Aposimz – Land der Puppen

Ein künstlicher Himmelskörper mit einer Oberfläche so feindlich für alles Leben, dass es ein Wunder ist, dass es der Mensch trotzdem schafft, dort zu überleben. Allerdings breitet sich eine Krankheit aus und ein mächtiges Imperium regiert mit strenger Hand. Was ein wenig nach Star Wars klingt, stammt aus der Feder des Science-Fiction-Masters Tsutomo Nihei (Blame!) und folgt dem Namen Aposimz – Land der Puppen. Seit dem 12. Januar 2023 ist die Manga-Reihe nun vollständig erschienen. Zeit, dass wir unseren dicken Mantel ausziehen, denn wir begleiteten den jungen Mann Esrō bis zum Ende seiner gefährlichen Mission. Dieser nahm es nämlich nicht nur mit der unwirtlichen Umgebung und den gefährlichen Monstern, sondern auch mit dem kompletten Stab des Imperators auf sich, um Rache zu üben. In unserem nachfolgenden Review berichten wir, ob er erfolgreich ist.

   

Schon 500 Jahre ist es her, dass die Menschen im Inneren des künstlichen Planeten Aposimz das Recht verloren, im Kern zu leben. Sie fristen seither ein Dasein auf der eiskalten, von gefährlichen Maschinen bevölkerten, äußeren Hülle. Unter ihnen der erfahrene Schütze Esrō, der bei einem Jagdausflug auf das Mädchen Titania trifft, die etwas bei sich hat, das dem machthungrigen Imperator des Reichs Ribedoa nicht in die Hände fallen darf. Aus einem Reflex heraus hilft er ihr und löst damit eine Kette an schrecklichen Ereignissen aus. Seine Heimat überrennen feindliche Truppen auf der Suche nach Titania und zerstören diese vollständig. Esrō entkommt nur knapp dem Tod, indem das nicht-menschliche Mädchen ihm einen Code einpflanzt, der ihn in einen Krieger alias Normpuppe verwandelt. Mit dieser neuen Kraft beschließt Esrō Rache am Imperium zu nehmen.

Willkommen im tödlichen Winter Wonderland

Originaltitel Ningyou no Kuni
Jahr 2017‒2021
Bände 9
Genre Action, Science-Fiction, Drama
Mangaka Tsutomu Nihei
Verlag Manga Cult (2018‒2022)
Seit Januar 2023 vollständig

Auf der Bestenliste der Urlaubsziele befindet sich Aposimz nicht. Neben frostigen Temperaturen und kaum Luft zum Atmen lauert auch noch hinter jeder Stahlkonstruktion ein Monster oder eine Maschine, die uns schneller das Licht ausblasen, als uns lieb ist. Dennoch weckt diese Welt die Neugier. Schließlich stellt sich die Frage, mit welchen Strategien und Techniken die Leute ihren schweren Alltag meistern. Schon im ersten Kapitel von Aposimz – Land der Puppen bekommen wir einen guten Einblick, zusätzlich auch noch zu den Problemen, die abseits der Natur lauern. Die Puppenkrankheit geht um, die Menschen in willenlose Zombies verwandelt. Doch wo kommt diese Krankheit her? Und gibt es einen Weg, ihre rasante Ausbreitung aufzuhalten? Einige spannende Fragen, welche die Story aufwirft und das neben dem eigentlichen Ziel der Hauptfigur.

Von Dreamteam ist nicht die Rede

Wir sind live dabei, wie die Soldaten Esrōs Familie und Freunde töten und das auf solch grausame Art, dass klar ist, warum unser Held nach Rache sinnt. Abseits davon prägt sich der hellhaarige junge Mann jedoch nicht sehr ins Gedächtnis ein. Er hebt sich weder durch sein Aussehen noch durch seine Handlungen besonders ab, außer dass er, wie jeder gute Held, das Herz am rechten Fleck hat. Alleine geht er seinen Feldzug nicht an. Das seltsame Wesen Titania begleitet ihn, wobei sie dabei die meiste Zeit als kleine mechanische Kreatur auf den Beinen ist. Einige faszinierende Mysterien umgeben sie, die vor allem deutlicher werden, als Esrō auf die junge Frau Keesha trifft. Diese stammt aus dem Kult der Ilf Niku und schließt sich der Rachegruppe an. Gerade durch sie kommt einiges an Dynamik ins Team, denn ihr zickiges Prinzessinnengehabe sorgt für einige Reibereien.

Nieder mit dem Imperium!

Dank seinen neuen Fähigkeiten teilt Esrō ordentlich aus. Und das lässt sich mehr als nur sehen, denn als Normpuppe kann er eine rote Rüstungsform anlegen, mit der er verschiedene Projektile mit unterschiedlicher Durchschlagskraft abschießt. Der Knackpunkt dabei: Von einer unschlagbaren Munition besitzt er nur sechs Schuss. Diese muss er im Laufe der Handlung deswegen sehr weise einsetzen, denn sonst wird er es nicht schaffen, den König vom Thron zu stoßen. Ihm stellen sich aber die Elite-Soldaten des Feinds gegenüber. Bei den darauffolgenden spektakulären Kämpfen bleibt nicht nur kein Stein auf dem anderen, es treten auch immer wieder Unvorhersehbarkeiten ein, wodurch ordentlich Spannung aufkommt. Wenn dann auch noch überall Zombies herumlaufen, eine dritte Partei ebenfalls ihre Ziele verfolgt und der Imperator eine besondere Fähigkeit besitzt, darf man das eine bunte Party nennen.

Kurz nicht aufgepasst und schon am Ende angekommen

Bis Mitte des neunten Bandes braut sich ein Sturm zusammen. Unerwartete Gruppen schließen sich zusammen, die Krankheit breitet sich rasend schnell aus, der Imperator dreht durch, lauter neue Figuren und dann: Schluss. Ohne Witz! Es lässt sich nicht herausfinden, ob der Mangaka die Reihe abbrechen musste, doch mit einmal folgen ein Schwall an Erklärungen und der Endkampf, wobei vorher einige andere Konflikte sich im Nichts auflösen, und plötzlich zeigt sich die letzte Seite. Es bleibt keine Zeit für Esrō um einen weiteren herben Verlust zu verarbeiten. Geschweige denn für uns! Von einem Panel zum anderen sterben sympathische Gegenspieler, mit nicht mal vielen letzten Worten auf den Lippen. Immerhin die Erklärungen von Titania lösen das Rätsel um die Krankheit, bestimmte Fähigkeiten und ja, es gibt eine letzte zufriedenstellende Seite. Nur ist der Weg dahin unglücklicherweise sehr enttäuschend.

Schlicht und weiß

Mit einem Blick auf die älteren Werke von Nihei sticht Aposimz – Land der Puppen durch seine vielen weißen, einfach gehaltenen Flächen sehr heraus. Kurze Striche ergeben gern eine Landschaft, die Schnee unter sich begrub. Aber es geht auch anders: Sobald die Figuren die Oberfläche hinter sich lassen, betreten sie Tunnel voller Rohre, gigantischer Leitungen und eben das, was wir vom Autor durch Blame! kennen. Es fehlen lediglich die Schwere und Düsternis, die Niheis Werke sonst verbreiten. Bei den Figuren wären noch mehr unterschiedliche optische Merkmale wünschenswert gewesen, denn gerade durch die Uniformen der Gegner kann es zu Verwechslungen kommen. Die Rüstungsformen bieten zum Glück einige Überraschungen in puncto Form. Etwas komisch wirkt hingegen, dass Keeshas schwarze Haaren im Laufe der Seiten heller werden und sich ihr Haarschnitt auch wandelt.

Fazit

Aposimz – Land der Puppen startet nicht mit den kreativsten Ideen, lockt aber mit interessanten Kämpfen und einer faszinierenden Welt, die noch einige Geheimnisse zum Lüften bereithält. Mit Esrō folgen wir zwar nicht dem einprägsamsten Charakter, können uns aber mit seinen Beweggründen identifizieren. Dank weiterer Figuren wartet sogar eine gute Mischung auf. Allen voran auf der Gegenseite überzeugt die taffe Jade oder eben der undurchschaubare Herrscher Ribedoas. Nur das Finale stößt sauer auf, denn viel zu schnell erreicht unser Held die letzte Seite. Plötzlich lösen sich ganze Schlachten in Luft auf und der finale Bosskampf ist auch etwas zu unspektakulär. Immerhin die letzte Seite versöhnt etwas. Zeichnerisch erstrecken sich ruhige, aber bedrohliche Szenerien im Kontrast zu den gewaltigen Gefechten, die ganze Landschaften in Schutt und Asche legen. Gerade diese sind einen Blick wert. „Mittelmäßig“ ist allerdings mein Urteil.

© Manga Cult


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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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