Die Abenteuer des Apollo (Band 1): Das verborgene Orakel

Wer gibt schon gerne die eigene Unsterblichkeit auf? Der Gott Apollo ist jedenfalls schockiert, als sein Vater Zeus ihn zur Strafe in einen sterblichen Teenager verwandelt! In Die Abenteuer des Apollo können wir die Erlebnisse von Apollo und seinen Mitstreitern verfolgen. Die nach Helden des Olymp bereits zweite Fortsetzung der Geschichte, die in Percy Jackson begonnen wurde, endet am 29. Juli 2021 mit dem Erscheinen des Abschlussbandes Der Turm des Nero auch in Deutschland. Wir haben uns auf die Anfänge von Bestseller-Autor Rick Riordans Fantasy-Reihe besonnen und richten das Spotlight auf den ersten Band Das verborgene Orakel, der erstmals im August 2017 von Carlsen in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.

 

Der Gott Apollo wird vom Olymp geworfen und landet in ein paar Mülltonnen. Wie unwürdig für einen Gott wie ihn! Nur dass er gar kein Gott mehr ist, sondern ein sterblicher Teenager namens Lester Papadopoulos. Grund dafür ist sein Vater Zeus, bei dem er in Ungnade gefallen ist. Als Apollo von ein paar halbstarken Jugendlichen überfallen wird, eilt ihm zum Glück eine Halbgöttin namens Meg zur Seite. Sie hilft ihm, doch die freche und kampfeslustige Zwölfjährige ist als Halbgöttin auf den Straßen von Hell’s Kitchen alles andere als sicher. Zusammen machen sie sich deshalb mit der Hilfe von Percy Jackson auf den Weg nach Camp Half-Blood. Dort angekommen erfahren Apollo und Meg, dass bereits mehrere Halbgötter spurlos verschwunden sind. Dazu tut sich ein nicht ganz neuer, aber umso mächtigerer Feind auf. Doch wie soll Apollo diesen mit dem Körper eines sterblichen 16-Jährigen bezwingen?

Apollo und Meg, zwei gänzlich verschiedene Charaktere

Originaltitel The Trials of Apollo: The Hidden Oracle
Ursprungsland USA
Jahr 2016
Typ Roman
Band 1/5
Genre Fantasy, Abenteuer
Autor Rick Riordan
Verlag Carlsen
Veröffentlichung: 31. August 2017

Apollo muss nicht nur schockiert feststellen, dass er nun ein pickliger Teenager ist, sondern auch, dass ihm wirklich fast jede göttliche Kraft genommen wurde. Das kratzt natürlich an seinem Ego, sorgt aber dafür, dass er sich bereits im ersten Band etwas weiterentwickelt. Denn nun ist er auf Mithilfe angewiesen und in Camp Half-Blood verbringt er zum ersten Mal näher Zeit mit seinen Kindern Will, Kayla und Austin. Es ist natürlich etwas ulkig, sich vorzustellen, wie der nun 16-jährige Apollo mit seinen äußerlich nur wenige Jahre jüngeren Kindern agiert. Mit Meg McCaffrey ist hingegen zum ersten Mal ein Kind der Demeter einer der Hauptcharaktere, allerdings hebt sie sich stark von den Halbgöttern ab, die man in den vorherigen Reihen schon kennengelernt hat. Ihre Herkunft ist mysteriös, sie lebt offenbar auf den Straßen von Hell’s Kitchen und ist zwar darüber im Bilde, was ein Halbgott ist, doch von Camp Half-Blood hat sie zuvor nie gehört. Noch dazu ist sie außergewöhnlich stark und kämpft mit für griechische Halbgötter ungewöhnlichen Waffen. Mit ihren zwölf Jahren ist Meg auch ausgesprochen jung, was man an ihrer kindlich-frechen Art merkt. Apollo sieht es dementsprechend eigentlich überhaupt nicht ein, sich von einem Kind wie Meg beschützen zu lassen, doch als Sterblicher muss er lernen, damit umzugehen, dass er selbst schwächer als eine junge Halbgöttin ist. Umso schöner ist es dabei, zu lesen, wie sich zwischen den beiden langsam eine Freundschaft und Vertrautheit entwickelt, obwohl sie zunächst so unterschiedlich scheinen.

Ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern

Orakel sind für die Halbgötter wichtig, da sie nur einen Auftrag annehmen können, wenn es eine Prophezeiung gibt. Doch Rachel Elizabeth Dare, das aktuelle Orakel von Delphi, empfängt keine Prophezeiungen mehr. Apollo muss bald einsehen, dass es seine Mission ist, das Orakel wieder zum Funktionieren zu bringen. Dazu muss er sich aber auch mit den bis dato unerwähnten älteren Orakeln beschäftigen und die Titanengöttin Rhea feiert in diesem Zusammenhang ihr Debüt. Die abenteuerliche Handlung punktet dabei mit Spannung, interessant und packend geschriebenen Kämpfen sowie einem leicht mysteriösen Hauch. Zudem dürfen sich Leser*innen in Das verborgene Orakel auf einige Wiedersehen freuen (darunter Fan-Liebling Nico Di Angelo), auch wenn mit Apollo und Meg ein noch eher sekundärer und ein völlig neuer Charakter im Spotlight stehen. Percy Jackson gibt sich zwar als Nebencharakter die Ehre, ist in Die Abenteuer des Apollo aber kein zentraler Charakter mehr, sondern müde von all seinen Abenteuern – verständlich, angesichts dessen, wie oft der Sohn des Poseidon schon dem Tod ins Auge gesehen hat. Dadurch, dass die Buch-Reihe sechs Monate nach dem Ende von Die Helden des Olymp ansetzt, viele vergangene Ereignisse erwähnt und ein Vorwissen zu der Welt vorausgesetzt wird, ist Die Abenteuer des Apollo nicht für Neueinsteiger*innen zu empfehlen.

Aus der Sicht eines sterblichen Ex-Gottes

Apollo fungiert in Das verborgene Orakel als Ich-Erzähler, ähnlich wie einst Percy Jackson in Percy Jackson. Allerdings ist Apollo ein sehr von sich überzeugter Zeitgenosse und sieht es deshalb zunächst gar nicht ein, sich von jemandem helfen zu lassen. Oft nimmt er einfach an, dass sich alle Konversationen um ihn drehen und dass ihm alle Welt zu Füßen liegen sollte. Dies sorgt für einen erzählerischem Stilbruch, selbst im Vergleich zu den zahlreichen Perspektiven in Helden des Olymp. Nach einer kurzen Eingewöhnung hat man sich aber mit Apollo arrangiert und darf sich von dieser frischen Perspektive begeistern lassen. Stilistisch fängt jedes Kapitel mit einem eher absurden Haiku (eine traditionelle japanische Gedichtform) an, das darauf hinweist, was darin geschehen wird. Das Haiku mag zwar manche Leser*innen eher stören, passt aber wunderbar zu Apollo, der bekanntermaßen schon immer eine Leidenschaft für Haikus hatte – allerdings kein Talent, um diese zu verfassen. Riordans Schreibstil ist sehr dynamisch, es wird sich nicht mit zu langen Beschreibungen aufgehalten. Wunderbar sind die humorvollen Passagen und die witzigen popkulturellen Referenzen (die an manchen Stellen allerdings etwas überhandnehmen) sowie die kleinen Anekdoten, die Apollo immer wieder einstreut, wenn es um eines der zahlreichen Abenteuer geht, die er als Gott schon erlebt hat. Besonders beliebt sind hierbei seine vielen Liebschaften, die er in den mehr als 4000 Jahren als Gott so erlebt hat. Allerdings sorgt Apollos sterblicher Körper dafür, dass er viel aus seinem göttlichen Leben vergisst und teils auch wie ein Teenager denkt, was zwar grundsätzlich eine witzige Idee ist, zu oft aber so wirkt, als würde daran nur gedacht werden, wenn es gerade für die Handlung praktisch erscheint.

Fazit

Das verborgene Orakel schließt nahtlos an Helden des Olymp an und begeistert trotz des zunächst holprigen Stilbruchs bereits nach wenigen Seiten durch die frischen Hauptcharaktere und die spannende Handlung. Besonders schön ist dabei das Wiedersehen mit bekannten Charakteren, auch wenn der Fokus nicht auf ihnen liegt. Die große Stärke sind neben den coolen Abenteuern somit die Figuren und ihre wachsenden Beziehungen zueinander. Riordans Nutzung zahlreicher Referenzen zu anderen Werken ist dabei sicherlich Geschmackssache, sorgen aber doch für weiteren Witz, sofern man einen Großteil dieser Referenzen versteht. Persönlich mag ich vor allem Apollos kleine Anekdoten zu seiner Familie, insbesondere seiner Zwillingschwester Artemis. Wer Rick Riordans frühere Buch-Reihen mag, wird jedenfalls auch um den ersten Band von Die Abenteuer des Apollo nicht umhin kommen.

© Carlsen


Veröffentlichung: 31. August 2017

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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