The Commuter
Keiner lebt die Rolle des Ex-Cops, der um das Wohl seiner Familie kämpft, so sehr wie Liam Neeson. In der Taken-Trilogie (erschien hierzulande unter dem Titel 96 Hours) und in Non-Stop festigte er seine Rolle als Actionheld, der seine besten Zeiten zwar hinter sich hat, aber es noch immer drauf hat. Einmal in der Rolle drin, lässt sich diese auch spielend auf den nächsten Film übertragen. Bereits in Non-Stop baute der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra ein klaustrophobisches Szenario auf. Nun geht es in Hochgeschwindigkeit mit einem Komplott in einer New Yorker Pendlerbahn weiter. Trotz seiner starken Prämisse trägt der Film allerdings nicht selten viel zu dick auf.
Michael MacCauley war vor zehn Jahren bei der New Yorker Polizei bis er seinen Job aufgab um ein ruhigeres Amt als Versicherungsmakler zu übernehmen. Dafür pendelt er täglich mehr als eine Stunde mit dem Hudson North Train nach Manhattan. Bis die plötzliche Kündigung vorliegt. Michael trinkt den Frust erst einmal bei ein paar Bieren mit seinem ehemaligen Polizei-Kollegen Murphy (Patrick Wilson, Insidious) weg und tritt anschließend den Heimweg an. Im Pendlerzug sitzt ihm die geheimnisvolle Joanna (Vera Farmiga, Bates Motel) gegenüber, die ihm ein noch geheimnisvolleres Angebot macht: Michael soll eine Person im Zug ausfindig machen, die nicht zu den täglichen Pendlern gehört. Sobald er sich sicher ist, soll er diese Person mit einem Tracking Chip versehen. Im Erfolgsfall blühen ihm 100.000 Dollar. Angesichts seiner beruflichen Niederlage scheint Michaels Entscheidung eindeutig…
Von 0 auf 180
Originaltitel | The Commuter |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Action, Thriller |
Regisseur | Jaume Collet-Sera |
Cast | Michael McCauley: Liam Neeson Joanna: Vera Farmiga Alex Murphy: Alex Murphy Walt: Jonathan Banks |
Laufzeit | 104 Minuten |
FSK |
Nachdem Michaels Vorgeschichte in einer Einführung visuell und musikalisch stimmungsvoll abgehandelt wird, beginnt auch schon die verheißungsvolle Prämisse des Films. Zeit für Figurenzeichnung besteht nicht, was jedoch angesichts der Perspektive, die der Zuschauer einnimmt, nicht stört. Schließlich macht es Spaß, mit dem völlig ahnungslosen Michael mitzurätseln, wer die gesuchte Person ist. Dafür steckt der Zug schließlich voller auffälliger Charaktertypen, die alle mehr oder weniger in Frage kommen. Die einladende Prämisse sorgt also dafür, dass der Puls des Zuschauers von Anfang an synchron mit Michaels ist. Die Hauptfigur löst nahezu in Echtzeit ein Puzzle nach dem nächsten und jede Antwort gibt weitere Fragen auf. Die Involvierung des Zuschauers fällt auf diese Weise sehr hoch aus, zumal das Erzähltempo auch kaum Pausen kennt. So weiß vor allem die erste Stunde gänzlich zu überzeugen.
Moral und Ethik per Hollywood-Definition
Anders wird es schon mit der Erklärung des Plots. Ab hier häufen sich nicht nur hanebüchene Wendungen und viele Glücksfälle. Parallel dazu nehmen die innere Logik des Films sowie die Glaubwürdigkeit der Figuren massiv ab. Außenstehende verhalten sich auf einmal verdächtig des Verdachtes Willen und Michael entwickelt geradezu übernatürliche Fähigkeiten um ausweglose Situationen zu meistern. Auch erzähltechnisch wird hier auf Autopilot gestellt, die zweite Hälfte kommt Hollywoods dicke Moralkeule an, um bestimmte ethnische Fragen nach Standards abzuhandeln. So gibt es etwa ein Plädoyer zum Thema Zivilcourage, das einen gewünschten Soll-Effekt vorführt, aber keineswegs glaubhaft wirkt. Dadurch verabschiedet sich The Commuter zunehmend von seiner authentischen Grundprämisse und outet sich als typischer Erzählstoff.
Dynamische Bildflut
Trotz allen inhaltlichen Irrfahrten überzeugt die zweite Hälfte vor allem durch ihren Action-Schwerpunkt. Während das Geschehen eine Berg- und Talfahrt mitmacht, sind die Bilder von Paul Cameron (Collateral) konsistent von hoher Qualität. Er fängt die Enge des Zuges mit einer agilen Handkamera ebenso stark ein wie die Dynamik, die ein Zug während seiner Fahrt außerhalb haben kann. Da es keinen Ort des Zuges gibt, den Michael nicht erlebt, entstehen hier für den Zuschauer abwechslungsreiche und dynamische Bilder, die in einem furiosen Finale gipfeln.
Ohje, hier hat der Hollywood-Pathos leider stark zugeschlagen. Dieser Film macht für meinen Geschmack alles richtig bis es um Moral- und Wertvorstellungen geht. Ab diesem Moment wird die Klischeekiste geöffnet und die vielen Archetypen handeln eher wie gewünscht, ohne Rücksicht auf Verluste der Glaubwürdigkeit. Doch dem zu Trotze: Als Zuschauer wird man für gut eineinhalb Stunden in den Kinosessel gedrückt und tritt die tempolastige Fahrt nur zu gerne. Liam Neeson überzeugt in der Rolle, die er am besten beherrscht und Vera Farmiga darf nach ihrem Engagement im Bates Motel einmal mehr unter Beweis stellen, wie sehr sie unberechenbare Rollen beherrscht.
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