Peter Grant (Band 9): Die Silberkammer in der Chancery Lane

Böse Einhörner, machthungrige Geister und sprechende Füchse – Zauberlehrling und Polizist Peter Grant hatte es mittlerweile mit einigen seltsamen Dingen zu tun. Doch in seinem neunten großen Fall steht er vor einer himmlischen Aufgabe. Schließlich kämpft er nicht alle Tage gegen einen rachsüchtigen Engel! In dem am 13. April 2022 erschienenen neunten Roman-Streich Die Silberkammer in der Chancery Lane von Ben Aaranovitch passiert wieder einiges. Klassisch beginnend mit einer Leiche besuchen wir wieder neue Orte, treffen auf sieben nicht zwergige Ringträger und dürfen bei einer göttlichen Geburt dabei sein. Ob uns die Geschichte zauberhaft in ihren Bann zieht, das erfahrt ihr ganz ohne typischen britischen Regenschauer im nachfolgenden Review.

Peter Grant steht gerade vor ganz anderen Sorgen, denn die Geburt der Zwillinge rückt näher. Doch während seine Elternzeitvertretung in den Startlöchern steht, darf er noch eine Praktikantin in die Geschäftsgänge des Follys einlernen. Dass sich dann auch noch ein seltsamer Mordfall zu etwas sehr Großem und Gefährlichem entwickelt, passt daher null auf den Tagesplan. Doch was muss, das muss! Nach dem Fund einer herzlosen – im anatomischen Sinne! – Leiche in den Londoner Silver Vaults führt die Spur über einen seltsamen Ring zu einem weiteren Ermordeten. Schnell finden die Ermittelnden eine alte studentische Gebetsgruppe, zu der die beiden Männer einst gehörten, und damit weitere potenzielle Opfer. Und ganz plötzlich steht Peter einem waschechten, wütenden Engel gegenüber. Oh mein Gott!

Bedarf es göttlichen Beistand?

Originaltitel Amongs our Weapons
Ursprungsland Großbritannien
Jahr 2022
Gattung Roman
Band 9 / ?
Genre Urban Fantasy, Krimi
Autor Ben Aaronovitch
Verlag dtv
Veröffentlichung: 11. April 2022

Nach dem sehr technischen achten Band Ein weißer Schwan in Tabernacle Street entführt uns Aaranovitch diesmal durch himmlische Pforten. Dabei wandeln wir auf den dazugehörigen traurigen Ereignissen der christlich-jüdischen Geschichte. Dass Magie und alles, was dazu gehört, nicht nur in Großbritannien existiert, das erklärte uns schon der erste Band. Allerdings wandelten wir vorher noch nie auf solchen Spuren, weswegen Die Silberkammer in der Chancery Lane eine gelungene Abwechslung liefert. Weswegen wir das so behaupten, liegt auch daran, dass wir nicht nur in London neue Orte besuchen, sondern auch einen herrlichen Ausflug außerhalb der großen Stadt unternehmen. Allen voran zieht aber der verzwickte Fall von Seite zu Seite. Eine interessante Entdeckung jagt die nächste und immer wieder kommt es zu herrlichen magischen Momenten, sodass Langeweile fern bleibt. Abschließend rundet die spektakuläre, schöne Geburt der Zwillinge dieses Abenteuer ab.

Wenn Vater sein die Dinge verändert, oder nicht?

Mittendrin zwischen Ringträgern, Füchsen und den heimischen Flussgöttinnen, die gerade eine Geburt vorbereiten, steckt unser Zauberlehrling, der wie immer kein Blatt vor den Mund nimmt und sich gerade noch so manch geekischen Kommentar verkneift. Gut, na schön, einige Herr der Ringe-Anspielungen fliegen dann doch durch die Luft, welche natürlich ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Solcher Humor gehört schließlich zu dieser Reihe, wie die Queen zu England. Angst nimmt diesmal jedoch eine besondere Rolle ein. Nicht nur kämpft er sich diesmal gegen etwas wirklich Übermächtiges, sondern auch die Verantwortung wächst mit dem Zuwachs der Familie. Da steht unser Bobby plötzlich vor einigen schwierigen Entscheidungen. Charakterlich bleibt er sich aber dennoch treu und folgt natürlich seinem Herzen, womit er das Richtige tut. Lieben wir ihn dafür? Ja, klar.

Neugierige Praktikantin und Profischmiede

In Die Silberkammer in der Chancery Lane tauchen nicht nur allerhand liebgewonnene Figuren auf, sondern auch ein paar interessante Neulinge steigen mit ins Boot für die Fahrt über die britischen Flüsse. Allen voran das Kennenlerntreffen mit den schon früher erwähnten „Söhne Wielands“ stellt sich als ein kleines Highlight heraus, sondern auch der Ausflug nach Manchester, bei dem wir mehr über DCI Alexander Seawoll erfahren. Mit Danni Wickford gesellte sich eine neugierige Praktikantin ins Team „Abstruserscheiß“. Die junge Dame bleibt jedoch recht blass, außer ein paar ersten Anspielungen, was Neigungen und Hobbys angeht. Wer sich vor allem auf die angenehme Schüler-Lehrerbeziehung von Thomas Nightingale und Peter freut, findet leider nur sehr wenige Szenen in der Handlung. Und auch die Götter der Themesewasser sind zu Nebenflüssen degradiert.

Fazit

Die Silberkammer in der Chancery Lane wirft sofort in die fesselnde Ermittlungsarbeit, gönnt hin und wieder passende humorvolle Einlagen sowie ein paar ruhigere intimere Momente, aber vor allem tolle magische Erlebnisse. Dabei begleiten wir wieder unseren Lieblingsbobby durch einige nervenaufreibende Aktionen, bei dem ein flammender Speer eine eindrucksvolle Hauptrolle einnimmt. Interessante neue Figuren tauchen auf, allerdings hätte der Autor einige davon noch besser ausbauen können. Auch der Blick auf die bekannten Gesichter macht nicht jeden glücklich, denn zum Beispiel Nightingale spielt unglücklicherweise eine Nebenrolle. Die Hoffnung ist aber da, dass Aaronovitch dies in einem weiteren Fall wieder bessern wird. Immerhin baut sich mit diesem Band ein größerer Handlungsbogen auf, der die Neugier weckt. Außerdem bleibt abzuwarten, wie lange Peter seine Elternzeit genießen kann, da sich überall in der magischen Welt etwas tut.

© dtv


Veröffentlichung: 11. April 2022

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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