NOiSE
Eine Ermittlerin auf der Suche nach entführten Kindern. Klingt nach einem häufig benutzen Thema für Kriminalromane, doch wenn Science-Fiction-Meister Tsutomu Nihei (Knights of Sidonia) seine Finger im Spiel hat, können wir uns auf einiges gefasst machen. NOiSE ist nämlich die Vorgeschichte zu seinem Kultmanga Blame! und bringt vor allem für dessen Leser einige neue Informationen mit. Im Zuge des Erscheinens der Master Edition spendierte Manga Cult! auch dem Prequel eine Generalüberholung im schicken Hardcover Design. Wir werfen einen genauen Blick in die düstere Zukunftsversion und verraten, ob sich der Kauf lohnt und ob vor allem Neulinge hier einsteigen können.
Seit einer Weile entführt jemand Kinder der ärmlichen Schicht der Stadt. Die Sonderabteilung, die für solche Fälle zuständig ist, folgt gerade einer heißen Spur, die sie zu einem verlassenen Gebäude führt. Doch Musubi Susono bietet sich ein trauriger Anblick, als sie eines der Kinder gefesselt vorfindet. Irgendjemand verunstaltete den Körper mit Teilen aus Maschinen und seltsame Wucherungen übersähen den kleinen Körper. Musubi kann die Tränen nicht zurückhalten, denn wer tut so etwas? Als sie einen Moment nicht aufpasst, entführt eine verhüllte Gestalt ihren Partner Kroser und verschwindet aus dem Fenster. Am nächsten Tag erklärt ihr Vorgesetzter, dass das Gebäude komplett leer geräumt ist und dass es auch keine Spur der vermissten Kinder gibt. Wegen des Verschwindens ihres Partners nimmt man ihr zusätzlich die Waffe ab. Die junge Ermittlerin kann es nicht glauben und macht sich auf eigene Faust auf die Suche.
Minimaler Weltenaufbau
Originaltitel | NOiSE |
Jahr | 2000 |
Bände | 1 |
Genre | Science-Fiction, Action |
Autor | Tsutomu Nihei |
Verlag | Egmont Manga (2004), Manga Cult (2019) |
Tsutomo Nihei schmeißt uns ohne große Erklärungen in die Welt seines Mangas. Wir starten direkt im heruntergekommen Gebäude, wo sich immerhin eines er verschwunden Kinder befindet. Welchen Weg das Ermittlerteam vorher nahm um an diesen Punkt zu kommen, wird uns vorenthalten und später auch nicht nachgereicht. Allgemein hält sich NOiSE nie mit langen Erklärungen oder Dialogen auf. Zwar ist das anfangs noch nicht so schlimm, da Susonos nächste Schritte verständlich sind, doch fehlt es vor allem an einer größeren Vorstellung der Welt, in der die Geschichte angesiedelt ist. Orden, Schutzwehr und andere Begriffe benutzen die Figuren ganz selbstverständlich, aber, aber was sich dahinter verbirgt, bleibt zum großen Teil auf der Strecke. Gerade das ist wirklich schade, denn aus den Ermittlungen hätte der Autor viel mehr herausholen können.
Das Actionfeuerwerk
Neben dem verpassten Weltenaufbau in NOiSE bleibt auch Musibi Susono als Hauptfigur eine blasse Erscheinung. Dass sie die Ermittlungen auf eigene Faust weiterführt, ist an sich eine logische Schlussfolgerung, denn es wäre jeder sauer, wenn plötzlich Spuren verschwinden würden. Jedoch wäre es schön, wenn es dazu ein paar innere Monologe gäbe, um uns klar zu machen, was ihr diese Stärke gibt. Immerhin muss sie gegen einige seltsame Wesen kämpfen und entkommt nur sehr knapp dem Tod. Schnell wird für uns Leser*innen klar, dass es dem Autor wohl mehr um die spektakulären Gefechte geht. Als Susono nämlich einem gewissen seltsamen Orden auf die Schliche kommt, präsentiert dieser eine neuentwickelte Menschenform, die sogleich die Ermittlerin aus dem Weg räumen soll. Wie schon ihr männliches Pendant in Blame! besitzt die junge Dame zum Glück eine gewaltige Waffe, die sie nur nicht richtig kontrollieren kann.
Ein unerwarteter Abschluss
Da Noise als Vorgeschichte zu Blame! konzipiert ist, musste die Handlung irgendwann den Bogen bekommen, um den Anschluss zum anderen Werk zu finden. Daher überrascht der Autor mit einer überraschenden Wendung, die zu diesem Zeitpunkt der Handlung wirklich nicht zu erwarten ist.
Fazit
Selbst mit Vorwissen empfinde ich NOiSE als kein tolles Lesevergnügen. Dafür ist die Geschichte von Anfang an nicht richtig ausgebaut und wirkt extrem gehetzt. Dabei sind interessante Elemente vorhanden, wie etwa die entführten Kinder, ein seltsamer Orden, komische Monster und eine Menschheit, die anscheinend immer mehr mit dem Internet arbeitet. Unglücklicherweise nutzt der Autor sie nicht richtig, so dass wir durch die Handlung durchgespült werden, Schlagwörter an den Kopf bekommen und dann beim Ende landen, das 3000 Jahre in der Zukunft liegt. Was genau aus Susono wurde, ist auch nicht richtig verständlich. Da hilft es, den Band mehrfach zur Hand zu nehmen und die wenigen Dialoge zwei- bis drei mal zu lesen. Dann ergibt sich doch noch mehr, aber trotzdem wirkt das Werk nicht wirklich gut durchdacht.
© Manga Cult