Dogma
Was machen zwei gefallene Engel, zwei Propheten und ein Apostel vor einer Kirche? Keine Ahnung? Tja, wirf einen Blick in den aus dem Jahre 1999 stammenden Film Dogma aus der Feder von Kevin Smith (Clerks – Die Ladenhüter), um eine Antwort zu bekommen. Doch wir warnen vor, denn hinter dem Titel verbirgt sich eine Kirchen-Satire. Wer bei Religion also keinen Spaß versteht, sollte lieber die Finger davon lassen. Für alle anderen beginnt die etwas andere Pilgerfahrt mit Starbesetzung, bei der es um Sex, Drogen und Glauben geht.
Vor Tausenden von Jahren verbannte Gott als Strafe die beiden Engel Loki (Matt Damon, Der Marsianer) und Bartleby (Ben Affleck, Triple Frontier) auf die Erde, in den käsigen Bundesstaat Wisconsin. Doch nach all den Jahren finden die beiden endlich einen Weg nach Hause. In New Jersey startet die Kampagne „Katholizismus-WOW“ anlässlich der Einhundert-Jahr- Feier der hiesigen Kirche. Damit verbunden ist ein Generalablass zur Vergebung aller Sünden, für jeden, der durch die Tore des Gotteshauses schreitet. Die Gefallenen machen sich daher auf den Weg, allerdings ohne zu wissen, dass ihr Tun die himmlische Ordnung zerstört und damit das Ende der Welt einleitet. Doch der Himmel erarbeitet einen Plan. Und so erscheint das Sprachrohr Gottes Metatron (Alan Rickman, Harry Potter und der Halbblutprinz) der Frau Bethany (Linda Fiorentino, Men in Black) in ihrem Schlafzimmer und erklärt ihr, dass sie die beiden Engel aufhalten soll. Zum Glück muss sie dieses Unterfangen nicht alleine durchstehen …
Zwei Geflügelte auf Erden
Originaltitel | Dogma |
Jahr | 1999 |
Land | USA |
Genre | Abenteuer, Komödie, Drama |
Regisseur | Kevin Smith |
Cast | Metatron: Alan Rickman Bethany : Linda Fiorentino Loki: Matt Damon Bartleby: Ben Affleck Serendipity: Salma Hayek Rufus: Chris Rock Jay: Jason Mewes Silent Bob: Kevin Smith Azrael: Jason Lee |
Laufzeit | 120 Minuten |
FSK |
Wir begleiten auf der einen Seite die mit ihrem Glauben hadernde Bethany und auf der anderen die beiden verstoßenen Engel. Beide Parteien absolvieren unterschiedliche, abenteuerliche Wege nach New Jersey. Dabei lernen wir einiges über diese drei Charaktere, die im Grunde gar nicht so verschiedenen sind. Während Loki als Racheengel immer das tat, was Gott ihm auftrug, weigerte er sich nur ein einziges Mal den Menschen ein Leid zuzufügen. Er tat es, weil sein bester Kumpel Bartleby Mitleid mit den Erdlingen hatte. Das erzürnte Gott und er verbannte sie. Da die beiden nichts anderes wollen, als nach Hause zu kommen, tun die beiden einem sehr Leid. Schließlich wissen sie nicht, was ihre Tat für Konsequenzen haben wird. Doch die Handlung von Dogma spielt gekonnt mit unseren Emotionen den beiden gegenüber. Denn während Loki zu Beginn der Reise knallhart mit Sündern ins Gericht geht, zeigt er allen anderen bis zum Ende eine sanfte Seite. Bartleby hingegen wandelt sich, je näher sie der Kirche kommen. Eine verständliche Entwicklung, wenn aus der Sicht eines Engels das selbstzerstörerische Handeln der Menschen betrachtet wird.
Eine Pilgerfahrt zum Glauben
Auch Bethanys Ansichten verändern sich im Laufe ihres ungewollten Unterfangens. Als wir sie kennenlernen, arbeitet sie in einer Entzugsklinik, hat eine Fehlgeburt hinter sich und wurde von ihrem Mann verlassen. Ihre Ansichten zu Gott gerieten daher sehr ins Wanken. Also greift sie den armen Metatron auch erst einmal mit einem Feuerlöscher an und traut ihm selbst dann nicht, als er seine Flügel herausholt. Trotzdem stellt sie sich im Laufe der Reise ihrem Glauben und ihrer schweren Aufgabe. Das liegt daran, dass sie auf sehr unterschiedliche, interessante Charaktere trifft. Allen voran der sympathische 13. Apostel Rufus (Chris Rock, Kindsköpfe), der vom Himmel fällt (!), führt durchdachte Gespräche mit ihr. Warum gerade Bethany für diese Aufgabe ausgewählt wurde, wird im Laufe der Geschichte auch geklärt. Es ergibt sich deshalb ein stimmiges Gesamtbild, auch was die Machenschaften einiger Dämonen angeht. Schön ist, dass Dogma darauf verzichtet, Bethany zu einer strahlenden Heldin zu machen. Viel eher bleibt sie bis zum Ende bodenständig und damit ein glaubhafter Charakter.
Gott versteht Humor, seht euch doch nur mal das Schnabeltier an!
Von Anfang an werden bei diesem Film die Lachmuskeln durchtrainiert. Jedoch reichen die Scherze von weit unter der Gürtellinie bis hin zu wunderbar satirisch. Das bedeutet, dass Dogma nicht immer jeden Geschmack trifft. Allen voran Jays (Jason Mewes, Fanboys) ständig auf lustig getrimmte Kommentare über Sex gehen einem schnell auf den Wecker. Als Ausgleich gibt es dann ein paar schöne Witze von Rufus oder von der nicht auf den Mund gefallenen Muse Serendipity (Salma Hayek, Frida). Beide sind es auch, die einige interessante Themen des Christentums ansprechen. Hat Jesus Geschwister? Warum kommen Frauen in der Bibel immer so schlecht weg? Wer offen für solche Gespräche ist, wird hier auf seine Kosten kommen. Jedoch hätten einige Themen noch tiefer gehen können. Worauf sich vor allem Filmfans freuen dürfen, sind die vielen offenen und versteckten Anspielungen auf andere Titel, wie zum Beispiel The Breakfast Club, 6-Millionen-Dollar-Mann und Karate Kid. Dafür müssen Zuschauer mittlerweile die veralteten CGI-Szenen verschmerzen. Davon gibt es zum Glück nur eine Handvoll.
Fazit
Ich gehöre keiner Religion an, weswegen ich mich nicht daran störe, welche Themen dieser Film anspricht. Im Gegenteil, ich finde es interessant, dass hier zum Beispiel das Thema Frauen in der Bibel angesprochen wird. Viele der Dialoge gefallen mir daher sehr gut, denn sie regen zum Nachdenken an, bringen mich aber auch zum Lachen. Eine Muse, die keine eigenen Ideen für sich hat, ist ein gutes Beispiel dafür, welcher Humor hier vertreten ist. Leider nervt mich dafür Jay extrem. Seine ständigen Kommentare über Geschlechtsverkehr hätten nicht sein müssen. Immerhin, sein Kumpel Bob kann einiges wieder herausholen, weil er amüsante Gesichter zieht und eine wunderbare Anspielung auf Indiana Jones und der letzte Kreuzzug von sich gibt. Wenn der Humor auch nicht immer meinen Geschmack trifft, finde ich die Story dennoch wirklich gelungen. So fügen sich die Puzzleteile gegen Ende passend zusammen und lassen keine Fragen offen. Auch klärt sich noch, warum Gott sich zum Beispiel nicht selbst einmischt, wenn schon das Ende der Welt auf dem Spiel steht.
© Studiokanal
Jay sticht wirklich hervor und ist definitiv der schwächste Charakter innerhalb dieses Films. Aber gleichzeitig wäre es merkwürdig, wenn er sich hier anders benehmen würde als sonst. Da Jay & Silent Bob die Filme von Kevin Smith schließlich zusammenhalten (das View Askewniverse). Wobei sie in den meisten Fällen als Randfiguren auch einfach nicht dabei sein könnten und die Handlungen trotzdem funktionieren (abgesehen natürlich von Jay & Silent Bob schlagen zurück, da sind sie dann ja Hauptfiguren). Und ich muss sagen, der Grund warum ich Dogma damals sehen wollte, war in erster Linie, dass es eben wieder einer dieser Jay & Silent Bob Filme ist. Die kannte ich, die mochte ich, von denen wollte ich mehr sehen, ob die Story rund um Engel und Kirche was taugt, konnte ich nicht abschätzen. Die Thematik kann potenziell arg nach hinten losgehen. Aber Kevin Smith schafft es hier wunderbar eine satirische Komödie zu erzählen, ohne Leuten sagen zu wollen, dass Religion prinzipiell scheiße ist. Immerhin existiert Gott hier ganz eindeutig.
Die Schauspieler sind durch die Bank weg klasse besetzt. Alan Rickman allein wäre ein Kinoticket wert, falls der Film mal irgendwo im Rahmen einer Retro-Reihe o.ä. läuft. Unbedingte Empfehlung!