The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit
Seit der Veröffentlichung von Frankenstein 1918 wurden wir unzählige Male Zeuge davon, wie es sich anfühlt, wenn der Mensch Gott spielen möchte. Es muss nicht zwingend ein Monster sein – auch das Erschaffen anderer Menschen führt in der Regel zu einem Desaster. Dieser Erkenntnis schließt sich auch der südkoreanische Science-Fiction-Thriller The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit von Regisseur Lee Yong-ju an. In seinem Heimatland floppte der Film an den Kinokassen – was allerdings der Tatsache zuzuschreiben ist, dass er gleichzeitig auf dem südkoreanischen Streaming-Dienst TVING online ging.
Ein Terroranschlag auf ein südkoreanisches Labor zwingt die Regierung zu schnellem Handeln. Denn betroffen ist dadurch ein nun aufgeflogenes wissenschaftliches Geheimprojekt, welches kurzfristig zur Fortführung in einen Bunker verlegt wird. Der ehemalige Top-Agent Min Ki-Hun (Gong Yoo, Train to Busan) wird daraufhin reaktiviert, um den ersten genmodifizierten Klon namens Seobok (Park Bo-gum, A Hard Day) zu beschützen. Dieser besitzt eine besondere Bedeutung für die Regierung, denn er ist unsterblich und seine Stammzellen könnten dem Erhalt der Menschheit dienlich sein. Dass Seobok auch telekinetische Fähigkeiten besitzt, macht ihn umso wertvoller …
Treffen sich ein Mann und ein Klon …
Originaltitel | Seobok |
Jahr | 2021 |
Land | Südkorea |
Genre | Science-Fiction, Action, Drama |
Regie | Lee Yong-ju |
Cast | Min Gi-heon: Gong Yoo Seobok: Park Bo-gum Chief Ahn: Jo Woo-jin Shin Hak-seon: Park Byung-eun Dr. Im Se-eun: Jang Young-nam |
Laufzeit | 114 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 23. Juli 2021 |
Auch wenn The Clone zeitweise wirkt, als sei es die Adaption einer Manga-Vorlage, handelt es sich um ein Original-Werk aus der Feder von Lee Yong-ju. Im Zentrum steht die Geschichte der beiden unterschiedlichen Männer, einer durch die Natur zur Welt gekommen und der andere aus dem Reagenzglas. Die Entwicklung deren Beziehung beinhaltet vor allem die Diskussion philosophischer Themen (wann ist man schon einmal mit einem Klon unterwegs und bekommt die Gelegenheit für ein Gespräch?). (Un-)Sterblichkeit, Leben und Tod sowie die ewige Frage, was einen Mensch zum Menschen macht und wie es überhaupt nach dem Tod weitergeht, sorgen für Gesprächsstoff, da Seobok die Warum-Fragen auch einfach nicht ausgehen. Berechtigte Fragestellungen, die aber kaum neue Erkenntnisse hervorbringen und den Film damit nur gewollt intelligent erscheinen lassen. Immerhin aber funktioniert die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Gong Yoo und Park Bo-gum, die als Duo geradezu magnetisch wirken und ihre Rollen im Rahmen des Möglichen ausfüllen.
Cleane Super Powers-Action
Für einen philosophischen Schlagabtausch müsste man die beiden Männer natürlich nicht extra auf eine Flucht schicken. Dementsprechend geht es vor allem darum, Seoboks Figur in Szene zu rücken, was sich aufgrund dessen telekinetischer Kräfte schon aufdrängt. Sie erinnern entfernt an die Fähigkeiten von Magneto und Jean Grey (X-Men) und ermöglichen exakt die Szenen, die man unter diesen Gesichtspunkt auch erwarten würde. Bricht man einmal die gesamte Handlung herunter, könnte es sich eben genauso um eine alternative Origin-Story eines solchen Charakters handeln. Nur ist genau das eben auch wenig reizvoll außerhalb des X-Men-Kosmos, weil die Fallhöhe fehlt. Schade, denn Südkorea wartet schon seit Längerem auf einen großen (eigenen) Sci-Fi-Blockbuster. Space Sweepers, das hierzulande direkt auf Netflix landete, konnte diesen Erwartungen nicht gerecht werden, brachte aber immerhin visuellen Bombast mit sich. The Clone würde in eben dieser Liga gerne mitspielen, präsentiert sich technisch allerdings als viel zu sauber. Das Produktionsdesign sieht am Endprodukt einfach viel zu klinisch aus, um nicht den Eindruck zu erwecken, gerade frisch aus dem Computer zu kommen. Bei all den cleanen Special Effects drängt sich ein Vergleich zu CGI-Sequenzen aus Videospielen (leider wieder einmal) auf.
Fazit
The Clone fehlt erzählerisch wie inszenatorisch das große Potenzial, um wirklich mitreißend sein zu können. Inhaltlich handelt es sich um ein philosophisches Melodrama, das keinen besonderen Anspruch besitzt und dem es nicht gelingt, eine große Bindung zwischen Protagonisten und Publikum herzustellen. Trotz zweier Superstars in den Hauptrollen fehlt es an dem gewissen Etwas, das den Titel in irgendeiner Weise erinnerungswürdig macht, und Überraschungsmomenten, die den Titel aus seiner Vorhersehbarkeit reißen.
© Splendid Film
Veröffentlichung: 23. Juli 2021