After Midnight – Die Liebe ist ein Monster
Jeremy Gardner (Battery) war in den letzten Jahren nicht nur als Regisseur und Drehbuchautor, sondern vor allem als Schauspieler unterwegs. In After Midnight schlüpft er in alle drei Rollen gleichzeitig und erhält obendrein Unterstützung des Produzentenduos Aaron Moorhead und Justin Benson (The Endless), wobei letzterer ebenfalls in einer Rolle als Kleinstadt-Sheriff schlüpft. Neben all den Doppelfunktionen wird eine Geschichte erzählt, die von Ängsten, Einsamkeit und Beziehungen handelt. Ein waschechtes Horror-Drama also, das sich auch um das Innenleben seiner Figuren sorgt. Auf dem Fantasy Filmfest 2019 sorgte die Produktion für vergleichsweise leise Abwechslung und brach wie kaum ein anderer Beitrag Genre-Grenzen. Deutsche Zuschauer dürfen sich seit Mai 2020 auch über ein Home Release in zwei verschiedenen Varianten freuen.
Eigentlich lief alles perfekt für Hank (Jeremy Gardner, Spring) und Abby (Brea Grant, Dead Night). Dann folgte der gemeinsame Einzug ins neue Zuhause. Und dann ist Abby einfach verschwunden. Spurlos. Nur eine geheimnisvolle Botschaft bleibt zurück. Als wäre das nicht niederschmetternd genug, treibt fortan ein Monster sein Unwesen und versucht nach Anbruch der Dunkelheit in das Haus zu gelangen. Da keiner seiner Freunde ihm Glauben schenkt, bleibt Hank nichts anderes übrig, als mit einer Shotgun bewaffnet nun nachts hinter der Türe zu lauern …
Doppelbödiges Psycho-Spiel mit Romantik
Originaltitel | After Midnight |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Drama, Horror |
Regisseur | Jeremy Gardner, Christian Stella |
Cast | Hank: Jeremy Gardner Abby: Brea Grant Wade: Henry Zebrowski |
Laufzeit | 83 Minuten |
Veröffentlichung: 29. Mai 2020 |
Benson und Moorhead stehen für phantastische Indie-Filme, deren Drehbücher immer für besondere Momente und überraschende Entwicklungen stehen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf sind die Erwartungen an After Midnight (dessen Produktionstitel noch “Something Else” lautete) berechtigt. Das beklemmende Gefühl und die Unvorhersehbarkeit stellen sich ohne Frage auch ein. Erstaunlich ist vor allem aber der hohe Anteil an Romantik, der in einem solchen Film in einer beinahe unerträglichen Dosis serviert wird. Ganze 14 (!) Minuten dauert eine Dialogszene über die Probleme einer Beziehung an. Trotz Abbys Verschwinden ist sie in Flashbacks immer präsent und so bekommt man das Gefühl, es nicht mit einem klassischen Genrefilm zu tun zu haben, sondern einer Romanze, die sich mehr wagt als üblich. Am Ende bleibt dann aber doch die Detailarbeit zu sehr auf der Strecke, um den Film in irgendeiner Richtung als schwerpunktmäßig gelungen zu bezeichnen.
Das ewige Problem der Vermarktung
In seinem Trailer verspricht After Midnight, ein echter Monsterfilm zu sein. Ein richtiges Creature Feature wird hier mitnichten abgeliefert. Ja, ein Monster ist vorhanden. Ob das alles allerdings ausreicht, um ein Horror-Publikum zufrieden zu stellen, ist fraglich.
Fazit
Es ist schwierig, nicht in die Falle zu tappen und einen Horrorfilm zu erwarten. Die Drama-Anteile überwiegen deutlich und so bekommt man ohne Vorwarnung romantische Songs und Liebesgesülze vorgesetzt, die auch mal weit an den eigenen Vorlieben vorbeischrammen können. Ob der finale Twist (die Betonung liegt auf “final”) den Film nun retten zu weiß, hängt ganz davon ab, ob sich Genre-Fans damit begnügen können, bis zum Ende zu warten. After Midnight ist aufgrund dieser gegensätzlichen Gewichte ein sperriger Film, der es schwer hat, die richtige Zielgruppe zu finden und zu erreichen. Wer nicht offen für solche Wagnisse ist, sollte den Titel daher besser umgehen und andere Filme vorziehen, die eindeutiger als Monsterfilm gelabelt sind.
© Meteor Film
Seit dem 29. Mai 2020 im Handel erhältlich: