Doorlock
Das koreanische Kino hat den Killer Thriller perfektioniert. Filme wie I Saw the Devil oder The Chaser führen den Zuschauer mit einer Mischung aus Hochspannung und abstoßender Reaktion an der Nase herum. Hier möchte sich auch Door Lock von Regisseur Lee Kwon (My Ordinary Love Story) einordnen. Der Fernsehregisseur wagt sich mit seinem dritten Spielfilm an das Genre des Paranoia-Thrillers heran. Dabei lotet er vor allem die Stellung der Frau in der Gesellschaft aus, deren Hilferufe schnell abgetan werden und die nicht für voll genommen wird. Einem deutschen Publikum wurde der Film erstmals auf dem Fantasy Filmfest 2019 gezeigt.
Die Bankkassiererin Kyung-min (Gong Hyo-jin, Crush and Blush) lebt in Koreas Hauptstadt Seoul. Immer häufiger beschleicht sie der Verdacht, nicht alleine zu sein und beobachtet zu werden. Auch Anzeichen dafür, dass sich während ihrer Abwesenheit jemand in der Wohnung aufgehalten haben könnte, verunsichern sie. Bestätigt in ihren Vermutungen fühlt sie sich, als es eines Nachts an der Tür rüttelt. Geistesgegenwärtig ruft sie die Polizei, doch diese findet natürlich niemanden und tut alles als Notruf einer schreckhaften Frau ab. Am nächsten Tag macht sie eine äußerst unangenehme Begegnung mit dem Bankkunden Ki-jung (Jo Bok-rae). Ab hier beginnt der Terror erst so richtig …
Verwirre geschickt und lass’ dich dabei nicht erwischen
Originaltitel | Do-eo-lak |
Jahr | 2018 |
Land | Südkorea |
Genre | Paranoia-Thriller |
Regisseur | Kwon Lee |
Cast | Cho Kyung-min: Gong Hyo-jin Kommissar Lee: Kim Sung-oh Oh Hyo-joo: Kim Ye-won |
Laufzeit | 102 Minuten |
Ganz taufrisch ist Door Lock nicht. Es handelt sich hierbei um ein Remake des spanischen Films Sleep Tight aus dem Jahr 2011, welcher seiner Zeit mit inländischen Preisen überhäuft wurde. Wenig überraschend also, dass gelungene Konzepte mit zeitlichem Verzug auch auf andere Kontinente schippern. Dabei ist die Geschichte als solche ziemlich genretypisch und wartet mit vielen bekannten Motiven auf. Man mag sie beinahe klischeehaft nennen, doch der Film ist spürbar ambitioniert, wenngleich er auch nichts Neues zu erzählen vermag. Denn die Geschichte schlägt exakt die Haken, die man selbst wählen müsste, um den Plot zu entwickeln: Verwirre den Zuschauer geschickt mit falschen Fährten. Das funktioniert in den seltensten Fällen, denn zumeist riecht man den Braten bereits vorab. Twists kündigen sich nicht auf leisen Sohlen an, man hört sie kommen. Erfahrene Zuschauer werden schnell durchschauen, wer falsch spielt und wer nur Ablenkungsmanöver ist.
Wahrer Horror: die Rolle der Frau in Südkorea
Das alles ist verzeihlich, da die Inszenierung straff ausfällt. Dass Spannung eher selten entsteht, ist vor allem dem Sounddesign zu verdanken. Denn wenn Kyung-min in einer (eigentlich stark inszenierten Szene) dem Tod knapp entkommt, dudelt die Hintergrundmusik so vor sich hin, dass man gar nicht darüber nachdenkt, den Atem anzuhalten. Aus Thrillersicht bleibt es bei einem gelungenen Einfall, alles darüber hinaus wird mangels Vorhersehbarkeit regelmäßig verschenkt. Spannender ist da schon die Rolle der Frau in der südkoreanischen Gesellschaft. Wird eine Frau von einem Kunden auf der Arbeit belästigt, muss sie sich beinahe dafür schämen, damit Aufsehen zu erregen. Und beim Chef fallen anschließend direkt entschuldigende Worte. Szenen, die auf uns eher befremdlich wirken, zwischen den Zeilen aber so vieles zum Ausdruck bringen. Anders als in Sleep Tight ist nicht der Stalker, sondern die Gestalkte die Hauptfigur. Das sorgt auf der einen Seite dafür, dass der Zuschauer zumindest ein Rätsel zu knacken hat (wenngleich kein allzu schwieriges), auf der anderen Seite ist Kyung-min auch keine Persönlichkeit, die in irgendeiner Weise hervorsticht. Ihre Rolle fällt recht einseitig aus, da sie sich in erster Linie als Frau definiert, sowie durch ihre Ängstlichkeit. Viel mehr Raum lässt ihr das Drehbuch nicht und dementsprechend wenig gibt es für Gong Hyo-jin zu tun. Jo Bok-rae als unkalkulierbarer Nachbar sorgt da schon für größeren Facettenreichtum.
Fazit
Door Lock könnte von allem etwas mehr vertragen: Spannung, Subtilität, Creepyness, gesellschaftlichen Hintergrund. Viel falsch macht der Titel noch nicht einmal, wirft aber auch wenige Argumente, die für ihn sprechen, auf die Waagschale. Mit dem Fokus auf einem dieser Kriterien wäre auch schon ein Schwerpunkt vorhanden, bei dem man sagen könnte: Dafür steht Door Lock also. Aber von allem ein bisschen ist insgesamt zu wenig, um mit namhaften und wirklich packenden Produktionen mithalten zu können. Zumindest die Basisanforderungen an einen Paranoia-Thriller sind erfüllt, vorausgesetzt man kann auf Hochspannung verzichten.
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