Star Wars: The Bad Batch (Staffel 2)

Nach über einem Jahr kehrten im Januar 2023 die abtrünnigen Klone aus Star Wars: The Bad Batch mit einer zweiten Staffel zurück auf die heimischen Mattscheiben. Mit ihrer Premiere, die nach dem Staffelfinale von Andor und vor der dritten Staffel von The Mandalorian lag, hatten sie eine ungleich große Lücke auszufüllen. Doch als Animationsserie aus der Post-Klon-Ära besitzt The Bad Batch gewissermaßen eine Monopolstellung und braucht daher keinen Vergleich zu scheuen. Darüberhinaus spielt The Bad Batch mit für Disney ungewohnt hohen Einsätzen, was die Staffel zu einer großartigen Fortsetzung macht, die manch anderer Serie den Rang ablaufen könnte. Seit dem 29. März 2023 ist sie vollständig auf Disney+ verfügbar.

Nach der Zerstörung von Tipoca City auf Kamino, der Heimat der Klone, versuchen sich die fünf Klon-Geschwister der Schadencharge weiterhin ein Leben aufzubauen. Sie fliegen unter dem Radar des Imperiums, leben von der Hand in den Mund und überlegen, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Gruppenführer Hunter zieht in Erwägung, sich niederzulassen, damit die junge Omega fernab des Krieges aufwachsen kann. Echo jedoch sieht ihre Pflicht darin, bei der Rebellion gegen das Imperium mitzumischen. Als auf Coruscant durch die Senatorin Riyo Chuchi ein Komplott gegen die ausrangierten Klonsoldaten aufgedeckt wird, gerät die Schadencharge – allen voran Omega – erneut in den Fokus des Imperiums.

Vorhang auf für die Charakterbeleuchtung

Originaltitel Star Wars: The Bad Batch
Jahr 2023
Land USA
Episoden 16 in Staffel 2
Genre Science-Fiction, Animation
Cast Sämtliche Klone: Dee Bradley Baker / Martin Keßler
Omega: Michelle Ang / Lina Rabea Mohr
Dr. Royce Hemlock: Jimmi Simpson / Johann Fohl
Senatorin Riyo Chuchi: Jennifer Hale / Julia Meynen
AZI-3 : Ben Diskin / Tobias Müller
Wilhuff Tarkin: Stephen Stanton / Detlef Gieß
Cid: Rhea Perlman / Sabine Walkenbach
Veröffentlichung: 29. März 2023

Wie schon Staffel 1 folgt auch Staffel 2 der titelgebenden »Schadencharge«, einer Stargate-mäßig zusammengewürfelten Truppe abtrünniger Klon-Brüder, die zusammen mit ihrer adoptierten Klon-Schwester Omega unfreiwillige Abenteuer erleben und auf der Flucht vor dem Imperium sind. Während die erste Staffel vor allem von ihrer emotionalen Bindung zu The Clone Wars profitiert, konzentriert sich Staffel 2 vermehrt auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Charakterbeleuchtung. Bei einer Folgenlänge von 30 Minuten ist es nicht leicht, sechs zentrale Charaktere auf gescheite Weise auszuarbeiten, sodass die erste Staffel häufig an dringend benötigten Gesprächen und Schlüsselmomenten vorbeirast. Das wir nun nachgeholt – auch wenn das heißt, dass der eine gehen muss, um Platz für einen anderen zu machen.

So langsam wird’s ernst

Das Herz der Staffel bildet Omega, die gereift ist, aber immer noch ihre herzerweichende rosarote Brille auf der Nase trägt. In 16 Folgen lernt sie, dass Entscheidungen Konsequenzen haben. Die Serie glänzt dort, wo Omega mehr über sich selbst, ihre Brüder und die Unterdrückung der Klone durch das Imperium erfährt und dabei Schicht für Schicht ihre kindliche Naivität abstreift. The Bad Batch folgt dabei der üblichen Formel, bei der sich relevante Arcs mit irrelevanten (und mäßigen) Filler-Episoden abwechseln. Neu ist, dass The Bad Batch kleine, todernste Diamanten hervorbringt, die aus dem sonst so familiären »Squad on a Mission«-Feeling herausbrechen und die Serie tonal auf einen Kurs bringen, der sich später im Finale festigen wird. Episode 3 etwa, die den verräterischen Bruder Crosshair zum Protagonisten hat, ist eine einzige Collage aus mutlosen Farben und klagenden Synth-Sounds und behandelt die schwere Frage nach Schuld. Es gibt mehrere dieser Crosshair-Folgen und jede von ihnen schlägt in dieselbe Kerbe, indem sie zeigt, wie der Klon mit seinem trostlosen Schicksal hadert. An anderer Stelle spricht der bislang vernachlässigte Tech über sein autistisches Wesen und dass seine Form der Zuneigung zwar anders sein mag, aber nicht weniger ernstzunehmen. In solchen Momenten ist man ganz erstaunt über die neu gefundene Ernsthaftigkeit der Serie, die es in dieser Form wirklich sehr selten in The Clone Wars gibt.

Rettung für Episode IX?

Eine der Kernfragen, die sich die zweite Staffelt stellt, lautet »Was passiert mit den übrig gebliebenen Klonen?« Jene, die durch das neue Rekrutierungsgesetz auf’s Abstellgleis geraten? Sollen sie verrotten? Bekommen sie Rente? Interessante Fragen, die politisch von Senatorin Riyo Chuchi angegangen werden. Dieser Arc beginnt unscheinbar, wird aber schnell konspirativ, offenbart Intrigen auf höchster Ebene und führt schließlich zum Grande Finale. Hat man diesen Storybogen vor Augen, dann erweckt The Bad Batch den Eindruck, als ob die Serie zum neuen Rosetta Stone für Star Wars werden könnte. Haben wir uns nicht alle am Popcorn verschluckt, als es in Episode IX hieß: »Somehow Palpatine returned.«? Die Idee, dass das Imperium einen Sicherungsklon von »Palps« angelegt haben soll, konnte kaum ein Schwein ernstnehmen. Mit The Bad Batch scheint man diesen drehbuchmäßigen Höhepunkt zwar nicht revidieren, aber doch wenigstens nachvollziehbar untermauern zu wollen, indem man uns Schritt für Schritt zeigt, was das Imperium tut, um besagte Sicherungskopie vorzubereiten – und was das für Opfer auf Seiten der Klonsoldaten bedeutet.

Ungewohnte Härte für Disney

Natürlich zielt The Bad Batch auf eine jüngere Zielgruppe ab. Wenn es um moralische Dilemmata, harte Realitäten oder die hochgeistige Idee des freien Willens geht, wird dies stets in einer jugendgerechten Art verpackt, und es wäre unfair, von The Bad Batch ein zweites Andor zu verlangen. Trotzdem schaffen es der Animationsstil, Kevin Kiners Score und die Bildsprache immer wieder, die Schwachstellen zu kaschieren. Sie verleihen der Serie jene tonale Qualitäten, die notwendig sind, um die schweren emotionalen Momente zu tragen – auch wenn die Dialoge nicht Andor-verdächtig sein mögen. In seiner finalen Episode spielt The Bad Batch zudem mit sehr hohen Einsätzen, die man so vom Star Wars-Franchise unter Disney nicht mehr gewohnt ist. Die Macher reihen ein Desaster an das nächste und entlassen ihr Publikum mit desolaten Gefühlen. Manches Fan-Herz wird sich insgeheim wünschen, dass die Showrunner in der inzwischen bestätigten dritten und letzten Staffel auf den »Undone-Button« drücken werden (weil Disney darin wirklich gut ist), aber um der Geschichte willen wäre es besser, blieben die Geschehnisse unangetastet. Dann hätten wir – neben Andor – endlich wieder einen Star Wars-Titel, der keine Angst vor Konsequenzen hat; in dem Charaktere tatsächlich tot bleiben und dramatische Abschiede nicht per Fingerschnips ungeschehen gemacht werden (looking at you, Buch von Boba Fett).

Fazit

Ganz gleich, was man von der Schadencharge halten mag; der Wert von The Bad Batch liegt eindeutig in der Beleuchtung der Post-Klon-Ära. Wie ist das Imperium von einer Armee von Klonen zu einer Armee von Wehrpflichtigen übergegangen und was passiert mit den Soldaten, die so loyal gedient haben? Die zweite Staffel präsentiert uns eine überzeugende Geschichte über die Notlage eben jener Veteranen. Diese wird zwar durch die typischen »Case of the Week«-Folgen aufgebläht, glücklicherweise entpuppen die sich aber nie als so peinlich und »goofy« wie seinerzeit in The Clone Wars. Dazu kommen die wirklich tolle Animations- und Produktionsqualität, der Fokus auf charakterbezogene, harte Entscheidungen, das packende Finale und die tonale Talfahrt, die sich langsam aber sicher einstellt. Für mich ist und bleibt The Bad Batch das bessere The Clone Wars.

© Disney

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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