Wolverine – Weg des Kriegers

Nachdem X-Men: Erste Entscheidung gezeigt hat, dass ein Film rund um die Mutanten auch ganz gut ohne Wolverine (Hugh Jackman, Prisoners) funktionieren kann, kriegt der Mann mit den ikonischen Adamantium-Klauen direkt einen neuen Solotitel. Regisseur James Mangold (Walk the Line) beweist dabei größtenteils ein Händchen für leise Momente und liefert mit Wolverine: Weg des Kriegers zwischen typischen Actioneinlagen ein lohnenswertes Charakterporträt ab.

  

Die finalen Ereignisse aus X-Men: Der letzte Widerstand nagen an Logan. Deshalb hat er sich in die kanadische Wildnis zurückgezogen und geschworen, nie wieder ein Lebewesen zu töten. Dieser Schwur wird bei einer Rauferei mit einigen ungehobelten Jägern auf eine harte Probe gestellt. Da kommt ihm eine junge Frau namens Yukio (Rila Fukushima, Arrow) zu Hilfe. Sie wurde geschickt, um Logan ein Samurai-Schwert zu überreichen und ihn nach Japan zu holen. Dort liegt Ichiro Yashida (Haruhiko Yamanouchi, Der lange Weg), Gründer des Megakonzerns Yashida Industries, im Sterben. Im Zweiten Weltkrieg war er ein junger Offizier in Nagasaki als die Atombombe fiel. Logan war zugegen und rettete ihm das Leben. Für diese zweite Chance möchte der sterbende Mann sich ein letztes Mal persönlich bedanken. Logan ist unbehaglich zumute, doch er bleibt anschließend sogar für die Beerdigung, um Yashida die letzte Ehre zu erweisen. Da wird seine Enkelin Mariko (Tao Okamoto, Batman v Superman: Dawn of Justice) während der Zeremonie entführt und in Logan erwacht der Beschützerinstinkt. Doch er muss entsetzt feststellen, dass seine Selbstheilung nicht reagiert wie er es gewohnt ist. Logan ist verwundbarer als je zuvor und muss herausfinden, wer seine Gegner überhaupt sind.

Aufgebauschte Story

Originaltitel The Wolverine
Jahr 2013
Land USA
Genre Action, Science-Fiction
Regisseur James Mangold
Cast Logan/Wolverine: Hugh Jackman
Mariko Yashida: Tao Okamoto
Ichiro Yashida: Haruhiko Yamanouchi
Shingen Yashida: Hiroyuki Sanada
Yukio: Rila Fukushima
Kenuichio Harada: Will Yun Lee
Viper: Svetlana Khodchenkova
Laufzeit 126 Minuten
FSK

Für Wolverine-Fans geht mit diesem Film zunächst ein Traum in Erfüllung, denn endlich gibt es einen Szeneriewechsel und der schon arg gebeutelte Logan kommt nach Japan. In den Comics ist das ein wichtiger Ort für ihn und die japanische Kultur, besonders das Bild des Samurai, ist ein Eckpfeiler für seinen Charakter. Die perfekte Gelegenheit, damit Wolverine seine Vergangenheit als Experiment mal hinter sich lässt und ein bisschen Tiefgang abbekommt. Leider gelingt das mit Wolverine: Weg des Kriegers noch nicht gänzlich. Die Ansätze sind schon da, dafür bekam Regisseur James Mangold einen zweiten Versuch und lieferte 2017 mit Logan ein Meisterwerk unter den Comicadaptionen ab. Hier mangelt es noch ein wenig zu sehr am Mut zum Risiko. Besonders die Gegenspieler von Wolverine ziehen den Film runter, da lieber auf Teufel komm raus ein Twist eingebaut werden muss, der nur leidlich überrascht und am Ende doch nur eine übliche Comicklopperei erfolgt, die es an spannender Choreographie vermissen lässt. Hier wäre es wünschenswert sich mehr in die Martial Arts zu knien und mit aufwendigen Kämpfen zu beeindrucken. Stattdessen gibt es sogar ein wenig Wackelkameraoptik und visuell altbackene Verfolgungsjagden. Die Idee, dass Yashida Wolverine seine Selbstheilungskräfte entwenden will, sind als Plot völlig ausreichend. Die Enthüllung des Silver Samurai wirkt aber nur leidlich episch und es scheint, als wäre der Name bzw Charakter für Comicfans nur rein gequetscht worden, ohne auf die Balance der Geschichte zu achten. Es bringt der Story keinen Mehrwert, hier mit Überraschungen aufwarten zu wollen. Das überschattet die Machenschaften von Shingen (Hiroyuki Sanada, 47 Ronin), der zum Schurken zweiter Klasse wird.

Bestechende Charaktermomente

Wenn der Film zur Ruhe kommt, dürfen sich die Figuren miteinander beschäftigen und dabei Schwächen zeigen. Zu Beginn wird in der Nagasaki-Rückblende gezeigt, wie Logan vollkommen verkohltes Fleisch in Sekundenschnelle heilen kann. Der Schmerz ist da, aber den steckt er weg. Jetzt halten ihn bereits einfache Schusswunden auf und Mariko muss ihrem Retter helfen. Logan hadert mit seiner Identität als Wolverine, möchte diesen Teil von sich abstreifen und plötzlich sieht er sich tatsächlich mit seiner Sterblichkeit konfrontiert. Allein in den Wäldern Kanadas scheint er in Depressionen zu verfallen, da er nachts von Jean Grey (Famke Janssen, 96 Hours) und Schuldgefühle ihr gegenüber an ihm nagen. Da wirkt es wie ein Ersatz, wenn er Mariko beschützen kann, wird ihm vergeben, aber zum ersten Mal ist er zu schwach. Hugh Jackman zeigt, dass er auch einem Actioncharakter emotionale Tiefe verleihen kann. Und das Skript ist in solchen Momenten kein oberflächlich dahingeschludertes Liebesdrama wie X-Men Origins: Wolverine.

Extended Cut bringt Verbesserungen

Eine Sache gibt es, die sich viele Fans von Actionfilmen von Hollywood wünschen – mehr R-Rated Filme, bitte. Um mehr Zuschauer ins Kino zu kriegen, wird Gewalt und Blut vermieden, damit es eine Altersfreigabe von PG-13 gibt. Das hemmt eine Figur wie Wolverine, die schon mal Leute aufschlitzt. Mangold verkündete noch vor Kinostart, dass er für die Blu-Ray eine längere Fassung geplant hat und die hält ihr Versprechen. Mehr Blut bedeutet nicht prinzipiell mehr Qualität, in diesem Fall aber mehr Spaß. Zwar ist viel davon nur per CGI eingefügt, es gibt den Szenen aber den nötigen Schliff. Und wenn man schon im schönen weißen Schnee gegen eine Handvoll Ninjas antritt, ist der Einsatz einer Schneefräse eine famose Idee! In Deutschland haben beiden Versionen eine Freigabe ab 12 bekommen, was hier sehr großzügig ausgelegt ist. Dafür muss beim Kauf genau drauf geachtet werden, dass der Extended Cut enthalten ist. Neben der Bonusgewalt gibt es auch einige erweiterte Dialogszenen, die Wolverine: Weg des Kriegers als Ganzes abrunden und so ist die längere Version die bessere.

Ich mag diesen Teil sehr gerne und wie schwach er wirklich auf der Brust ist, wurde mir erst klar als mit Logan nachgeschoben wurde, der das Genre Western zur Grundlage nimmt. Hier werden die klassischen Samuraifilme noch nicht zu Rate gezogen, um eine wirkliche Ronin-Story zu erzählen. Stattdessen gibt es eben Viper (Svetlana Khodchenkova, Dame, König, As, Spion), die mit ihrem Comicpendant wenig gemein hat, und einfach nur eine typische böse Wissenschaftlerin ist. Ganz nett an sich, aber sie passt nicht ins Bild. Dafür hätte ich gern mehr von Yukio gesehen, denn ich liebe es, wie sie sich ganz selbstverständlich neben Logan behauptet. Ich schätze es aber sehr, dass der Film in Japan spielt und größtenteils japanische Darsteller engagiert wurden. Ist in Hollywood nicht so selbstverständlich, wie der Menschenverstand gebietet. Und wenn der Abspann läuft, werde ich ganz kribbelig, da die mid-Credit Szene auf X-Men: Zukunft ist Vergangenheit hinarbeitet.

Zweite Meinung:

Obwohl Wolverine – Weg des Kriegers sicherlich der bessere der ersten beiden Wolverines ist, kann ich mit jedem anderen Film der X-Men-Reihe (sogar mit dem schändlichen dritten Teil) mehr anfangen. Als Hardcore-Fan der Figur nimmt man einen solchen Film selbstverständlich dankend an. Ruhige Momente und kleine Schritte der Weiterentwicklung, in diesem Fall Logans Flucht nach vorne, sind immer gerne gesehen. In dieser Hinsicht knüpft der Film auch stimmungsvoll an die vorhergehenden Filme an. Alles weitere ist dann wieder stark Geschmackssache, worunter vor allem die Figuren Yukio und Mariko, die als Sidekick kaum austauschbarer sein könnten. Auch dem Plot gelingt es nicht, mich mitzureißen. Wolverines fehlenden Selbstheilungskräfte mögen die Fallhöhe zwar vergrößern, doch daraus entspringt auch keine nennenswerte Dramatik. Somit bleibt am Ende vor allem das Gefühl, dass hierbei viele Chancen vertan wurden.

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Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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