The Haunting of Sharon Tate
Der True Crime-Hype schlägt hohe Wellen. Nur wenige besitzen eine solche Anziehungskraft wie die 1969 stattgefundenen Morde der Manson-Family, in denen vier Menschen mit insgesamt 78 Messerstichen getötet wurden. Da sich der Mord an Roman Polanskis schwangerer Ehefrau Sharon Tate auf den 50. Jahrestag zubewegt, ist auch schon der passende Marketinghebel gefunden, um eine Verfilmung zielgerecht zu platzieren. The Haunting of Sharon Tate ist dabei nur eine von zwei Verfilmungen der Ereignisse. Mit Once Upon A Time In Hollywood von Quentin Tarantino steht die Leinwandvariante an. Wir nehmen uns der Heimkino-Fassung an, die am 10. Mai 2019 in den Handel kam und mit Hilary Duff eine prominente Hauptdarstellerin bietet.
Sharon Tate ist eine Stilikone der Swinging Sixties. Gemeinsam mit ihrem Mann Roman lebt sie in Hollywood und erwartet ein Baby. Ausgerechnet in der Nacht des 6. August 1969 ist ihr Mann noch beruflich eingespannt. Sharon verbringt den Abend mit ihrem Ex-Verlobten Jay Sebring (Jonathan Bennett, Mean Girls) sowie ihren Freunden Wojciech Frykowski (Pawel Szajda, Imperium) und Abigail Folger (Lydia Hearst, Cabin Fever: Patient Zero). Eine laue Sommernacht, ein luxuriöses Anwesen in Bel Air. Die Gruppe genießt ihre gemeinsame Zeit mit Sonnenbaden und Gesellschaftsspielen. Doch Sharon wird von Halluzinationen geplagt. Schon länger fühlt sie sich in dem Haus unwohl und möchte dort nicht mehr wohnen. Sie ahnt, dass bald etwas Schreckliches passieren wird. So auch an jenem verhängnisvollen Abend, als bald mehrere Frauen um das Grundstück herumschleichen…
Das vielfach verfilmte Ableben der Sharon Tate
Originaltitel | The Haunting of Sharon Tate |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Horror |
Regisseur | Daniel Farrands |
Cast | Sharon Tate: Hilary Duff Jay Sebring: Jonathan Bennett Abigail Folger: Lydia Hearst Wojciech Frykowski: Pawel Szajda Steven Parent: Ryan Cargill |
Laufzeit | 94 Minuten |
FSK |
Wenn das Mordopfer derart prominent ist wie die einst für den Golden Globe nominierte Sharon Tate, fällt die Überraschung gering aus, dass früher oder später Verfilmungen der letzten Stunden anstehen. In diesem Fall erlangten sogar die Mörder zweifelhafte Bekanntheit, sodass es sich um einen der berühmtesten Morde der USA handelt. Neben Once Upon a Time in Hollywood mit Margot Robbie erschien erst 2016 Wolves at the Door, welches ebenfalls die Tate-Morde zum Thema hat. Hinzu kommen vier weitere Filme, die zwischen 1998 und 2009 erschienen. Auch der 2008 veröffentlichte Hit The Strangers basiert lose auf der Tate-Geschichte, allerdings ohne biografischen Anspruch. Bei einer derart häufig neu aufbereiteten Geschichte stellt sich irgendwann die Frage, was noch Neues erzählt werden soll. So auch in diesem Fall.
Vorhersehung als Leitmotiv
Regisseur Daniel Farrand (The Amityville Horror) setzt eigene Schwerpunkte und wählt dafür einen ungewöhnlichen Weg: Er zerrt die Geschichte ins Übernatürliche. Basierend auf der Tatsache, dass Sharon Tate ein Jahr vor ihrem Tod ein Interview gab, in welchem sie von einer Vision berichtete, in der Eindringlinge in ihr Haus einbrachen und sowohl ihr selbst als auch ihrem Ex-Verlobten Jay Sebring die Kehle durchschnitten. Bis heute gibt dieses Interview Rätsel auf, dient aber als Grundlage für The Haunting of Sharon Tate. Nicht die bloße Abhandlung der Ereignisse steht im Mittelpunkt, sondern die Alpträume des Starlets. Obwohl der Thrill bei einer solchen Geschichte kaum ausbleiben kann, ist Farrands Film eindeutig im Horror-Genre anzusiedeln. Er möchte lieber erschrecken als Dokumentation betreiben.
Dick aufgetragener Reißer
Obwohl sich der Ansatz des unausweichlichen Schicksals vergleichsweise erfrischend anfühlt, wird die Thematik völlig überreizt. Und zwar derart übertrieben, dass die Ereignisse als vermeidbar dargestellt werden, wenn denn nur die Zeichen richtig erkannt worden wären. Dementsprechend reißerisch ist das Drehbuch gestaltet, was Tates lebende Schwester öffentlich als geschmacklos abwertete. Selbst davon einmal abgesehen, bedient sich der Regisseur des wohl einfachsten Mittels des Horrorfilms, um Schockwirkung zu erzielen: Jump-Scares. Der Zuschauer wird regelmäßig durch schnelle Schnitte und mittels viel Plakativität erschreckt. Dazu tragen vor allem auch diverse Küchengeräte bei, deren spontanes Einsetzen für Krach sorgt. Einen bedeutenden Teil trägt dazu auch der permanent brodelnde Elektro-Soundteppich bei. Das macht The Haunting of Sharon Tate zu einem unbequemen Film, aber eben noch lange keinen raffinierten Horrortitel aus.
Hilary Duff als aufgeschreckte Sharon
Dass die Mitglieder der Manson-Family nicht näher beleuchtet werden, kann getrost ignoriert werden. Auch wenn der 2017 verstorbene Anführer Charles Manson als charismatischer Guru galt, liegt der Schwerpunkt zu 100% auf Sharon Tate. Diese wird von Hilary Duff (Lizzie McGuire) verkörpert, die ähnlich wie Zac Efron in Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile mit einer True Crime-Rolle gegen ihr Disney-Image anspielt. Das gelingt ihr mal mehr, mal weniger gut. Ihre Darstellung der Sharon Tate ist sehr aufgebracht, stets mit aufgerissenen Augen und immer aufgeschreckt. Gelegentlich auch mal zum Overacting neigend, was sich in Hysterie ausdrückt. Eine etwas subtilere Darstellung hätte mitunter Sympathiepunkte verdient.
Fazit
Es gibt wenige Gründe, die für The Haunting of Sharon Tate sprechen. Der spirituell eingeschlagene Weg des Unausweichlichen kann noch Akzente setzen, doch davon einmal abgesehen fehlt es dem Titel schlichtweg an Atmosphäre. Der Score und die Jump-Scares mögen zwar sitzen, doch insgesamt trägt der Film zu dick auf, um die erste Wahl zu sein, wenn es um die Tate-Morde geht. Kriegt man von Slashern nicht genug, kann man einen Blick riskieren. Oder man wartet auf das Ergebnis der Tarantino-Produktion. Daniel Farrand profitiert lediglich davon, dass seine Version 2019 eher erscheint als die andere.
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