Hell is where the Home is
Der Slasher stirbt nicht aus. Dafür gibt es auch gar keinen Grund, schließlich sterben auch Unsympathen nicht aus, an deren letzten furiosen Stunden sich der Zuschauer ergötzen kann. Hell is where the Home is von Orson Oblowitz (God Bless America) verlegt den Schauplatz in eine Hightech-Villa mitten in der Wüste. Selbst in der Ödnis dauert es nicht lange, bis die Home Invasion beginnt. Allerlei seltsame Gestalten treffen hier auf die Truppe rund um Pretty Little Liars-Star Janel Parrish.
Sarah (Angela Trimbur, Halloween II) und ihr Freund Joseph (Zach Avery, Herz aus Stahl) haben eine schwere Zeit hinter sich. Ein Wochenende in einer spektakulären Villa mitten in der Wüste soll die Beziehung wieder zum Laufen bringen. Mit dabei sind ihre beste Freundin Estelle (Janel Parrish) sowie deren Partner Victor (Jonathan Howard, World War Z). Nachdem die Probleme untereinander geklärt scheinen, kommt dank Musik, Alkohol und Koks Schwung in die Bude. Unterbrochen wird die Party von einer seltsamen Dame (Fairuza Balk, Der Hexenclub), die angeblich in der Nachbarschaft wohnt und nur mal eben telefonieren muss. Etwas scheint mit der Frau ganz und gar nicht zu stimmen, doch auch innerhalb der Gruppe sind die Ansichten zu ihr sehr unterschiedlich. Schnell gerät die Situation außer Kontrolle…
Hochglanz und High-Tech. Wofür?
Originaltitel | Hell is where the Home is |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Home Invasion-Thriller, Horror |
Regisseur | Orson Oblowitz |
Cast | Sarah: Angela Trimbur Joseph: Zach Avery Estelle: Janel Parrish Victor: Jonathan Howard Besucherin: Fairuza Balk |
Laufzeit | 88 Minuten |
Eines merkt man Hell is where the Home is bereits früh an: Hier versteht jemand sein Handwerk. Die audio-visuelle Stilsicherheit wird einem direkt aufs Brot geschmiert. Neben der Hochglanz-Optik beeindruckt vor allem ein über den gesamten Film präsentes rötliches Neonlicht, welches sich als Signatur aufdrückt. Die Villa ist ein dankenswerter Schauplatz für Bilder aus dem Pool, aber auch Aufnahmen aus dem hausinternen Fotolabor, wo der rote Farbton erneut dominiert. Davon einmal abgesehen hätte man aus dem Haus auch mehr herausholen können. Wieso stellt man eine sündhaft teure Villa in die Wüste, wenn die Smart Home-Möglichkeiten im Endeffekt auf der Strecke bleiben? Insbesondere bei einem Home Invasion-Titel hätte es sich angeboten, sich einen Vorteil mit technischem Schnickschnack zu verschaffen. So bleibt es aber erst einmal nur bei inszenatorischer Souveränität, während die Nutzung des Schauplatzes maximal befriedigend ausfällt.
Kein Slasher ohne Unsympathen
Entscheidend für das Aufbringen von Empathie ist genrebedingt immer, ob der Zuschauer Ansätze zur Vergabe von Sympathiepunkten findet. Das Drehbuch von Corey Deshon (The Shrine) scheint genau dies verhindern zu wollen. Anders ist nicht zu erklären, weshalb die Kerneigenschaften der beiden Paare protzig und oberflächlich (Victor und Estelle) bzw. zerbrechlich und unbeholfen (Joseph und Sarah) sind. Im Laufe der Handlung trifft jede der Figuren mindestens eine Entscheidung, die keiner Logik standhält. Ohnehin überwiegen erst einmal die massiven Defizite beider Beziehungen und das leider im Übermaß. Weder werden die Paare dadurch glaubhafter, noch profitieren sie davon. Der heimliche Star der Produktion ist sowieso Fairuza Balk, die bereits in den 90ern in Der Hexenclub bewies, wie sehr ihr psychisch auffällige Charaktere liegen.
Kurzweiliges Vergnügen
Wenn die wenig überzeugende Gefühlsduselei dann einmal beendet ist, geht es Schlag auf Schlag weiter. Quasi im Minutentakt streitet oder schlägt sich jemand oder die Villa bekommt überraschenden Besuch. Das Erzähltempo wird dabei hochgefahren und mit ihm auch die Gewaltbereitschaft aller Anwesenden. In der zweiten Hälfte kann Hell is where the Home is punkten (insbesondere ein alles andere als bequemes Verhör lässt den Zuschauer auf mögliche Widersprüche lauern). Wie so üblich mit Produktionen, die sich weder um ihre Figuren noch Glaubhaftigkeit scheren, fällt das Ende entsprechend unbefriedigend aus. Obwohl sich der Titel um Twists bemüht, bleibt der große Aha-Effekt bis zum Schluss aus.
Hell is where the Home is ist ein inhaltlich durchschnittlicher Home Invasion-Slasher, dem es nicht gelingt, ein anständiges Charakterprofil aufzubauen. Das ist angesichts der starken Optik und der Erzählgeschwindigkeit jedoch verschmerzbar, denn immerhin ist der Unterhaltungsfaktor konsequent hoch. Verschenktes Potenzial gibt es reichlich, beginnend mit dem ungenutzten Schauplatz und mit den Eindringlingen endend, die vielleicht Chaos und Anarchie mitbringen, aber sonst keinen Fußabdruck hinterlassen können.
© Neue Pierrot Le Fou