The Ninth (Band 1): Ich bin Gideon
Der neunte Planet mit dem neunten Haus ist kein Paradies. Stattdessen herrschen Nekromantie und Langeweile vor. Dem will Gideon Nav vorbeugen, indem sie sich auf den Weg zu einem anderen Planeten macht. Davor muss sie nur noch schnell der Erbin des neunten Hauses helfen und dann kann sie endlich ihre Freiheit genießen. Ob sich Gideons Plan so leicht umsetzen lässt, erzählt die Autorin Tamsyn Muir in dem Buch Ich bin Gideon. Der Roman ist seit Mai 2020 im Handel erhältlich.
Gideon Nav hat keine Lust mehr auf den Neunten, denn dieser Planet und mit ihm das Herrscherhaus ist langweilig. Es gibt nur verknöcherte Nonnen, schwarze Gewänder und Skelette. Alles ist düster und vertrocknet. Deswegen packt Gideon ihre Sachen und möchte sich (mal wieder) aus dem Staub machen. Doch leider hat sie nicht mit Harrowhark Nonagesimus, der Erbin des neunten Hauses gerechnet. Sie vereitelt (auch mal wieder) ihren Fluchtversuch. Doch statt einer Strafe wartet auf Gideon eine Beförderung. Sie wird zur obersten Kavalierin ernannt und soll Harrowhark zu einer Auswahlzeremonie begleiten. In dieser Zeremonie sollen sich die Erstgeborenen der acht Planenten messen, um die nächsten Anführer unter dem großen und unsterblichen Imperator herauszufinden. Aber diese Auswahlzeremonie wird nicht so leicht, wie gedacht und auf Harrowhark und Gideon warten einige Herausforderungen.
Gemütlichkeit sieht anders aus
Originaltitel | Gideon the Ninth |
Ursprungsland | USA |
Jahr | 2020 |
Typ | Roman |
Band | 1 / ? |
Genre | Science-Fiction, Fantasy |
Autorin | Tamsyn Muir |
Verlag | Heyne |
Veröffentlichung: 13. April 2020 |
Gleich zu Beginn von Ich bin Gideon wird deutlich: Auf dem neunten Planeten möchte niemand leben, denn dort ist alles schwarz und grau. Die Nonnen und Mönche beten den ganzen Tag und die Sonne sucht man vergebens, weil das Schloss tief in die Erde gegraben ist. Kurz gesagt: Auf dem Neunten ist tote Hose. Es gibt keinen Spaß hier. Deshalb will Gideon Nav auch abhauen. Sie hat es zwar schon über 87 Mal probiert, aber vielleicht klappt es diesmal. Schließlich hat sie es ja auch geschafft, sich illegal ein Shuttle zu sich zu bestellen. Doch statt der ersehnten Freiheit verstrickt sie sich weiter in die Geschickte des neunten Planten und reist mit Lady und Erbin Harrowhark Nonagesimus auf den ersten Planeten. Dort sollen sich die Erben der acht Planeten den Prüfungen zum Lyctor, den mächtigen Anführern unter dem unsterblichen Imperator, stellen. Wie man jedoch zum Lyctor wird, das ist nicht einmal den Priestern des ersten Hauses bekannt. Aber nicht nur darin liegen die Probleme, denn auch die anderen Erben versuchen alles, um den Lyctor Posten zu ergattern.
Eine ungewöhnliche Heldin
Besonders sticht bei Ich bin Gideon die Hauptperson Gideon Nav hervor. Sie ist vollkommen anders als die meisten Heldinnen, die zurzeit durch die Literatur spuken. Gideon ist frech, unkonventionell und queer. Sie hat weder die bekannten weiblichen Motive noch ordnet sie sich den Regeln ihres Heimatplaneten unter. Gideon schwingt lieber ihr Schwert, kleidet sich in Polymer und Synthetikgewebe und liest am liebsten Pornoheftchen über Frauen mit großen Brüsten. Auch hat sie eine eher geheimnisvolle Herkunft. Ihre Mutter stürzte in einem Raumanzug vom Himmel und starb kurz danach. Kein Nekromant konnte sie wiederbeleben und deshalb weiß auch niemand, woher Gideon wirklich kommt. So fristet Gideon das Dasein eines unakzeptierten Leibeigenen auf dem neunten Planeten. Das hält sie nicht davon ab auch der Erbin Harrowhark die Meinung zu sagen und deutlich zu machen, dass sie die Lady nicht ausstehen kann. Ich bin Gideon konzentriert sich sehr auf seine Hauptfigur und gibt ihr viel Tiefe. Auch die anderen Figuren, wie beispielsweise Harrowhark Nonagesimus, werden deutlich dargestellt. Vor allem die Interaktion zwischen Gideon und Harrowhark, die sich beide zu hassen scheinen, ist faszinierend zu beobachten.
Keine Sprache für Weicheier
Was man zum Schreibstil von Tamsyn Muir in Ich bin Gideon sagen muss: Es ist keine Sprache für Menschen mit schwachen Nerven. Die Autorin nennt alles direkt beim Namen. So liest Gideon gerne Magazine mit „Titten“ oder blutige Szenen werden ausführlich beschrieben. Auch Morddrohungen zwischen Gideon und Harrowhark sind gespickt mit Bösartigkeiten. Doch das alles unterstützt der Stimmung von Ich bin Gideon. Die Düsternis, die Trostlosigkeit des neunten Planten, aber auch Gideons rebellischer Charakter werden durch die Sprache verdeutlicht. Ein weiterer großer Vorteil von Ich bin Gideon ist der queere Charakter der Geschichte. Die Figuren sind nicht alle heteronormativ, sondern werden beispielsweise als lesbisch beschrieben. Als Kritikpunkt kann die Genrefrage gesehen werden. Vermarktet wird das Buch als Science-Fiction, doch es werden sowohl Fantasy- als auch Science-Fiction-Elemente bedient. Ein Hardcore-SciFi-Fan wird wohl zu wenig Technikbeschreibungen in Ich bin Gideon finden. So lässt sich der Roman ebenso wenig wie auch seine Hauptfigur einfach in eine Schublade stecken, sondern es bleibt viel Interpretationsfreiraum.
Fazit
Ich wollte Ich bin Gideon unbedingt lesen und bin nicht enttäuscht worden. Mir gefällt das Buch sehr und ich habe viel Spaß gehabt es zu lesen. Gideon ist für mich eine wunderbar erfrischend neue Heldin. Gerne bin ich auf ihren Abenteuern gefolgt und habe sie als Person schätzen gelernt, denn ich liebe unabhängige und starke Frauencharaktere und Gideon ist auf jeden Fall solch ein Charakter. Auch die Sprache fällt sehr erfrischend und angenehm neu zu lesen aus. Ich konnte Ich bin Gideon nicht aus der Hand legen und habe es beinahe in einem Rutsch durchgelesen. Weiter hoffe ich einfach, dass der zweite Teil der Reihe auch bald veröffentlicht wird – sonst wird er wohl zuerst auf Englisch gekauft.
© Heyne Verlag
Seit dem 13. April 2020 im Handel erhältlich: