Iron Man

Das Marvel Cinematic Universe, kurz MCU, ist aus der Medienwelt kaum noch wegzudenken, was umso beeindruckender erscheint, wenn man weiß, dass viele Comic-Verfilmungen rund um die Superhelden aus der Marvel-Schmiede zuvor gescheitert sind. Doch mit dem Beginn der Strategie, die Comic-Verfilmungen der hauseigenen Superhelden selbst zu übernehmen, landete Marvel direkt einen Hit: Iron Man heimste 2008 als erster Film des umfassenden Film- und mittlerweile auch Serien-Universums zahlreiche positive Kritiken ein und spülte viel Geld in die Taschen von Marvel Studios. Der Action-Film von Regisseur Jon Favreau zeigt dabei die Origin-Story des charismatischen Tony Stark, der unbeabsichtigt zu dem Superhelden Iron Man wird und in den ersten vier Phasen des MCU eine der wichtigsten Positionen einnimmt.

 

Tony Stark (Robert Downey Jr., Sherlock Holmes), seines Zeichens Multimilliardär, Chef des Waffen-Unternehmens “Stark Industries” und Playboy, wird bei der Vorführung seines neuesten Raketensystems, der sogenannten “Jericho”, in Afghanistan von einer Terrorgruppe angegriffen und gefangen genommen. Nur schwer verletzt und mit der Hilfe eines Mitgefangenen überlebt Tony diesen Angriff, der mit seinen eigenen Waffen ausgeführt wurde. Die Terrorgruppe, die Tony gefangen hat, versucht ihn unter Folter zum Nachbau der “Jericho”-Raketen zwingen, worauf dieser scheinbar eingeht. Tatsächlich konstruiert er jedoch eine High-Tech-Rüstung, um so die Flucht zu ergreifen …

Tony Stark aka Iron Man aka ein untypischer Held

Originaltitel Iron Man
Jahr 2008
Land USA
Genre Action
Regie Jon Favreau
Cast Tony Stark/Iron Man: Robert Downey Jr.
James Rhodes: Terrence Howard
Pepper Potts: Gwyneth Paltrow
Obadiah Stane: Jeff Bridges
Christine Everhart: Leslie Bibb
Laufzeit 126 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 1. Oktober 2008

Tony Stark ist alles andere als die typische Heldenfigur. Im Gegenteil, er wirkt insbesondere zu Beginn sogar eher wie eine Anti-These der bekannten Helden-Eigenschaften: arrogant, egoistisch, mit wenig Moralempfinden, einem Hang zum übermäßigen Leben mit viel Alkohol und zahlreichen Frauen – da schaut der eine oder andere Fan von Publikums-Lieblingen wie Captain America kritisch auf den Unternehmer. Doch der egoistische Waffen-Händler, der sich nie Gedanken darum gemacht hat, was seine Waffen eigentlich anrichten, wird durch sein Erlebnis in Afghanistan zum Umdenken bewegt. Stark Industries soll in Zukunft keine Waffen mehr produzieren, stattdessen arbeitet Tony bewogen durch den High-Tech-Anzug, den er für seine Flucht vor der Terrorgruppe genutzt hat, an weiterführender Technik, die Menschen helfen soll. Doch nicht nur, dass sich der Entwurf einer solchen Technik als schwierig herausstellt, auch sein Mitgeschäftsführer Obadiah Stane (Jeff Bridges, The Big Lebowski), ein enger Freund seines verstorbenen Vaters Howard Stark, ist alles andere als begeistert von Tonys Kurswechsel und insbesondere dem des Unternehmens. Aber auch wenn Tony Stark kein typischer Held ist, so besitzt er einen Charakter, der sofort die Herzen der Fans erobern kann. Denn er ist eben eine Figur mit Ecken und Kanten, die durch ihren Sinneswandel durchaus bewegt.

Die Terrorgruppe: nur eine Karikatur

Die Terrorgruppe, die Tony entführt, wird nicht wirklich ausgearbeitet, sondern ist dermaßen flach, dass sie schon fast als Karikaturen durchgeht. Das ist einerseits gar nicht so schlecht, da so der narrative Fokus auf dem Titelhelden bleibt, andererseits hindert es den Film auch daran, eine wirkliche Tiefe zu entwickeln. Ebenso wird der Konflikt um die Herstellung und den Verkauf von Waffen in Kriegen nicht derart ausgearbeitet, als dass man sich deshalb danach großartig Gedanken um die Thematik macht. Derartige Ansprüche sind aber hier vermutlich auch fehl am Platze, schließlich möchte Iron Man in erster Linie ein unterhaltsamer Action- und Superhelden-Streifen sein – und das gelingt ihm auch. Tatsächlich zeigt sich in der ersten Hälfte des Films sogar eine überraschend emotionale Szene, die trotz dessen, dass noch nicht viel Laufzeit vergangen ist, einschlägt. Zudem präsentiert sich die Mischung aus den Szenen, in denen Tony (der immerhin nicht ohne Grund als Genie und Wunderkind bezeichnet wird) an seinen Technologien bastelt sowie actionreichen Gefechten und gelungenen zwischenmenschlichen Interaktionen, als fesselnd. Die Gefechte wirken dann durch den Einsatz von Computereffekten durchaus überzeugend, was insbesondere für die Szenen in der Luft gilt, von denen es einige gibt. Denn diese erscheinen als einfach nur beeindruckend und es erstaunt, wie authentisch diese trotz eines Erscheinungsjahres, das bereits über ein Jahrzehnt zurückliegt, wirken.

Der Bösewicht: Jeder hat es kommen sehen

Leider präsentiert sich der eigentliche Bösewicht des Films, der die Strippen hinter der Entführung Tonys gezogen hat, wie bei vielen anderen MCU-Filmen als sehr vorhersehbar. Zudem überzeugt auch dessen Handlungsmotiv nicht wirklich mit Innovation oder Tiefe, sondern könnte klassischer kaum sein (wenig überraschend: Es geht wie so oft um Macht und Geld). Das ist zwar schade, lässt sich aber verschmerzen, schließlich punktet Iron Man besonders durch die Ausarbeitung von Tony als Figur und tatsächlich auch die interessanten Dynamiken zwischen ihm und seiner Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow, Der talentierte Mr. Ripley) sowie seinem besten Freund James Rhodes (Terrence Howard, Empire). Zwischen Tony und Pepper entwickelt sich dabei bereits eine angedeutete Romanze, die in ihrem Anfang mit einem gefühlvollen Tanz und der authentischen emotionalen Nähe beider Charaktere glaubwürdig ist und überzeugen kann. Denn Pepper ist als Tonys persönliche Assistentin auch seine engste Vertraute, besonders eine Szene, in der sie ihm ein besonderes Geschenk macht, ist dann auch wirklich berührend, sodass der Film auch auf emotionaler Ebene langfristig punkten kann.

Eine komplizierte Entstehungsgeschichte

Schaut man sich die Entstehungsgeschichte von Iron Man an, so sieht man über die 90er- und frühen 00er-Jahre besonders viele Studios (darunter auch große Namen wie 20th Century Fox und Universal Studios), die irgendwann die Verfilmungsrechte für den Comicstoff hielten, daraus aber nie etwas gemacht haben. Dabei gab es immer wieder Pläne und Gerüchte um Besetzungen für die Hauptfigur, das Drehbuch und den Regisseur. Letztendlich fiel die Lizenz dann wieder zurück zu Marvel, die zum ersten Mal die Verfilmung einer ihrer Comics selbst in die Hand nahmen (was auch durch unvorteilhafte Deals begründet war, bei denen Marvel selbst bei großem Erfolg der Filme nur wenig des verdienten Geldes sah, so wie bei den Spider-Man-Filmen). Als Regisseur wurde Jon Favreau verpflichtet, der Wert darauf legte, den Film modern zu erzählen, aber auch nicht zu fern vom Ursprungsmaterial arbeiten wollte (tatsächlich bot er Comicfans sogar die Möglichkeit, ihre Wünsche an die Verfilmung zu äußern). Robert Downey Jr. bewarb sich sogar aktiv um die Rolle als Iron Man und es benötigte eine gewisse Überzeugungsarbeit von Jon Favreau und seinem Kollegen Kevin Feige, um die verantwortlichen Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass Downey Jr. die richtige Wahl für die Hauptfigur sei. Heute erscheint dies kaum vorstellbar, denn die Figur des Tony Stark scheint auf den Schauspieler geradezu zugeschnitten zu sein. Er überzeugt mit Authentizität und das einzigartige Charisma der Figur kommt durch die starke schauspielerische Leistung wunderbar zur Geltung.

Fazit

Iron Man ist ein gelungener Einstieg in das mittlerweile doch recht komplexe und viele Titel umfassende MCU. Der Film ist dabei sicherlich nicht der größte Wurf, wenn es um tatsächliche inhaltliche Tiefe geht, unterhält aber als Superhelden- und Action-Film mit einer gelungenen Handlung, authentischen Beziehungen zwischen den Figuren und der richtig dosierten emotionalen Komponente. Besonders Tony Stark in seiner Entwicklung zu Iron Man wird dabei spannend dargestellt und punktet mit einem ganz eigenen Charme und einem Mix aus einer Prise Exzentrik und viel Coolness. Persönlich ist Iron Man einer meiner Favoriten im MCU, denn die zwei Stunden Laufzeit fliegen mit Tony, Pepper und Rhodes einfach vorüber.

© Concorde


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Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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