Happiest Season

Hach ja, Weihnachten: Das Fest der Liebe und Familie. Nur dass Letztere auch für einigen Stress sorgen kann. In dem Weihnachtsfilm Happiest Season von Clea DuVall lernt Protagonistin Abby über Weihnachten die konservative Familie ihrer Freundin Harper kennen. Der Haken: Die möglichen künftigen Schwiegereltern wissen noch gar nicht, dass Harper mit einer Frau zusammen ist und dabei soll es über die Feiertage auch bleiben – der Beginn eines witzigen aber auch belastenden Versteckspiels. Die romantische Komödie wurde im November 2020 auf dem US-Streamingdienst Hulu veröffentlicht, in Deutschland stand der Film ab Dezember desselben Jahres auf diversen Streaming-Anbietern zum Kauf zur Verfügung. Nachdem der Titel bereits im Juni 2021 auch im Programm von Sky erschien, folgte am 21. Oktober 2021 nun die Veröffentlichung auf DVD.

 

Abby (Kristen Stewart, Snow White and the Huntsman) hat zum Weihnachtsfest etwas Besonderes geplant: Sie möchte ihrer Freundin Harper (Mackenzie Davis, Terminator: Dark Fate) einen Heiratsantrag machen. Als dann Harper sie über Weihnachten erstmalig zu ihrer Familie einlädt, scheint das die perfekte Gelegenheit zu sein. Doch kurz vor dem Kennenlernen der Schwiegereltern in spe gesteht Harper Abby, dass sie sich anders als zuvor behauptet noch überhaupt nicht geoutet hat. Da Harper befürchtet, dass ihre Eltern ihrem Coming Out wenig wohlwollend gegenüberstehen würden, bittet sie Abby, sich als ihre heterosexuelle Mitbewohnerin auszugeben. Erst nach den Feiertagen und wenn einer erfolgreichen Kandidatur ihres Vaters als Bürgermeister nichts mehr im Wege stehe, wolle Harper sich gegenüber ihren Eltern outen. So beginnt ein heimliches Versteckspiel und das Weihnachtsfest droht unter den Lügen zum Desaster zu werden …

Besinnliche Feiertage?

Originaltitel Happiest Season
Jahr 2020
Land USA
Genre Komödie, Romanze
Regie Clea DuVall
Cast Abby Holland: Kristen Stewart
Harper Caldwell: Mackenzie Davis
Sloane Caldwell: Allision Brie
Riley Johnson: Aubrey Plaza
John: Daniel Levy
Jane Caldwell: Mary Holland
Ted Caldwell: Victor Garber
Tipper Caldwell: Mary Steenburgen
Laufzeit 102 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 11. Dezember 2020

Somit denkt Harpers Familie, dass ihre Tochter nur ihre einsame Mitbewohnerin über die Feiertage mit nach Hause gebracht hat. Abby ist nämlich tatsächlich eine Waise. Ihre Eltern starben, als sie erst 19 war und seitdem ist sie ohnehin kein Weihnachts-Fan mehr. Eigentlich hatte sie sich erhofft, jetzt vielleicht wieder mit einer Familie feiern zu können, aber daraus wird nichts: Die Caldwells, selbst wohlhabender und konservativer Natur, behandeln sie eher wenig wertschätzend und macht ihr klar, dass sie nicht zu ihnen gehört. Noch dazu distanziert sich auch Harper immer mehr von Abby, weil sie fürchtet, ihre Beziehung könne auffliegen und sie zudem die Bestätigung ihrer Eltern sucht. Die sind nämlich ziemliche Snobs, auch wenn speziell Mutti Caldwell (Mary Steenburgen, Last Vegas) es durchaus gut meint und eine liebenswerte Art besitzt. Aber der Druck auf die drei Töchter ist deutlich: Sloane (Alison Brie, How to Be Single) war einst die Vorzeige-Tochter und ihre Entscheidung, den erfolgreichen Beruf für die Familie an den Nagel zu hängen, können ihre Eltern nicht nachvollziehen. Die exzentrische Jane (Mary Holland, Blunt Talk) wird hingegen quasi überhaupt nicht beachtet oder wertgeschätzt. Fest steht: Herzlich ist etwas anderes, es scheint den Eltern nur um Prestige und Ansehen zu gehen. Dadurch wirken Harpers Sorgen allerdings auch entsprechend nachvollziehbar und ihr innerer Konflikt ist sehr deutlich. Gerade wer selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation war, wird sich selbst ein wenig in Harper erkennen. Als sehr gelungen und witzig zeigen sich die Interaktionen zwischen den drei Schwestern Harper, Sloane und Jane, die allesamt derart unterschiedlich sind, dass es unweigerlich zu Sticheleien kommen muss. Auch die Situationen, in denen Harpers und Abbys romantische Beziehung fast auffliegt, sind sehr unterhaltsam gestaltet.

Typischer Verlauf mit zu viel Drama

Obwohl die Caldwells nicht unbedingt extrem sympathisch sind, geben sie einen sehr charismatischen und abwechslungsreichen Charakter-Cast ab und besonders das “schwarze Schaf” der Familie, Jane, ist ein heimlicher Star und wirkt mit ihrer bemühten, liebevollen Art einfach nur drollig. Neben Harpers Familie gibt es noch Charaktere wie Abbys besten Freund John (Daniel Levy, Schitt’s Creek). Er ist ziemlich chaotisch und bildet auch einen starken Kontrast zu Abby, sorgt aber für allerhand lustige Momente. Ebenfalls sehr sympathisch: Harpers Ex-Freundin aus Schulzeiten, Riley (Aubrey Plaza, Dirty Grandpa). Im Gegensatz zu Harper lebt sie offen lesbisch (und anhand der Reaktion der Cardwells zu ihr wird deutlich, dass Harpers Ängste zumindest alles andere als unberechtigt sind) und bietet Abby während der eher unschönen Feiertage Halt. Eher anstrengender Natur ist die Tatsache, dass auch Harpers Ex-Freund immer wieder auftaucht und sie ihren Eltern zuliebe so tut, als habe sie noch immer Interesse an ihm. Das in Kombination mit dem vertrauten Verhältnis zwischen Abby und Riley wirkt, als habe man unbedingt besonders viel Drama erzeugen wollen. Ohnehin ist ein großes Problem des Titels, dass eine gewisse Dramatisierung betrieben wird. Einige Konflikte sind das Eine, aber das Verhalten von Harper und ihrer Familie gegenüber Abby wirkt irgendwann einfach nur noch so gemein, dass es schwer fällt, bei den eigentlich lustigen Momenten noch zu lachen. Das ist schade, gleichzeitig aber auch kein komplett unbekanntes Konzept für das Genre. Insofern bietet die Geschichte grundsätzlich auch nichts Neues: Es gibt allerhand Konflikte, witzige Alltagssituationen und irgendwann platzt die Bombe in Form von Harpers Geheimnis. Nur dass sie nicht die Einzige ist, die etwas vor den perfektionistischen Eltern geheim hält. Die wenigen Innovationen und der sehr vorhersehbare Verlauf fallen dabei nicht allzu sehr ins Gewicht, denn wie für einen solchen Film vorgeschrieben, heißt es zum Schluss: Ende gut, alles gut. Dadurch ist Happiest Season trotz der Kritikpunkte und einiger unschöner Momente ein typischer, herzlicher Weihnachtsfilm.

DuValls persönlicher Weihnachtsfilm

Tatsächlich gilt Happiest Season als erster Weihnachtsfilm mit LGBT-Hauptfiguren von einem größeren Studio (umso ironischer, dass er in Deutschland dennoch nur auf dem veralteten DVD-Format veröffentlicht wurde). Die Idee dahinter stammt von Regisseurin und Drehbuchautorin Clea DuVall selbst. Sie selbst mag Weihnachtsfilme sehr und wollte deshalb explizit einen solchen Film mit queeren Figuren erschaffen, da sie sich selbst in den Weihnachtsfilmen nie repräsentiert fühlte. Besonders interessant: Die Handlung basiert teilweise auf ihren persönlichen Erfahrungen, so outete sie sich vor ihrer Mutter an Weihnachten und war selbst in den Situation, nur als eine Freundin vorgestellt zu werden. Ebenfalls am Drehbuch beteiligt war Mary Holland (im Film selbst in der Rolle von Jane Caldwell zu sehen), die zuvor keinerlei Erfahrungen in dem Bereich aufwies, sich jedoch kurz zuvor mit DuVall angefreundet hatte und deren Leidenschaft für Weihnachtsfilme teilt. Erwartungsgemäß sehr stark sind die schauspielerischen Leistungen, insbesondere der Hauptdarstellerinnen. Die Chemie zwischen Kristen Stewart als Abby und Mackenzie Davis als Harper stimmt absolut, zumal Letztere auch nicht das erste Mal eine unsichere Figur in einer Beziehung mit einer Frau spielt (siehe die vielfach gelobte Black Mirror-Episode “San Junipero”). Auch die anderen Darstellenden leisten gute Arbeit und die weihnachtliche Atmosphäre präsentiert sich als durchaus gelungen.

Fazit

Happiest Season ist sicherlich keine Revolution des Weihnachtsfilmes und auch nicht gerade ein Titel, der in dem Genre als besonders gelungen hervorsticht. Aber er ist eine grundsolide romantische Komödie, die zwar in Sachen Drama etwas übertreibt (insbesondere für das eigentlich angedachte Genre), jedoch durch die Charaktere, den Humor und die tolle Festtagsstimmung trotzdem ein gelungenes Erlebnis bietet. Zudem ist es schön, mit Abby und Harper ein lesbisches Paar in der Hauptrolle zu haben, da dies für Weihnachtsfilme doch eine Seltenheit darstellt. Insbesondere die Hauptdarstellerinnen und die liebenswürdige Jane werten den Film dann noch einmal auf. Für alle, die gerne Weihnachtsfilme und/oder Filme mit queeren Hauptfiguren schauen, ist Happiest Season somit definitiv einen Blick wert.

© Sony Pictures Entertainment


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Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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