Kamikaze Kaito Jeanne

Marron Kusakabe ist hübsch, entschlossen, mutig und nett. Doch was hat dieses normale Mädchen mit der französischen Freiheitskämpferin Jeanne D’Arc zu tun? Genau dies erfahren wir in Arina Tanemuras (Fullmoon wo Sagashite) Werk Kamikaze Kaito Jeanne. Egmont Manga (Rainbow Days) startete die Veröffentlichung der siebenbändigen Reihe 2001 bei uns und 2008 sogar mit einer Neuauflage als „Perfect Edition“. Mit Spannung, vielen Gefühlen und sympathischen Charakteren begeben wir uns in eine Welt, in der Geschichte mit Fantasie und Realität verknüpft wird, und das mit einem Ende, das niemand erwartet.

Auf den ersten Blick wirkt die 16-jährige Marron Kusakabe wie ein ganz normales Mädchen. Dieser Eindruck ist allerdings nicht ganz richtig. In Wahrheit ist sie die Wiedergeburt der französischen Freiheitskämpferin Jeanne D’Arc. Mit Hilfe des kleinen Engels Finn Fish jagt sie im Namen Gottes Dämonen, die sich in Gemälden verstecken, und bannt diese in Form von Schachfiguren. Kompliziert ist Marrons Doppelleben vor allem, weil ihre Kindheitsfreundin Miyako Todaiji, die die Tochter des örtlichen Polizeichefs ist, es sich in den Kopf gesetzt hat, die Diebin Jeanne zu fangen. Als wäre das nicht genug, taucht mit Sindbad ein weiterer Dieb auf, der ebenfalls Dämonen jagt und laut Finn zusammen mit seinem Engel Access Time für den Teufel arbeitet.

Die Wiedergeburt von Jeanne D’Arc

Originaltitel Kamikaze Kaitou Jeanne
Jahr 1997
Bände 7
Genre Fantasy, Romanze
Autorin Arina Tanemura
Verlag Egmont Manga (2001 – 2002)

Um zu wissen, warum Marron als Jeanne die Dämonen jagt, muss man nur Finn bei der ersten Begegnung lauschen. Der Teufel hat im 20. Jahrhundert einen Weg gefunden, Gott zu schwächen. Indem er Dämonen in Gemälde schmuggelt, stiehlt er Menschen mit reinen Herzen ihre Kraft und diese somit auch dem Herrn. Während des hundertjährigen Krieges verhalf die Jungfrau von Orleans ihren Truppen zum Sieg und nun bestreitet die Schülerin Marron diese Kämpfe gegen die Dämonen. Aber nicht nur während den Auseinandersetzungen mit Monstern ist Vorsicht geboten, sondern eine große Gefahr befindet sich auch in der Wohnung direkt gegenüber. Miyako, Marrons beste Freundin, läuft zu jedem Tatort, sobald eine Ankündigung von Jeanne für den nächsten Diebstahl erscheint, um diese dingfest zu machen. Dies hat natürlich zur Folge, dass die beiden zur gleichen Zeit ihre Wohnungen verlassen, was merkwürdig wirken kann. Hinzu kommt der gut aussehende Chiaki Nagoya, der neben Marron einzieht und einen aufmerksamen Blick auf sie hat. Bereits von Beginn an wirkt er verdächtig, was ihn als Charakter allerdings interessant macht. Dass es sich bei ihm um den Dieb Sindbad handelt, ist schnell zu durchschauen und wird auch bereits im zweiten Band für Marron offenbart. Dadurch kommt Jeanne in einen weiteren Zwiespalt, da sie Gefühle für Chiaki entwickelt, Sindbad aber ihr Feind ist.

Es lebe die Freundschaft

Obwohl sie auf den ersten Blick nicht so wirkt, ist Marron ein einsames Mädchen, das alleine wohnt und sich nur nach der Liebe seiner Eltern sehnt. Im Alter von zehn Jahren wurde sie alleine gelassen. Durch den Engel Finn trat immerhin eine Bezugsperson in ihr Leben, der sie alles anvertrauen kann. Obwohl Miyako schnell einen Streit anfängt, ist sie Marrons beste Freundin, und durch sie bekommen die Leser einen Einblick in die Vergangenheit. Da Miyako durch eine Art negative Ausstrahlung auf einige unsympathisch wirken kann, hat Marron ihr immer Sicherheit gegeben. So hat sie im Gegensatz zu anderen Kindern die Polizistentochter schon im Kindergarten sofort zum Spielen zu sich geholt. Mit dem Erscheinen von Jeanne kam in der Schule die Vermutung auf, dass Marron wegen einer gewissen Ähnlichkeit etwas mit der Verbrecherin zu tun haben könnte. Also versucht Miyako, Jeanne zu fassen, um zu beweisen, dass ihre Freundin keine Diebin ist. Welch eine Ironie, aber eine passende Erklärung, um die Herangehensweise zu verstehen.

Die Welt der Autorin

Arina Tanemura verbindet Humor und romantische Fantasy. Es ist alles vorhanden, was das Romantik-Fanherz begehrt. Starke Mädchen, eine gefühlvoll abgehandelte Lovestory, ganz viel Witz, super sympathische Charaktere und Dramatik. Überzeugend wirkt der ausladende Zeichenstil mit viel Liebe zum Detail, wozu auch die sehr großen Manga-Augen gehören. Bei einigen Seiten lohnt es sich, sie von weitem und ganz genau anzusehen, um alles erfassen zu können, was einem die Bilder zeigen. Für den einen wirkt das schön, dem anderen könnten die Seiten allerdings auch etwas überfüllt vorkommen. Arina Tanemura hat zudem eine passende Erklärung gefunden, wie Marrons und Jeannes Geheimnisse gewahrt werden. Bei der Verwandlung ändern sich sowohl Marrons Augen- und Haarfarbe als auch Frisur und Kleidung. Und Schwuppdiwupp: Schon wird aus der Schülerin eine professionelle Diebin.

Es sollte nicht so sein

Nachdem der Manga in Japan von Beginn mit Erfolg gekrönt war, folgte schnell die Anfrage, die Geschichte als Anime umzusetzen. Arina Tanemura hatte sich ursprünglich vorgenommen, eine Story zu zeichnen, aus der man unmöglich einen Anime machen könnte. Es sollte eine ernste Geschichte werden, die sich einfach nicht fürs Fernsehen eignet, da lustige Geschichten doch eher dort laufen. Als sie davon erfuhr, war sie zunächst verzweifelt, aber bei Gesprächen kam sie zu dem Schluss, dass der Manga bei Toei Animation (Dragonball) in guten Händen sei. So entstanden 44 Episoden, die 2001 in Deutschland auf RTL2 mit großem Erfolg ausgestrahlt wurden. Wer allerdings den Manga mit dem Anime vergleicht, wird einige Unterschiede finden, die vor allem damit zu tun haben, dass Arina Tanemura noch nicht fertig gezeichnet hatte, als die Animeserie zu Ende ging.

Unterschiede gut oder schlecht

Liest man den Manga, legt die Geschichte ein angenehmes Tempo vor und enthält einige Überraschungen und ein passendes Ende. Mit dem Anime daneben kann es für Kenner zu Enttäuschung kommen. Jeanne arbeitet im Namen Gottes und bekämpft daher die Dämonen, um dem Herrn Kraft zu geben. Viele religiöse Aspekte kommen so auch durch die Geschichte von Jeanne D’Arc in die Handlung – im Anime werden diese Themen jedoch eher an die Seite geschoben. Ein großer Unterschied ist das Fangen der Dämonen. Diese verstecken sich in Kunstwerken oder anderen Gegenständen. Sobald Jeanne allerdings ihre Pinnadeln (eine Art Dartpfeil) auf die Bilder wirft, verschwinden diese und der Dämon verwandelt sich in eine Schachfigur. So zeigt der Anime die diebischen Aktionen. Der Manga hingegen versteckt die Dämonen nur in Gemälden, und nach dem Fangen (dem „Schachmatt“ dieser Monster) verschwindet zwar das Bild, allerdings erscheint eine wunderschöne Zeichnung eines Engels, die die Menschen glücklich macht. Die Beraubten wirken nach ihrem Überfall in gewisser Weise verändert und fröhlich, daher erstatten sie keine Anzeige. Dies ist ein Grund, warum die Polizei mit Ausnahme von Miyako im Ursprungswerk nicht ganz so streng ist wie in der Adaption.

Fazit

Mit Kamikaze Kaito Jeanne verbinde ich viele Erinnerungen. Von der Schule nach Hause, den Fernseher einschalten, RTL2 und prompt läuft Jeanne die Kamikaze Diebin. Zu dieser Zeit habe ich noch keine Mangas gelesen und hatte durch das Animeprogramm im Fernsehen meine erste Begegnung mit Jeanne, Finn und Chiaki. Da ich mit dem Ende der Serie nicht ganz glücklich war, habe ich zum Manga gegriffen, nachdem ich herausgefunden hatte, dass es einen gibt. Vom Manga bin ich einfach nur begeistert. Er beinhaltet so viele Details, die im Anime nicht gezeigt werden. Vor allem die Geschichte von Finn, bevor sie auf die Erde kommt, ist unheimlich interessant, da es für mich die größte Überraschung ist, dass sie und damit ja auch Jeanne unbewusst in Wahrheit für das Böse arbeiten. Hinzu kommt noch der Blick in die Zukunft mit Finn und Access: Die beiden sind einfach niedlich als Kinder beziehungsweise Babys. Da ich beides kenne, kann ich sagen, dass mir der Manga deutlich besser gefällt, der mit sieben Bänden auch eine angenehme Länge hat und sich flüssig lesen lässt.

© Egmont Manga

Sapamo

Sapamo liebt Geschichten aller Art. Für die nah am Wasser gebaute Romantikerin steht das Thema Liebe in Erzählungen ganz weit oben. Seien es Romane, Manga oder Anime. Nachdem sie tagsüber jede Menge Bücher der unterschiedlichsten Art in Regale oder auf Bücherwagen gelegt hat, entspannt sie sich abends gerne mit einer guten Lektüre. Gerne lässt sie auch einen kleinen weißen Ball über die Platte hüpfen und genießt den Besuch eines Musicals.

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chianna
Redakteur
12. Juli 2019 8:16

In meinem Regal steht ein ramponierter Schuber mit den sieben Bänden, denen man ebenfalls ansieht, dass sie oft in die Hand genommen worden. Es war ein Zufallsfund auf dem Flohmarkt, aber dieser Schuber ist einer meiner Schätze, denn der ideelle Wert ist für mich unglaublich. Eine meiner ersten Begegnungen mit Manga, eine wunderbar romantische, spannende, gut erzählte Geschichte, ein entspannter Blick aufs christliche Gottesverständnis – das hatte ich in der Form so in noch keinem Comic gefunden. Auch heute noch nehme ich, wenn ich einfach mal abschalten muss, diesen Manga in die Hand, in ihn kann ich mich richtig hineinfallen lassen.

Alva Sangai
Redakteur
12. Juli 2019 16:02

Hab den Manga doppelt, einmal als Perfect Edition und einmal die normalen Einzelbände. Ich wünschte die würden mal einen neuen Anime davon machen, der sich mehr an den Manga hält. Im Manga hat mir manches doch besser gefallen. Besonders die Geschichte von Finn.

chianna
Redakteur
Antwort an  Alva Sangai
13. Juli 2019 9:29

Eine neue Animeumsetzung wäre toll, da stimme ich dir absolut zu. Aber dann auch wirklich an der Vorlage, mit weniger Klamauk. Und die Augen bitte nicht noch größer machen, als sie im Manga ohnehin schon sind. 😀

Taria
Redakteur
13. Juli 2019 20:51

Kamikaze Kaitou Jeanne ist definitiv der beste Manga von Tanemura. Alle anderen kommen da nicht mal mehr ansatzweise ran, daher wäre ich auch für eine neue Anime-Adaption.