The First King ‒ Romulus & Remus
Wir wissen, dass alle Wege nach Rom führen. Und dass Rom nicht an einem Tag gebaut wurde. Hinter dem Gründungsmythos der italienischen Hauptstadt steckt spannender Erzählstoff, den Regisseur Matteo Rovere (Veloce come il vento) in seiner Neuinterpretation The First King ‒ Romulus & Remus aufgreift und den Zuschauer mit auf die Reise schickt, wenn die beiden Hirten Romulus und Remus zu historischen Persönlichkeiten avancieren. Originalgetreu auf lateinisch gefilmt, sorgt der Regisseur für wuchtige Bilder und gewaltige Kampfszenen.
753 vor Christus: Eine Flutwelle zerstört Hab und Gut der beiden Hirtenbrüder Romulus (Alessio Lapice) und Remus (Alessandro Borghi). Wie durch ein Wunder überleben sie, fallen jedoch in die Hände der Krieger aus Alba Longa. Dort sollen sie und andere Sklaven sich unter Aufsicht der Vesta-Priesterin Satnei (Tania Garribba) in brutalen Duellen bekriegen. Doch Remulus zettelt eine Rebellion an und nach einem gewonnen Kampf flüchten die Überlebenden mit Satnei als Geisel in die Wälder. Innerhalb der Gruppe herrschen Spannungen, ohne die Hilfe seines Bruder Remus müsste Romulus wohl zurückbleiben. Auch die Priesterin erzählt von einer Prophezeihung, die für weiteres Unheil sorgt …
Ein Mythos als (fast) historische Erzählung
Originaltitel | Il Primo Re |
Jahr | 2019 |
Land | Italien |
Genre | Historiendrama |
Regisseur | Matteo Rovere |
Cast | Romulus: Alessio Lapice Remus: Alessandro Borghi Satnei: Tania Garribba |
Laufzeit | 123 Minuten |
FSK |
Wann immer mythologischer Stoff verfilmt wird, sind die Ansprüche an die Inszenierung hoch. Geschichten, die man sich seit vielen hundert Jahren erzählt, müssen entsprechend wuchtig aufbereitet sein, um dem Publikum das Gefühl zu vermitteln, es hier mit etwas Größerem zu tun zu haben. Bereits 1961 wurde mit Duell der Titanen ein Monumentalfilm erschaffen, in dem die Muskelberge Steve Reeves und Gordon Scott in die Hauptrollen schlüpften. Matteo Rovere modernisiert diesen Ansatz grundlegend: Seine Akteure sind zwar körperlich fit und geschickte Kämpfer, kommen aber keinem Stereotypen gleich. Beide Brüder besitzen Persönlichkeit und haben sich ganz unterschiedlich entwickelt. Während Remus ein wortkarger Antiheld ist, erzeugt Romulus den Eindruck, viel zugänglicher für seine Mitmenschen zu sein. Die Ambitionen des Regisseurs, den Stoff erneut so aufzubereiten wie bereits bekannt, sind ziemlich gering. Denn das Drehbuch verzichtet auf Götter sowie Wölfe und sucht sich eine realitätsnähere Marschroute. Wie hätte die Geschichte wirklich sein können, wäre sie passiert?
Verzicht auf Übernatürliches
Ein einziges Element lässt auf die mythologischen Wurzeln des Films zurückführen: Das Feuer, welches Sinnbild für Götter und Leben darstellt. Sonderlich fundiert ist der religiöse Unterbau allerdings trotz dauermurmelnder Priesterin nicht und somit konzentriert sich die Geschichte viel stärker auf das, was mit den Augen wahrgenommen werden kann. Der Verzicht auf überirdische Motive kommt der Handlung erstaunlich zu Gute. Plötzlich wird alles absolut greifbar und bodenständig. Gestützt wird das auch durch spektakuläre Bilder, bei denen man nicht im Geringsten davon ausgehen würde, dass die Produktion mit geringem Budget ausgestattet war. Gedreht wurde überwiegend im Wald, doch dank tiefer Sümpfe, nebeligen Böschungen und kleinen Dörfern ist für die nötige Abwechslung gesorgt. Den Erbau Roms als solches gibt es tatsächlich nicht zu sehen, denn dies ist nur die Geschichte der beiden Brüder, über die bereits bekannt ist, dass einer von ihnen fallen wird.
Ansehnlich unansehlich
Der auf lateinisch abgedrehte Film würde sich beinahe für den Schulunterricht anbieten, wäre er nicht mit FSK 18 etikettiert. Angst vor Untertiteln muss man nicht haben, denn allzu dialoglastig geht es nicht zu. Volle Konzentration liegt auf dem Voranschreiten der Gruppe, deren zumeist blutigen Begegnungen mit mal mehr, mal weniger wilden Gegnern und dem Ableben einzelner Mitglieder. Trotz einer Laufzeit von mehr als zwei Stunden schreitet die Story schnell voran, kann die eine oder andere Länge im letzten Drittel jedoch nicht umgehen. Für den Zuschauer ist der Ausgang der Geschichte bekannt. Ein Umstand, der sich schwerlich beheben lässt und daher die Aufgabe, das Epos passend zu bebilderten, umso wichtiger erscheinen lässt. Nicht zu verschleiern wäre die Tatsache, dass die barbarischen Kämpfe zu der Zeit alle Mittel zuließen und dementsprechend roh und blutig fällt das Resultat aus, unelegant und krachend in Szene gesetzt.
Fazit
The First King: Romulus & Remus schlägt inszenatorisch in dieselbe Kerbe wie Apocalypto oder Rome: Schlamm, Regen und Blut sind die Bestandteile der rauhen Erzählung. Die beeindruckende Darbietung in Proto-Latein mag zunächst gewöhnungsbedürftig sein, schafft aber eine ganz besondere Atmosphäre zu erzeugen. Mit Blick auf die Entwicklung der Gruppe geschieht alles nachvollziehbar. Wer denkt, die Geschichte schon zu kennen, findet hiermit eine sehenswerte Neuverfilmung vor, die aus ihren begrenzten Mitteln ein Maximum hervorholt, welches eigentlich auf die große Kinoleinwand gehört.
© capelight pictures
Den Film hätte ich sehr gerne auf dem FFF gesehen, leider war ich nicht im Land, daher muss ich warten und hoffen, dass er hierzulande auf Disk erscheint. Das sie Latein sprechen stört mich nicht, so lange es Untertitel gibt.
Der Film erscheint Ende Oktober bereits in Deutschland 🙂
*___* Vielen dank für die Info. Gleich mal an meinen Dad geschickt, der hoffentlich schneller Geld dafür hat als ich XD Der Film macht sich auch erst mal besser in seinem Filmregal, neben Titel wie Adler der neunten oder Rom die Serienboxen.