Percy Jackson (Band 1): Diebe im Olymp

Mit einem Gott als Vater stehen die Probleme Schlange. Nicht nur, dass ungewöhnliche Fähigkeiten Ärger bereiten, der Alltag wird durch Angriffe feindlich gesinnter Wesen nicht gerade langweilig, und in die Intrigen von Göttern hineingezogen zu werden ist sicherlich das letzte, was ein entspanntes Leben garantiert. Rick Riordan beschreibt in Percy Jackson – Diebe im Olymp die Abenteuer des 12-jährigen Percy Jackson, der sich bislang lediglich für ein Problemkind hielt, weil er unter ADHS leidet und Legatheniker ist. Doch das sind noch die kleinsten Widrigkeiten in seinem Leben, wie er erfahren muss.

Percy „Perseus“ Jackson lebt mit seiner Mutter Sally und seinem Stiefvater Gabe in Manhattan. Während er sich mit seiner Mutter bestens versteht, gibt es mit dem widerlichen Gabe ständig Stress. Auch in der Schule läuft nicht alles gut. Da Percy unter ADHS und Legasthenie leidet, stört er oft den Unterricht, was ihm viel Ärger einbringt. Auf einem Schulausflug ins Metropolitan Art Museum in New York verwandelt seine Mathematiklehrerin Mrs. Dodds sich vor seinen Augen in eine Furie und greift ihn an. Nur mit Mühe kann er sie mit einem magischen Stift abwehren, den er von seinem Lieblingslehrer Mr. Brunner erhalten hat und der sich in eine Schwert verwandelt. Als sei das noch nicht bemerkenswert genug, behaupten nach diesem Vorfall alle, es hätte nie eine Mathelehrerin namens Mrs. Dodds gegeben. Weitere seltsame Begebenheiten verunsichern Percy zunehmend. Als er zu Beginn der Sommerferien mit seiner Mutter in ein altes Strandhaus fährt, überschlagen sich die Ereignisse.

Reichen nicht die normalen Probleme?

Originaltitel The Lightning Thief
Ursprungsland USA
Jahr 2005
Typ Roman
Band 1 von 5
Genre Fantasy, Jugendliteratur
Autor Rick Riordan
Verlag Carlsen

Eigentlich ist Percy ein ganz normaler Junge mit relativ normalen Problemen für einen Zwölfjährigen. Durch seine Rechtschreibstörung und sein unruhiges und oft unberechenbares Verhalten fällt es ihm schwer, sich in einen geordneten Alltag einzufügen. Er schafft es sogar, bis zu den Sommerferien schon zum fünften Mal von der Schule zu fliegen. Doch die unerklärlichen Ereignisse, in die Percy in letzter Zeit gerät, sind keinesfalls normal. Zudem bekommt er immer mehr das Gefühl, dass einige Menschen um ihn herum durchaus wissen, was los ist, ihm aber nichts erzählen, und zwar genau diejenigen, denen er am meisten vertraut: seine Mutter, sein bester Freund Grover und sein Lehrer Mr. Brunner. Als sich das Geheimnis lüftet, muss Percy nicht nur mit einem Verlust umgehen, sondern auch einer Welt ins Gesicht sehen, die immer neue Herausforderungen an ihn stellt. Die griechischen Götter, mit denen er es zu tun bekommt, pflegen nicht gerade ein friedliches Miteinander, und Abkömmlinge von Göttern und Menschen haben es zusätzlich schwer.

Zwei Welten neben- und miteinander

Die Welt der griechischen Götter existiert in Percy Jackson – Diebe im Olymp nicht nur neben der normalen Alltagswelt der Sterblichen, sie erstreckt sich sogar in sie hinein. Rick Riordan ist es gelungen, beide Welten nachvollziehbar miteinander zu verschmelzen. Nicht nur, dass mythische Wesen wie Furien oder Zentauren sich (natürlich verkleidet) wie selbstverständlich unter die Menschen mischen, auch Orte wie die Unterwelt und der Olymp sind relativ einfach zu erreichen. Manch ein Leser mag bei dem magischen Fahrstuhl im Empire State Building an Magische Tierwesen und wo sie zu finden sind erinnert werden. Und das verborgene Camp ist keine neue Erfindung des Autors, diese Orte existieren in der Literatur schon lange vor Hogwarts in Harry Potter oder Themyscira in Wonder Woman.  Auch die Götter selbst wirken wie uneinsichtige und selbstsüchtige Menschen, wenn sie gegeneinander intrigieren und ihren Spaß daran haben, andere zu ärgern. Es menschelt also im Götterreich.

Eine Schwäche – oder eine Chance?

Percy Jackson, der Held in Rick Riordans (Tres Navarre Serie) Geschichte Percy Jackson – Diebe im Olymp kämpft mit den Problemen, die ADHS und Legasthenie ihm im täglichen Leben bescheren. Vorbild für diesen Charakter ist Riordans Sohn Haley, der dieselben von der Norm abweichenden Begabungen besitzt. Als Riordan seinem an griechischer Mythologie interessierten Sohn alle Geschichten erzählt hat, die er zu diesem Thema kennt, beginnt der Fantasyliebhaber, sich eigene Geschichten auszudenken und seine Hauptfigur mit denselben Attributen auszustatten, die sein Sohn aufweist. Bei Percy sind es göttliche Gaben, die er durch seine Geburt vererbt bekommen hatte, keine Defizite, und sie ermöglichen es ihm, erfindungsreich zu handeln und Dinge zu tun, die „normale“ Kinder nicht tun können. So kann Percy zum Beispiel Altgriechisch lesen und besitzt erhöhte Reflexe, die ihm im Kampf sehr nützlich sind. Haley dringt darauf, dass sein Vater die Geschichte von Percy Jackson aufschreibt, und so entsteht eine fünfbändige Reihe um den pubertierenden Halbgott und seine Freunde mit Percy Jackson – Diebe im Olymp als ersten Band.

Eine Verfilmung, hurra! Hurra?

Rick Riordans fantastische Geschichte schreit geradezu nach einer Verfilmung, besonders, da die Buchreihe überaus erfolgreich ist. Tatsächlich wurden die ersten beiden Bände Percy Jackson – Diebe im Olymp und Percy Jackson – im Bann des Zyklopen auf die Leinwand gebracht. Aber lohnt sich ein Anschauen? Positiv können die visuellen Effekte vermerkt werden. Faune, Zentauren, lebendig wirkende Elemente sowie meist gelungene Actionszenen lassen die Bilder aus dem Kopfkino lebendig werden. Leider gehen diese Bemühungen in einer Geschichte unter, die den Charme des Originals in keinster Weise nahe kommt. Ohne große Erklärungen wird von Szene zu Szene gehetzt, was keinen Platz für Hintergrundinformationen lässt. Charaktere und ihre Beziehungen untereinander können sich kaum entfalten, zudem sind Percy und Co. vier Jahre älter als in der Literaturvorlage, was ihren Aktionen wiederum ein ganz anderes Gesicht gibt. Ohne die Buchvorlage zu kennen steht der Zuschauer nach dem ersten Sehen des Films ziemlich ratlos da, mit den entsprechenden Kenntnissen kommt eher ein frustriertes Gefühl auf, da hier eine Menge Potenzial gnadenlos im Bach versenkt wurde. Oder im Hades. Oder wo auch immer.

Fazit

Mir gefällt Percy Jackson – Diebe im Olymp richtig gut, was nicht nur an der lebendigen Schreibweise Rick Riordans liegt. Gut dargestellte Charaktere, spannende Schauplätze, eine mitreißende Handlung und eine gut dosierte Prise Humor zeichnen für mich dieses Buch aus. Beim Lesen habe ich das Gefühl gehabt, dass ich mitten in der Geschichte stecke, und am Ende sind mir Percy, Grover und Annabeth richtig ans Herz gewachsen. Ich freue mich, dass in meinem Bücherregal der schöne Schuber mit den restlichen vier Bänden steht und ich das Abenteuer weiter verfolgen kann.

© Carlsen

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