Hiyokoi

Kleines Mädchen trifft auf großen Jungen. Nein, diese Beschreibung bezieht sich nicht auf das Alter der beiden Protagonisten, denn Hiyori und Yushin besuchen dieselbe Klasse einer Oberschule. Einzig der enorme Größenunterschied von 50 Zentimetern trennt die beiden voneinander. Mangaka Moe Yukimaru nimmt Lesende mit in die Welt ihres Titels Hiyokoi. Dank des Verlags Tokyopop kann die 14-bändige Reihe auch in Deutschland erworben werden. Wie schwer und zugleich schön es ist, die erste Liebe kennenzulernen, beschreibt Yukimaru in ihrem ersten mehrbändigen Werk. Werfen wir einen Blick in den Alltag der klein gewachsenen Hiyori und dem groß gewordenen Yushin.

Nach einem Unfall kehrt die 15-jährige Hiyori Nishiyama mitten im Schuljahr an die Oberschule zurück. Sie hat Schwierigkeiten, sich in die Klasse einzufinden, was nicht nur an ihrer Schüchternheit liegt, sondern auch an ihrer Körpergröße. Denn mit 1,40 Meter wird sie eher für eine Grundschülerin gehalten und gehänselt. Nicht gerade hilfreich ist es, dass sie in der letzten Reihe des Klassenzimmers neben den sehr großen Yushin Hirose gesetzt wird. Durch seine offene und freundliche Art ist er in der ganzen Schule sehr beliebt. Yushin bemerkt Hiyoris Schwierigkeiten und versucht sie zu ermutigen, mehr zu lächeln. Wegen seiner liebenswerten Art entwickelt Hiyori Gefühle für ihn.

Gegensätze ziehen sich an

Originaltitel Hiyokoi
Jahr 2009–2014
Bände 14
Genre Romanze
Mangaka Moe Yukimaru
Verlag Tokyopop (2015–2017)
Im Handel erhältlich

Im Alter von 15 Jahren sollten Jugendliche zur Schule gehen. So etwa spielt der Großteil von Hiyokoi auf dem Schulgelände. Hiyori wird als ängstliches und schüchternes Mädchen vorgestellt, dem es schwerfällt, mit anderen zu reden. Deshalb versteckt sie sich gerne hinter dem Rücken ihrer einzigen Freundin Ritsuka. Die Geschichte könnte man als vorhersehbar bezeichnen, denn bereits zu Beginn wird deutlich, was die Handlung plant: Hiyori zu einer selbstsicheren Schülerin zu machen. Im Gegensatz dazu sitzt neben Hiyori der mit 1,90 Metern größte Junge der Schule. Trotz ihrer Gegensätze schließt der gutmütige Yushin seine Sitznachbarin ins Herz und gibt ihr den Spitznamen Hiyorin. Zudem erinnert sie ihn an ein Küken. Ob ihre Körpergröße damit zu tun hat? Er besitzt die Gabe, andere aufzumuntern. So auch ein kleines verschüchtertes Mädchen, das sich zu Beginn des ersten Bandes in einem Spind der Schule versteckt.

Lasst euch Zeit

Hiyokoi weist ein ruhiges Erzähltempo auf. Die langsame Entwicklung ist allerdings verständlich, da Hiyori zu Beginn sehr zurückhalten ist. Sie ist es gewohnt, alleine zu sein und muss zunächst lernen, als Teil einer Klasse wahrgenommen zu werden. Plötzlich ist sie nicht mehr eine Außenseiterin, die sich versteckt, sondern darf bei Entscheidungen mitwirken, neue Freunde finden und auch im Mittelpunkt stehen. Ihr Klassenkamerad Yushin ist nicht nur größentechnisch das genaue Gegenstück. Er ist an der ganzen Schule beliebt, hat Sinn für Humor, schläft und isst auch gerne mal während des Unterrichts und wickelt durch seine charmante Art alle um den Finger. Doch auch für ihn ist die wahre Liebe etwas Neues, das er erst einmal erkennen muss. Gefühle einer ersten großen Liebe benötigen Zeit, um zu entstehen und zu wachsen. Genau das bietet Hiyokoi mit den beiden liebenswerten Hauptfiguren Hiyori und Yushin. Ohne inhaltlich zu hetzen, in einer gleichmäßigen Geschwindigkeit. Wäre all dies innerhalb von zwei Bänden geschehen, wäre der Realismus der Handlung verloren gegangen.

Geheimnis der großen Liebe

Die Idee und Handlung von Hiyokoi sind nichts Neues, erzählen aber auf ihre ruhige und natürliche Weise den Alltag der beiden und ihren Weg zueinander. Auch Hiyoris Veränderung lässt sich sehen und wirkt keinesfalls aufgesetzt. Dank Yushin wird das kleine Küken erwachsener und traut sich immer mehr. Und verliebt sich. Eine süße Liebesgeschichte ohne übertriebene Inhalte zu schaffen, das meistert Moe Yukimaru, ohne dass sie kitschig wirkt. Nicht nur Hiyori muss lernen, sondern auch Yushin kennt noch nicht alles. Und Gefühle kann man nicht im Vorfeld lernen. Die beiden kommen sich auf ganz natürliche Weise näher, ohne dass es einen Anstupser von Mitschülern braucht. Eine alltägliche Geschichte, die jeder Lesende so in der Realität erleben könnte.

Die Kunst der Gefühle

Für Mangaka Moe Yukimaru ist Hiyokoi ihre erste gezeichnete Reihe. Nachdem sie zuvor nur Oneshots veröffentlichte, schenkt sie den Lesenden gleich 14 Bände. Die Zeichnungen konzentrieren sich stark auf die Gesichtsausdrücke der Figuren und weniger auf die Hintergründe. Gefühle aller Art spielen eine sehr große Rolle und wie könnten diese besser ausgedrückt werden als durch ein Lächeln, freudige Augen, aber auch traurige Gesichter. Alle Cover-Motive folgen demselben Prinzip: Ohne Hintergründe sind einzig Hiyori und Yushin zu sehen. Bei genauem Betrachten fällt auf, dass sich die Entwicklung ihrer Beziehung erkennen lässt. Da Hiyori von Yushin auch als Küken bezeichnet wird, darf das kleine Federwesen auf den Covern natürlich nicht fehlen. Dank der Beliebtheit der Reihe beschenkte Tokyopop die deutsche Leserschaft mit kleinen Extras in der Erstauflage, wie beispielsweise einem Poster, einem Sticker oder einem Aufsteller der beiden Hauptcharaktere. Immer dabei: natürlich das kleine süße Küken.

Fazit

Eine Liebesgeschichte zwischen zwei Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein können. Ein Satz, der sich des Öfteren lesen lässt und der auch auf Hiyokoi zutrifft. Hiyoris Besonderheit ist, das man sich mit ihr identifizieren kann. Viele Mädchen sind schüchtern, zurückhaltend und tun sich schwer, vor eine Klasse zu treten. Ihr Verhalten wirkt zu Beginn zwar leicht übertrieben, was durch ihre Gedankengänge aber nachvollziehbar bleibt. Yushin ist zwar bereits selbstsicher, benötigt dennoch seine Zeit zu verstehen, dass Hiyori Gefühle für ihn hegt. Eine romantische Liebesgeschichte funktioniert auch ohne Drama-Elemente, die in Hiyokoi zwar ab und an vorkommen, aber nicht übertrieben sind und vor allem nicht die Oberhand gewinnen. Der Manga bietet eine ruhige Atmosphäre mit sympathischen Charakteren und Gefühlen, die einem ans Herz gehen. Moe Yukimaru erschafft zwar keine tiefgründige Geschichte, zeigt dafür das Leben von Oberschülern und der Begegnung mit der großen Liebe.

© Tokyopop

Sapamo

Sapamo liebt Geschichten aller Art. Für die nah am Wasser gebaute Romantikerin steht das Thema Liebe in Erzählungen ganz weit oben. Seien es Romane, Manga oder Anime. Nachdem sie tagsüber jede Menge Bücher der unterschiedlichsten Art in Regale oder auf Bücherwagen gelegt hat, entspannt sie sich abends gerne mit einer guten Lektüre. Gerne lässt sie auch einen kleinen weißen Ball über die Platte hüpfen und genießt den Besuch eines Musicals.

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