The Mermaid: Lake of the Dead
Meerjungfrauen kennt man zumeist als schüchtern-grazile und bezaubernde Wesen mit wallendem Haar. Eben ganz wie Arielle, die Meerjungfrau. Legenden zufolge handelt es sich bei Halb-Mensch-Halb-Fisch-Wesen jedoch um grausame Geschöpfe, die Männer bezirzen, um sie dann in den Tod zu stürzen. Dieses Motiv greift der russische Regisseur Svyatoslav Podgaevsky auf, um seine Horror-Romanze The Mermaid – Lake of the Dead zu erzählen. Eine Meerjungfrau wie die Titelträgerin des Films hat man in dieser Form allerdings auch noch nicht gesehen. Das ist jedoch nicht alles, was den am 30. November 2018 auch in Deutschland erschienenen Film auszeichnet.
Das Paar Roma (Efim Petrunin) und Marina (Viktoriya Agalakova) steht kurz vor der Hochzeit. Der Tradition folgend findet zuvor ein Junggesellenabschied statt, doch Roma entpuppt sich als totaler Romantiker. Ihm steht nicht der Sinn nach Besäufnis und Stripperinnen, weshalb er auf die Party mit seinen Kumpels verzichtet. Er hat nur seine Marina im Sinn und sucht Abstand an einem nahe gelegenen See. Dort lauert ihm ein Wesen aus dem Wasser in Gestalt einer Frau auf. Erst bezirzt das liebreizende Wesen ihn und anschließend gelingt es ihm, Roma einen Kuss zu stehlen. Damit wurde ein Fluch entfesselt, der fortan auf dem jungen Mann liegt. Die Meerjungfrau haftet sich an seine Fersen und versucht, alle um ihn herum ins Verderben zu stürzen. Doch Marina will das nicht auf sich sitzen lassen…
Horror aus Russland?
Originaltitel | Rusalka Ozero myortvkh |
Jahr | 2018 |
Land | Russland |
Genre | Horror, Romanze |
Regisseur | Svyatoslav Podgaevskiy |
Cast | Marina: Viktoriya Agalakova Roma: Efim Petrunin Olga: Sesil Plezhe Ilya: Nikita Elenev Lisa: Sofia Shidlovskaya |
Laufzeit | 90 Minuten |
FSK |
Das tiefste Russland. Vielleicht nicht das Land, in welches man zuerst einen Film wie diesen verorten würde. Doch das ist ohne Weiteres nebensächlich, denn bis auf die (auch in der deutschen Synchronisation vorhandenen) Akzente und Namen bedarf der Film keinerlei Umgewöhnung. Denn inszenatorisch fand ein Blick über den Tellerrand hinaus statt. Mit einem interessanten Ergebnis: Stilistisch ist der Film an westliche Vorbilder angelehnt, inhaltlich fühlt er sich wie ein asiatischer Grusler an. Diese Mischung verspricht viel Ästhetik und Feingespür für Figurenzeichnung. Dabei ist The Mermaid inhaltlich nur allzu konventionell erzähltes Gruselkino und geizt auch mit Überraschungen. So mancher Dialog lässt sich von selbst mitsprechen, wenn man den einen oder anderen Horrorfilm bereits hinter sich hat.
Hollywoodreife Inszenierung mit Schwächen im Drehbuch
Etwas zu glatt gebügelt ist die Liebelei zwischen den beiden Protagonisten Roma und Marina. Die beiden führen eine mit Kitsch behaftete Romanze, die selbst Hollywood zuviel wäre. Nicht, dass die beiden nerven. Sie geben per se angenehme Hauptfiguren ab, aber im Leben der beiden gibt es nun einmal nur die große Liebe. Doch nicht nur die Romanze, sondern auch das Hervorheben bestimmter Gegenstände und Bräuche ist sehr märchenhaft ausgestaltet. Der Meerjungfrau wird wenig überraschend Wasser als tragendes Element zugesprochen, das mit der ersten Begegnung beginnend nahezu immer präsent ist. Hier fallen dem Regisseur einige gelungene Spielereien ein, wie er das Wasserwesen immer wieder auf den Plan rufen kann. Das funktioniert etwa ebenso konsequent wie in The Ring oder Dark Water: wo der Geist mit bestimmten Eigenschaften in Verbindung gebracht wird, deren Symbolik sich durch den gesamten Film zieht.
Fazit
The Mermaid – Lake of the Dead ist zwar ein bisschen Grusel von der Stange, fällt aber mit seinem eher seltenen Meerjungfrau-Motiv und der gelungenen Inszenierung auf. Diese besticht mit viel Liebe zu Bild und Maske. Insgesamt handelt es sich um eine Produktion, bei der man die Ambitionen aller Beteiligten spürt. Doch im Vergleich zu anderen Gruselfilmen mit Jumpscares bleibt dann eben nur die bislang noch nicht allzu verbrauchte Thematik und deren Umsetzung. Sonst ist das Werk einfach zu sehr geschliffen und zu linear.