat. Staffel 3 schließlich ist Crosshairs finales (und gut gemachtes) Läuterungsstück. Wrecker, als der silly Juggernaut mit den silly Onelinern, tritt auf der Stelle. Und Echo? Der bekommt wenigstens im Finale endlich die Ehre, die ihm gebührt. Echo ist ein fähiger Soldat, aber im Gegensatz zu den anderen sind seine Talente nicht im genetischen Code verankert, sondern in seiner jahrelangen Erfahrung. Obwohl er technisch gesehen die Schadencharge verlassen hat, nimmt sich Staffel 3 die Zeit, seinen Charakter und all das, was er sein sollte, hervorzuheben. Damit wird die Serie endlich dem einzigen »Regular« gerecht, dem die Schadencharge erlaubt hat, ihrer Gruppe beizutreten.

Der Wert von The Bad Batch

Als die zweite Staffel von The Bad Batch im Jahr 2023 herauskam, wirkte die Serie manchmal wie ein Rosetta Stone, der dazu dient, die Sequels mit dem Star Wars-Kosmos zu verbinden. Als müssten die Klone der Schadencharge ihren Kopf hinhalten, um diese peinliche »Somehow Palpatine returned«-Kuh vom Eis zu holen. Dazu packte man dann noch ein paar Cameo-Auftritte von Figuren als Teaser für kommende Attraktionen und fertig. In Staffel 3 ist es z. B. Asaj Ventress, die auftaucht, um einen kleinen Info-Happen loszuwerden, und sonst nichts Großes beizutragen hat. Aber (!) sie hat ein neues Charaktermodell mit cooler Friese und ein eigenes musikalisches Thema bekommen; gut möglich also, dass irgendwo das nächste Spin-Off lauert. Trotz dieses möglichen faden Beigeschmacks, ist das, was als Nischenserie begann, zu echter Größe gereift. Natürlich gibt es Easter Eggs und einige wichtige Bezüge zur modernen Star Wars-Lore, aber auf eine Art und Weise, die der Geschichte dient und nicht davon ablenkt (etwas, worin Das Buch von Boba Fett völlig versagt). Es wäre ein Leichtes gewesen, das große Ganze in den Blick zu nehmen und die Schadencharge dort hineinzuquetschen, aber stattdessen stehen zu Recht unsere Außenseiter-Klone im Mittelpunkt dieser Geschichte. Genau wie Omega ist The Bad Batch zu einem für sich stehenden Erlebnis geworden (anders als Ahsoka). Die Serie erzählt vom Ende der Klon-Ära, davon, wie das Imperium nach dem Krieg mit den Klonen umgeht, und wie eine Klonfamilie trotz allem versucht, zusammenzubleiben und immer wieder daran scheitert, denn das letzte Mal, dass sie alle gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen waren, war in der ersten Staffel. Am befriedigendsten ist jedoch, dass sich das Finale der Serie absolut verdient anfühlt – eine Seltenheit im modernen Star Wars-Kosmos (looking at you, dritte Staffel von The Mandalorian).

Fazit

Staffel 3 von The Bad Batch ist ein wohlverdienter Abschluss. Wesentlich kohärenter erzählt, kommt hier alles Wichtige ein letztes Mal zusammen und verleiht dem finalen Durchlauf eine anschwellende Energie, während wir in der bangen Hoffnung, dass unser Lieblingsklon überleben wird, dem Ende entgegenrasen. Diese Energie ist überall zu spüren; sowohl in den Actionszenen (die besser animiert sind als je zuvor), als auch in den ruhigen Momenten, in denen wir die Klone bereits vermissen, bevor sie überhaupt weg sind. The Bad Batch ist eine Nischenserie für einen bestimmten Fan-Typus, ja, aber für mich ist die Serie als Gesamtpaket (und neben Andor) das Beste, was Disney mit der Star Wars-IP bislang hingekriegt hat. Die Serie bietet ungewohnt hohe Einsätze, eine in Star Wars häufig vermisste Ernsthaftigkeit, tolle Schauwerte, eine einnehmende Squad-Dynamik und natürlich etwas für’s Herz. The Bad Batch ist meine Nummer 1.

© Disney

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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