Legion

Wieder einmal soll die Apokalypse über die Menschheit hereinbrechen. Und wieder einmal will Gott Rache an den Menschen nehmen. Manche Filme sind ganz offensichtlich als Trash gelabelt. Andere sind so missraten, dass sie auf irgendeine Weise wieder gut sind. Und dann gibt es da noch eine dritte Kategorie: Filme dazwischen, die sich erstaunlich ernst nehmen. In eine solche Kategorie fällt der ganz und gar nicht himmlische Horror-Actioner Legion. Was sich auf den ersten Blick wie ein weiterer Ableger von God’s Army liest, ist ein ganz eigenständiger Titel von Scott Charles Stewart (Priest). Legion spielte in den USA mehr als das Doppelte seiner Kosten wieder ein und brachte mit Dominion sogar eine TV-Serie hervor. Ganz entgegen der Kritikerstimmen.

 

Der Erzengel Michael (Paul Bettany, Avengers) wird auf die Erde gesendet, um die Menschheit auszulöschen. Er soll im Auftrag Gottes handeln, der den Glauben an die Menschheit verloren hat. Michael weigert sich jedoch, den Auftrag aufzuführen, und schneidet sich die Flügel ab. Mit schwerer Artillerie bewaffnet, erreicht er das Diner “Paradise Falls”, das im Besitz des mürrischen Bob Hanson (Dennis Quaid, Kin) und dessen hochschwangerer Kellnerin Charlie (Adrianne Parlicki, Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.) ist. Deren Kind könnte die Rettung bedeuten, doch schon bald suchen Untote und Monster die Mauern des Diners heim, angeführt von Gabriel (Kevin Durand, The Strain). Doch die Eingeschlossenen wehren sich nach Kräften…

Ausgeliehene Ideen

Originaltitel Legion
Jahr 2010
Land USA
Genre Action, Horror
Regisseur Scott Charles Stewart
Cast Michael: Paul Bettany
Jeep Hanson: Lucas Black
Kyle Williams: Tyrese Gibson
Charlie: Adrianne Palicki
Percy Walker: Charles S. Dutton
Gabriel: Kevin Durand
Laufzeit 100 Minuten
FSK

Der Drehbuchautor Peter Schink ließ sich beim Schreiben von Legion von seinen Lieblingsfilmen inspirieren: Der Exorzist, Night of the Living Dead und Terminator. Nicht die schlechteste Inspiration, allerdings wollen sich die Ideen in keinen rechten Kontext einfügen. So haben wir hier eine Inspiration, dort einen geborgten Einfall. Doch das große Ganze ist immer mehr als nur die Summe aller Bestandteile. Nachdem der erste Ansturm überstanden ist, fällt erst einmal alles zurück in Flashbacks. Jeder Theologe würde angesichts der Zusammenhänge die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aus Gott und seinen Heerscharen wird hier ein streitsüchtiger Haufen und Engel benötigen am besten kugelsichere Westen. Es ist eine Sache, fundamentale Inhalte des Christentums aufzugreifen. Eine andere Sache ist es, daraus etwas zu machen, das über bedeutungsschwangeres Gebrabbel hinausläuft. Legion kratzt immer schön an der Oberfläche, kommt aber selten tief.

Style over Substance

Die Actionszenen sind durchaus rasant und annehmbar inszeniert, selbiges gilt auch für das Duell Engel gegen Engel. Diese Momente reißen den Film auch immer wieder aus dem Saft, in der er köchelt. Die wohl markanteste Szene zeigt eine Rentnerin, die vor den Augen unserer Gruppe eine Transformation hinlegt und anschließend spinnenartig an der Decke umher krabbelt, ehe eine Bratpfanne sie außer Gefecht setzt. Gleichzeitig handelt es sich dabei auch um die einzige Szene, die aufgrund ihrer bizarren Effekte dem Horror-Genre gerecht wird. Hier kann der Regisseur sein Können als Visual-Effects-Experte unter Beweis stellen.

Stereotypenparty

Bereits zu Beginn nimmt das Ärgernis seinen Lauf. Ohne die Umstände kritisch zu hinterfragen oder gar Michaels Glaubwürdigkeit zu beleuchten, folgt die anwesende Schar seiner Agenda. Besagte Schar scheint gemäß Baukasten aus einem Haufen Stereotypen zu bestehen: Paar mit Tochter im Teenangeralter, Schwarzer auf dem Weg zu seiner Familie, einstiger-Kriegsveteran-heute-Koch, Wirt, Sohn, schwangere Bedienung. Die Truppe aus bunt zusammengewürfelten Personen steht. Also retten wir mal die Welt. Der darauf folgende Feldzug fällt geradlinig aus. Michael ist also wild entschlossen, Mutter und Kind zu beschützen, mehr gibt es da nicht zu wissen. Darauf baut schließlich die Prämisse auf: Obwohl man mitbekommt, dass das Militär irgendwo dort draußen Städte vor Angriffen schützt, bleiben wir im Diner hängen. Denn das Drehbuch möchte nun einmal, dass sich die Handlung vollkommen um die Geburt des Kindes dreht, und diese Prämisse wird geradezu sklavisch verfolgt.

Viel Geschwafel, wenig Auflösung

Ärgerlich auch, dass alle Fakten als unausweichlich und gesetzt genommen werden müssen. Dabei treten einige Fragen im Laufe der Handlung auf, die regelrecht nach einer Antwort schreien: Warum genau möchte Gott die Menschen vernichten? Warum kann das Kind einer Kellnerin die drohende Apokalypse abwenden? Weshalb kommen nicht noch mehr Engel auf die Erde, wenn das so lohnenswert ist? Konturlos bleiben auch die Charaktere, die strikt ihrer Agenda folgen, sonst aber wenig zu melden haben. Wie das besser aussehen kann, lebt Constantine vor, das seine Engel mit genug Ambivalenz ausstattet, um ihnen ein paar Ecken und Kanten zu verleihen.

Fazit

Legion versteht sich selbst eher als Horroractioner, aber damit die Story wirkt, bedarf es mehr als nur ein paar aneinandergereihten Szenen. Selbst als reiner Popcorn-Film liefert das löchrige Drehbuch nur bedingt annehmbare Momente, auch wenn es wirklich selten langweilig wird. Mehr als moderate Berieselung ist hier aber nicht drin, dafür bleibt Legion insgesamt zu oberflächlich und zu unspektakulär. Ein wenig mehr augenzwinkernder Humor hätte vieles retten können und den Film nicht ganz so ernsthaft wirken lassen. Denn auch dafür fehlt es an Substanz.

© Sony Pictures Home Entertainment

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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