Mask of the Devil

Wir alle kennen Pornos, aber wie eine solche Produktion wirklich abläuft … darüber existieren eine Menge Mythen. Und immer häufiger greifen auch Filmemacher die Branche auf, um ihre Geschichten darin zu platzieren, wie etwa Ti West mit seinem Film X. Die Miniserie Nur für Erwachsene, in der sich eine Pornodarstellerin mit einer milliardenschweren Branche anlegt, wurde sogar mit einem Emmy für die beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Man sieht: Hier trifft Unterhaltungspotenzial auf Neugier. Die per Kickstarter finanzierte britische Horrorkomödie Mask of the Devil nimmt sich eine humorvollen Herangehensweise vor, indem sie eine naive Protagonistin ins kalte Wasser schubst und dabei gleichzeitig in Horrogefilde eintaucht. Die deutsche Premiere fand auf dem Obscura Filmfest 2022 statt.

     

Mary (Nicole Katherine Riddell) ist ein heranwachsender Teenager, der sich nach Unabhängigkeit sehnt. Sie will ihren Eltern nicht länger auf der Tasche liegen und nimmt den erstbesten Job an, den sie unter den Zeitungsanzeigen entdeckt: Asssistentin bei einer Pornoproduktionsfirma. Mary weiß selbst noch nicht so recht, wie sie all das finden soll, denn bei ihr stößt fehlende Erfahrung auf große Neugier. Sie rechnet mit vielem, aber nicht einem ganz bestimmt nicht: Ein Filmrequisit ist verflucht! Eine afrikanische Maske, welche kurz zuvor in einem Antiquitätenmarkt eingekauft wurde, beschwört für ihren Träger die finstersten Mächte auf. Nun soll diese Maske zum Einsatz kommen …

Porno ohne Porno

Originaltitel Mask of the Devil
Jahr 2022
Land Großbritannien
Genre Horrorkomödie
Regie Richard Rowntree
Cast Mary: Nicole Katherine Riddell
Mike: Martin W. Payne
Colonel Voleur: Tony Manders
Todd: David Lenik
Laufzeit 88 Minuten
FSK unbekannt
Titel im Programm des Obscura Filmfest 2022

Die Eröffnungsszene des Films, welche in Kolonialafrika spielt, hat mit dem Rest wenig gemeinsam ‒ gibt aber schon einmal eine Demonstration der Gewalt, auf die man sich einstellen darf. Sonst unterscheiden sich die Heranführung an die Geschehnisse und die im Heute spielende Handlung stark. Denn den Ernst des Prologs sucht man fortan vergebens: Mask of the Devil ist von seiner DNA her ganz klar als Horrorkomödie zu labeln und möchte zu keinem Zeitpunkt anders wahrgenommen werden. Dementsprechend sind auch sämtliche Kommentare und Spitzen über und gegen die Pornobranche immer mit mehreren Augenzwinkern zu betrachten. Auf verspielte Weise werden auch diverse Tricks aufgedeckt, mit denen in der Branche gearbeitet wird oder man zumindest vermuten könnte, dass es exakt so (gewesen) sein muss. Spielzeuge, Hilfsmethoden oder einfach irgendwelche Flüssigkeiten, die mehr von dem suggerieren, als eigentlich vorhanden ist … Es wird durch den Kakao gezogen, was nur geht. Auch wird deutlich, dass die Beteiligten hinter der Kamera durchaus wissen, wie entsprechende Produktionen aussehen und so spielt viel Insiderwissen mit hinein. Das Clevere ist daran, dass Mask of the Devil der Versuchung widersteht, mit nackten Tatsachen zu punkten oder auf Teufel komm raus Brüste plakativ zur Schau stellen zu müssen. Somit kriegen wir viel vom Dreh mit, aber wenig Porno. Eine sympathische Herangehensweise.

Hommage an die guten alten Zeiten

Über die Figuren gibt es kaum Worte zu verlieren. Keine von ihnen kommt mit wirklicher Tiefe daher, jede von ihnen liefert aber das ab, was man innerhalb des Drehbuchs auch von ihr erwarten würde. Die Darsteller:innen wissen ihre Figuren mit Enthusiasmus zu füllen und vor allem Martin Payne als Mike ist so ein Ekelpaket, dem man ein schnelles Ableben wünscht. Nicole Katherine Riddell nimmt man die sympathisch-naive Protagonistin auf Anhieb ab. Aber ja: Das ist einer der Filme, der nicht verhüllt, wer das Final Girl ist und wer nur für einen fiesen Tod existiert. Das könnte auch ein ganz später Eintrag eines anderen Franchises wie etwa Freitag der 13. sein. Auch stilistisch erinnert der Film an Horrorfilme von vor 30 oder 40 Jahren. Das mitunter krisselige Bild, die behäbigen Effekte ‒ ein positiv aufgeladener Nostalgie-Rausch für alle, die den Horrorfilm der 80er miterlebt haben. Der Score überzeugt anfangs auch noch mit Synthie-Zauber, wird aber irgendwann zu präsent und durch Dauerbeschallung stellenweise sogar aufdringlich. Eigenwillig ist eine weitere Regie-Entscheidung: Das Bildformat wechselt zwischenzeitig auch mal von 16:9 zu 4:3, um die Enge, die Mary zu Hause verspürt, auch formal zu unterstreichen. An Blut wird nicht gespart, denn so überzeichnet wie Mask of the Devil nun einmal ist, gibt es auch keinen Grund, nicht mit dem roten Lebenssaft um sich zu spritzen. Bei den Killszenen lässt das Drehbuch seiner Kreativität freien Lauf. So spaßig sich das Gesamtpaket auch anhört, ist der Haken in der zweiten Hälfte des Films zu suchen. Rowntree vergaloppiert sich und kommt mit dem Erzähltempo ziemlich ins Straucheln. Das hat zur Folge, dass das Voranschreiten der Handlung stark ausgebremst wird und sich das Finale gefühlt immer weiter nach hinten schiebt.

Fazit

Mask of the Devil verspricht sympathische Low Budget-Unterhaltung, die das Herz am rechten Fleck hat. Dank  einer engagierten Crew und einem spielfreudigen Cast verzeiht man dem Film kleinere Schwächen. Fans handgemachter Effekte kommen so oder so auf ihre Kosten. Einzig das Erzähltempo hätte eine Straffung verdient: Der Film ist rund eine Viertelstunde zu lang geraten, wodurch in Sachen Dynamik Abstriche gemacht werden. Slasher-Fans haben aber schon so viele schlechtere Beiträge gesehen, so dass Mask of the Devil bei einem deutschen Erscheinen einen Blick wert ist.

© EuroObscura

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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