The Watcher – Willkommen im Motor Way Motel
Ein Motel in der Wüste, ein geheimer Gang zwischen den Zimmern, lauter ungewöhnliche Gäste und Spannungen zwischen einem Ehepaar. Dieser Cocktail schreit nach Zündstoff! Doch in The Watcher – Willkommen im Motor Way Motel von Tim Hunter (Das Messer am Ufer) geht es bis auf wenige Szenen vergleichsweise gemächlich zu. Der seit den 90ern überwiegend für TV-Serien tätige Regisseur fand in Nicolas Cage und Robin Tunney eine prominente Besetzung für seinen Mystery-Thriller. Doch so recht in die Gänge will der Film einfach nicht kommen. Auf einen Kinostart wurde verzichtet, stattdessen brachte Concorde Home Entertainment den Titel als Direct-to-DVD im Oktober 2018 in den Handel.
Die Eheleute Ray (Nicolas Cage, Mandy) und Maggie (Robin Tunney, Der Zodiac-Killer) haben ihre Tochter durch einen Unfall verloren. Um mit dem Schmerz klarzukommen, suchen sie sich eine neue Herausforderung, die sie in einem Motel inmitten der Wüste finden. Die neue Existenz soll ihnen neue Kraft geben für einen Neuanfang. Doch das Motel besitzt eine Vorgeschichte, wie Ray nach und nach herausfindet. Er entdeckt einen geheimen Gang zwischen den Zimmern, dessen Weg hinter den Spiegel von Nummer 10 führt und damit freie Sicht auf den Raum ermöglicht. Doch mit dieser Entdeckung gerät auch Rays Leben in Gefahr…
Sex und Mord
Originaltitel | Looking Glass |
Jahr | 2017 |
Land | USA |
Genre | Mystery-Thriller |
Regisseur | Tim Hunter |
Cast | Ray: Nicolas Cage Maggie: Robin Tunney Howard: Marc Blucas Strawberry Blonde: Kassia Conway |
Laufzeit | 100 Minuten |
FSK |
Motels haben ein ganz besonderes Flair: Sie sind weit weg vom Puls der Großstadt und in der Regel ist die Anzahl der Zimmer überschaubar. Das Motor Way Motel des frischgebackenen Pächterpaars bietet 10 Mieträume und ein Geheimnis. Der englische Titel “Looking Glass” war vielleicht zu spoilerhaft und unspektakulär für den deutschen Markt. “The Watcher” impliziert jedenfalls den voyeuristischen Charakter, den jener Spiegel in Zimmer Nummer 10 mit sich bringt. So kann man sich ausmalen, was sich wohl in einem Motelzimmer abspielen mag, das unter Beobachtung steht. Genau, ein Mord und natürlich viel Sex. Hinter verschlossenen Türen geht es selbstverständlich umso härter zu, weshalb es hier nicht beim klassischen Blümchensex bleibt.
Die 80er mal wieder
In Sachen Inszenierung setzt Hunter voll und ganz auf das Coen-Setting. Die Atmosphäre des Motels ist irgendwo zwischen intim-einladend und schmierig anzusiedeln, was gleichermaßen spannend wie abstoßend ist. Eben genau die richtige Mischung, um den kleinen Hauch Voyeurismus des Zuschauers zu befriedigen. So richtig viel zu sehen gibt es dann allerdings auch nicht, sodass The Watcher nur halb so abgründig ist, wie man zunächst annehmen mag. Ein wenig mehr Dreck hätte der Film schließlich schon vertragen können. Davon einmal ab merkt man Hunter an, dass sein filmisches Herz den 80ern gehört und dementsprechend hoch ist die Dosis an Flanellhemden und neonfarbenen Lichtern. Niemals Hochglanz, sondern eben immer Oldschool.
Cage glänzt auch ohne Hochglanz
Aßerdem lässt sich Hunter wirklich viel Zeit für die Einführung seiner Figuren. Der aufkeimende Kinderwunsch Maggies sowie Rays neue Leidenschaft des Beobachtens sorgen für neue Konflikte und dann kommen noch ständig neue Figuren hinzu, die alle die besten Zeiten längst hinter sich haben. Die dröge Entwicklung der Geschichte ist es schließlich auch, die dafür sorgt, dass die Handlung selbst nach einer guten Stunde kaum vom Fleck kommt. Das Drehbuch ist zu diesem Zeitpunkt unnötig konfus und die routinierten Schauspieler können nicht kaschieren, dass die Suche nach einem Mörder deutlich an Thrill vermissen lässt. Nicolas Cage liefert als Ray einen weiteren starken Auftritt. Seiner Figur nimmt man die Geheimniskrämerei ebenso ab, wie den Drang andere Geheimnisse zu knacken.
Das versiffte Motel, die ehelichen Konflikte, ein Mord… trotz der vielen Nebenhandlungen kann das Ganze nicht überzeugen und Spannung will einfach nicht aufkommen. The Watcher mangelt es an einem roten Faden, der alles zusammenhält und den Zuschauer entlang einer Spannungskurve bis zum Ende hin durchnavigiert. Stattdessen gibt es kurz vor Ende nochmal ein wenig Rumms, das war es dann aber auch schon. Nicolas Cage holt eine Menge aus dem Titel heraus, denn Rays ambivalente Präsenz ist so ziemlich das einzige herausragende Merkmal.
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