Reborn
Regisseur Julian Richards (The Last Horror Movie) ist auf B-Movies spezialisiert. Seit den späten 90ern produzierte er mehr diverse Filme, die man früher als klassischen Videothekenramsch klassifiziert hätte. Auch dafür gibt es eine Zielgruppe und die wird umso begeisterter sein von dem Cast, den er für seinen 2019er Film Reborn gewinnen konnte: Barbara Crampton (Re-Animator), Rae Dawn Chong (Phantom Kommando), Michael Paré (Straßen in Flammen) und weitere Gesichter, die man aus B-Movie-Trash-Titeln kennt. Lässt man den Blick einmal abseits der Castliste schweifen, offenbart sich hinter diesem Carrie-Verschnitt nur wenig Sehenswertes. Im 4. Dezember 2020 erschien der Film dank Breitbild mit drei unterschiedlichen Mediabook-Covern.
Ein Säugling wird in einem Krankenhaus tot geboren. Als ein Blitz in das Gebäude einschlägt, erwacht das Kind, mittlerweile in der Leichenhalle, wieder zum Leben. Wer vermisst schon ein totes Baby? So entscheidet sich ein Pfleger, das kleine Mädchen mit zu sich nach Hause zu nehmen. Er zieht die Kleine 15 Jahre lang isoliert von der Außenwelt auf. Dann naht der Tag des 16. Geburtstages und der inzwischen rebellische Teenager Tess (Kayleigh Gilbert, Break Night) entkommt. Auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter wird sie auf Lena (Barbara Crampton) aufmerksam und versucht fortan die Aufmerksamkeit der Schauspiellehrerin zu gewinnen. Keiner ahnt, dass Tess außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Seit dem Blitzeinschlag vor 16 Jahren beherrscht sie die Elektrizität und scheut auch nicht, ihre Kräfte in Konflikten gewinnbringend einzusetzen …
Aus der Zeit gefallen
Originaltitel | Reborn |
Jahr | 2018 |
Land | Großbritannien |
Genre | Drama, Horror |
Regisseur | Julian Richards |
Cast | Tess Stern: Kayleigh Gilbert Lena O’Neill: Barbara Crampton Marc Fox: Michael Paré Dory Rider: Rae Dawn Chong Ken Stern: Chaz Bono |
Laufzeit | 80 Minuten |
Veröffentlichung: 4. Dezember 2020 |
Reborn ist gewollter Retro-Horror. Nie wirklich gruselig, aber auf eine eigene Weise unheimlich nostalgisch für jene, die in den 80ern und 90ern für die Wochenendplanung zwei bis drei VHS aus der Horrorecke der heimischen Videothek einplanten. Dem Film ist in sämtlichen Punkten anzusehen, dass es sich um eine Low Budget-Produktion handelt, die laut Richards auch noch innerhalb von 16 Tagen abgedreht werden musste. Entsprechend kostengünstig fällt das Ergebnis aus, das gleichzeitig als Hommage an einstige Zeiten durchgeht. Dementsprechend sind auch Herangehensweise und Anspruch an einen solchen Film zu reduzieren, denn mehr als eine ‘gute alte Zeit’ ist nicht Teil der Prämisse.
Nur für Retro-Liebhaber
Inhaltlich lässt sich Reborn vage mit Stephen Kings Carrie vergleichen: Angetrieben von Emotionen, zieht ein Mädchen eine Blutspur hinter sich her, indem es besondere Kräfte einsetzt. Dazu gibt es ein Mutter-Tochter-Drama inklusive, reichlich uninspiriert und unscheinbar erzählt. Denn die Darsteller haben entweder ihre besten Zeiten längst hinter sich und tingeln auf irgendwelchen Comic Cons herum oder sind mit begrenztem Talent gesegnet oder beides trifft zu. Das ist alles vertret- und verkraftbar, doch die Handlung bietet dafür keinen Anreiz. Es mangelt an Kreativität, Mut, Non-Linearität und letzten Endes auch etwas Überraschendem. Das Absuchen der Sets mit dem bloßen Auge zählt dabei noch zu den interessantesten Aufgaben. So wurde etwa in der Villa von Re-Animator-Regisseur Bryan Yuznas gedreht und wenig überraschend sind Filmplakate dessen Schaffens zu entdecken.
Alles wie erwartet
Die sich für Tess auftürmenden Konflikte wirken nicht nur arg konstruiert, sondern sind vor allem in der Lösungsfinden ziemlich albern. Tess’ Elektrokräfte sind weit davon entfernt, um irgendjemanden zu beeindrucken und man ahnt es bereits: Die CGI-Effekte bewegen sich auf einfachstem Niveau. Dazu passen auch die daueraufgerissenen Augen von Kayleigh Gilbert, deren Rolle viel zu ernst ausgelegt ist, um mit ihr zu sympathisieren oder ihr ihre Agenda überhaupt abzukaufen. Den Sonderling nimmt man ihr angesichts der Zeit in Isolation vielleicht noch ab, doch bei der Glaubhaftigkeit des Mutter-Tochter-Verhältnisses (inklusive obligatorischer Nebenbuhlerin) wird es kritisch.
Fazit
Reborn kommt mindestens 20 Jahre zu spät und bedient eine überschaubare Zielgruppe, dass man nur dann auf seine Namen kennt, wenn man die Filmografien der Beteiligten kennt. Weder als Drama eines dysfunktionalen Mutter-Tochter-Gespanns noch als Horrorfilm macht die Produktion eine gute Figur. Bleibt nur die Fragen offen, wo der Film in Zeiten des Videothekenschwunds noch auffindbar sein wird, ohne in der breiten Masse unterzugehen.
© Breitbild
Veröffentlichung: 4. Dezember 2020