Verwünscht Nochmal

Die einen Menschen lieben sie, andere hassen sie: Sequels. Gerade Disney scheint mittlerweile kaum die Finger von alten Publikumslieblingen lassen zu können, sodass regelmäßig Fortsetzungen ihren Weg auf Disney+ finden. 15 Jahre nachdem die einzigartige Liebeskomödie Verwünscht die Herzen des Publikums erobert hat, bekam also nun auch dieser Film mit Verwünscht Nochmal von Regisseur Adam Shankman einen zweiten Teil. Ob die fantastische Musical-Komödie, die am 18. November 2022 auf Disney+ veröffentlicht wurde, sich in die glückliche Reihe der gelungenen Sequels gesellen darf, lest ihr in unserem Review.

   

Zehn Jahre sind vergangen, seit sich Giselle (Amy Adams, Justice League) für ein Leben mit ihrer großen Liebe Robert (Patrick Dempsey, Grey’s Anatomy) und dessen Tochter Morgan (Gabriella Baldacchino, Ask for Jane) in New York entschieden hat. Mittlerweile ist aus der kleinen Morgan ein mürrischer Teenager geworden und mit Baby Sofia wurde ein neues Familienmitglied geboren. Doch Giselle fühlt sich in New York nicht mehr wohl und da die Wohnung für eine vierköpfige Familie sowieso zu klein ist, steht fest, dass sie nach Monroeville umziehen. Doch dort angekommen spitzt sich der Konflikt innerhalb der Familie zu und Giselle äußert kurzerhand einen Wunsch, der droht, ihr gesamtes Leben zu zerstören …

Zurück bei alten Bekannten

Originaltitel Disenchanted
Jahr 2022
Land USA
Genre Fantasy, Komödie, Musical
Regie Adam Shankman
Cast Giselle Philip: Amy Adams
Robert Philip: Patrick Dempsey
König Edward: James Marsden
Nancy Tremaine: Idina Menzel
Malvina Monroe: Maya Rudolph
Morgan Philip: Gabriella Baldacchino
Rosaleen: Yvette Nicole Brown
Ruby: Jayma Mays
Laufzeit 118 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 18. November 2022

Die Charaktere nach all der Zeit wiederzusehen, fühlt sich einfach nur toll an. Es ist schön zu sehen, wie sich die Beziehung von Giselle und Robert entwickelt hat und wie sie über die Jahre zu einer eingeschweißten Familie zusammengewachsen sind. Zudem sind sie eng mit Edward (James Marsden, X-Men) und Nancy (Idina Menzel, Cinderella) befreundet, die sogar die Paten der kleinen Sofia sind. Zu ihrem Geburtstag schenken sie ihr einen Zauberstab, der Wünsche erfüllen kann. Als Zuschauer:in kann man sich an der Stelle schon denken, dass der Zauberstab noch eine fundamentale Rolle spielen wird. Denn Giselle wünscht sich in all dem Trubel, bei dem etwa das neue Haus beim Einzug immer noch eine Bruchbude ist, wieder in einem Märchen zu leben. Natürlich entpuppt sich das aber alles andere als ein Traum. So verwandelt sich Giselle nach und nach in die böse Stiefmutter in der Märchen-Geschichte von Morgan. Die Handlung hebt sich so durchaus vom Vorgänger ab und auch die neuen Charaktere passen gut, darunter Malvina Monroe (Maya Rudolph, Kindsköpfe). Sie hat in der Vorstadt Monroeville etwa so viel Macht, dass quasi alle nach ihrer Pfeife tanzen (inklusive zweier tollpatschiger Handlanger, die für viel Witz sorgen) und dementsprechend kritisch beäugt sie Giselle. Welche Rolle sie in einem Märchen inne hat, dürfte wohl leicht zu erraten sein.

Viel Potenzial bleibt auf der Strecke

Mit dem Konflikt um einen Umzug, der Teenie-Tochter Morgan aus ihrem Alltag reißt, wird ein wenig originelles Problem aufgegriffen. Schlimm ist das nicht, denn auch Verwünscht ist im Kern eine typische Liebeskomödie, nur durch das Zusammenspiel der originellen Elemente ist er dennoch sehr charmant und einzigartig. Verwünscht Nochmal schafft diesen Spagat nicht so galant, denn die Handlung konzentriert sich zwar auf die Bindung zwischen Giselle und Morgan, bleibt dabei aber eben sehr oberflächlich. So signalisiert Morgan in kurzen Momenten Eifersucht auf ihre jüngere Schwester Sofia und ein Gefühl, nicht dazu zu gehören, wenn diese als “wahre Tochter Andalasiens” bezeichnet wird. Trotzdem sind gerade die kleinen Easter Eggs und die Seitenhiebe auf bekannte Märchen- und Disney-Klischees wieder gelungen. Ebenso der Wechsel zu traditionell animierten Szenen, wobei es natürlich interessant ist, dass nun auch die Live-Action-Welt märchenhaft aussieht, sodass alle Figuren in den übetrieben kitschigen Kostümen rumrennen.

Erinnerungen sind die stärkste Magie … warte, was?

Ein deutliches Problem des Films ist die Tatsache, dass einige Aspekte entweder nicht wirklich Sinn ergeben oder gar direkt etwas widerlegen, was im Erstling gesagt wurde. So erzählt Giselle, dass Erinnerungen die mächtigste Magie seien, doch in Verwünscht war das noch die Liebe (bzw. konkret ein Kuss der wahren Liebe). Das erweckt den Eindruck, dass eben gerade das zur stärksten Magie erklärt wird, was gerade für den Plot nützlich ist. Auch die völlige Abwesenheit von Giselles Modeschneiderei mutet etwas merkwürdig an. Man kann sich zwar denken, dass sie dem Job als zweifache Mutter mit einem Baby aktuell nicht nachgeht, aber das dazu gar nichts gesagt wird, ist schade. In dieser Hinsicht auch eine verpasste Chance stellt Sofia als Charakter dar, die als Baby nicht viel mehr als einen Niedlichkeitsfaktor beizutragen hat. Mit einer etwas älteren Sofia hätte man einen interessanten Kontrast zwischen ihr und Morgan darstellen und zeigen können, wie die Dynamik zwischen ihnen ist. Ohnehin lassen sich bei der Nutzung der Charaktere einige Ärgernisse finden. So verkommt Robert zur Witzfigur mit wenig Screentime und Nancy sowie insbesondere Edward bekommen nur kleine Rollen zugestanden. Bei Letzteren mag das noch verständlich sein, aber bei Robert ist das einfach nur schade.

Geschmackssache: die Musical-Einlagen

Wer kein Musical-Fan ist, muss stark sein, denn Verwünscht Nochmal hat die Zahl der Musical-Einlagen im Vergleich zum Vorgänger deutlich hochgeschraubt. Das ist nicht unbedingt schlecht. So stellt das Singen einen wichtigen Teil von Giselles Identität als ursprünglich aus Andalasien stammende Märchenfigur dar und Morgan macht einige sarkastische Seitenhiebe. Zumal einige der Musical-Einlagen wirklich gelungen sind, speziell das Duett “Badder” von Amy Adams und Maya Rudolph ist ein echter Ohrwurm. Amy Adams ist sowieso die große Stärke des Filmes, denn die Schauspielerin verkörpert Giselle so authentisch, als würden zwischen den beiden Filmen keine 15 Jahre liegen. Dabei hat sie keinesfalls eine leichte Aufgabe, da sie Giselle sowohl in ihrem normalen Zustand als herzlicher Sonnenschein als auch in der Rolle als böse Stiefmutter spielen muss. Aber auch der Rest des Casts leistet gute Arbeit, was angesichts dessen, dass nicht wenige Schauspieler eben schon in Verwünscht mitgespielt haben, wenig verwunderlich ist.

Fazit

Verwünscht Nochmal
 ist kein schlechter Film, reiht sich insgesamt aber eher in die Riege der unnötigen Aufgüsse ein. Es ist natürlich schön, die sympathischen Charaktere wiederzusehen, aber gleichzeitig eben schade, dass diese teils arg an den Rand gedrängt werde. Die Konzentration auf Giselles und Morgans Mutter-Tochter-Beziehung ist hingegen eine spannende Idee, auch wenn die Umsetzung wirklich von mehr Tiefe profitiert hätte. Letzten Endes erreicht Verwünscht Nochmal nicht das Niveau des charmanten Vorgängers und setzt die originellen Elemente von diesem auch etwas holprig um. Trotzdem sollten sich Fans des Erstlings die Fortsetzung zumindest einmal anschauen, da es einfach Spaß macht, zu sehen, was aus den Charakteren in der Zwischenzeit geworden ist.

© Disney

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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