The Legend of the Galactic Heroes – Die neue These

Seit Legend of the Galactic Heroes in den 80ern erschien, entwickelte die Serie sich zu einem Klassiker der Space Opera und kann zahlreiche Fans um sich sammeln. Doch so manchen potenziellen Zuschauer schrecken Alter und Länge des 110-folgigen Anime ab. Wer trotzdem die Geschichte rund um Reinhard von Lohengramm und Yang Wenli erleben will, kann das seit April 2018 tun, denn Legend of the Galactic Heroes hat eine Neuauflage bekommen.

  

Seit Jahrhunderten streiten zwei große Mächte um die Herrschaft über die Galaxie: Galactic Empire und Free Planets Alliance. Aus Sicht beider Seiten wird dieser Konflikt erzählt und entwickelt sich rasch auch zu einem persönlichen Kampf zwischen den beiden Meisterstrategen Yang Wenli und Reinhard von Lohengramm.

Alte Geschichte in neuem Anstrich

Im Vorfeld gab es Zweifel, ob sich die ernsthafte Geschichte von Legend of the Galactic Heroes mit dem Zeichenstil heutiger Zeit vertragen würde. Doch auch der Stil der Neuauflage kann sich sehen lassen. Zwar wirkt das Design auf den ersten Blick ungewohnt – zumindest wenn die Originalserie bekannt ist. Doch die prägnanten Merkmale bleiben erhalten. Siegfried behält seine roten Haare und Yang sieht immer noch so aus, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. Auf jeden Fall aber wirkt der ganze Look von Legend of the Galactic Heroes sehr viel moderner und futuristischer. Verschwunden sind die alten Röhrenbildschirme. Stattdessen wird viel mit Hologrammen gearbeitet. Auch die Uniformen wurden neu designt. Hier werden nun im Gegensatz zum alten Design auch wirklich Rangunterschiede deutlich.

Namen über Namen

Originaltitel Ginga Eiyuu Densetsu: Die Neue These – Kaikou
Jahr 2018
Episoden 12 (in 1 Staffel)
Genre Science-Fiction
Regisseur Shunsuke Tada
Studio Production I.G.

Ein gutes Namensgedächtnis ist bei diesem Anime von Vorteil. Denn er wirft geradezu mit Namen um sich. Auf beiden Seiten werden Dutzende von Charakteren eingeführt, manche mehr manche weniger wichtig. Praktischerweise wird der Name von seltener auftretenden Figuren auch ein zweites oder drittes Mal eingeblendet, wenn diese erneut eine Rolle spielen. Trotzdem ist es nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Nebenbei etwas anderes machen ist bei Legend of the Galactic Heroes nicht. Es bleibt aber meistens klar, auf welcher Seite eine Szene sich abspielt, denn beide Fraktionen haben ihren ganz individuellen Look. Die Planeten und Städte der Alliance wirken modern und fortschrittlich, während vom Empire beherrschten Gegenden barock und altbacken daherkommen. Das passt auch zu ihren jeweiligen Herrschaftsformen, einer gewählten Demokratie und einer Monarchie mit einem Kaiser an der Spitze.

Allianz versus Empire

Einen klassischen Kampf Gut gegen Böse sucht man in Legend of the Galactic Heroes – Die neue These vergeblich. Denn der Anime gibt sich Mühe, beide Fraktionen von allen Seiten zu beleuchten. Dabei werden nicht nur die Helden Yang und Reinhard in den Vordergrund gerückt, sondern auch die Schattenseiten jeder Fraktion betrachtet. Die Politiker der Alliance setzen hauptsächlich ihre eigenen Interessen durch und haben nur die mögliche Wiederwahl vor Augen. Die Adligen des Empire setzen nur auf die großen Namen und Titel. Reinhard wird von den älteren Adligen eher belächelt, weil er aus einer verarmten Familie stammt. Allerdings steht dann doch die Allianz mit Yang viel mehr im Fokus als die Gegenseite. Beiden Seiten gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken hätte besser gepasst, aber der Anime folgt hier strikt seiner Vorlage, der Romanreihe von Yoshiki Tanaka. Fans von Yang kommen hierbei jedenfalls vollkommen auf ihre Kosten, denn sein Werdegang wird mehr beleuchtet, als es in der ersten Adaption der Fall war.

Dialoge statt Action-Spektakel

Wer große Raumkämpfe erwartet, ist bei Legend of the Galactic Heroes an der falschen Adresse. Hier stehen die Dialoge, die Pläne und die Strategien im Vordergrund. Viele Episoden dienen allein, um die Hintergründe von Reinhard und Yang zu beleuchten. Selbst als es an die Eroberung Iserlohns geht, setzt Yang auf eine List. Spektakuläre Action gibt es nur zu Beginn und am Ende der Serie. Langweilig wird es dazwischen aber keineswegs! Die Serie nimmt sich vor allem Zeit, Yangs Werdegang und seine Grundsätze zu beleuchten. Er wollte eigentlich nie Krieg führen sondern Geschichte studieren. Das gibt ihm einen ganz anderen Blickwinkel auf den Konflikt. Doch gerade deswegen ist er so erfolgreich und wird zurecht für seine genialen Strategien gefeiert. In der letzten Episode fährt Legend of the Galactic Heroes die schweren Geschütze auf und präsentiert als Finale eine sehenswerte Schlacht im Weltraum – nur um dann kurz darauf mit einem Cliffhanger vor der finalen Begegnung der beiden Meisterstrategen zu enden.

Fazit

Mir gefällt die erste Anime-Umsetzung von Legend of the Galactic Heroes sehr gut. Daher war ich etwas skeptisch, was die Neuauflage anging. Trotzdem habe ich ihr eine Chance gegeben. Zum Glück. Der neue Look tut der Geschichte gut und die ruhige auf Charaktere fokussierte Atmosphäre wird weiterhin eingefangen. Es ist wider Erwarten auch kein Action-Spektakel, im Gegenteil, der Anime nimmt sich Zeit für seine Charaktere. Yang ist zwar mein Lieblingscharakter und bekommt schön viel Screentime, aber als Fraktion finde ich das Empire mit den ganzen Intrigen unter den Adligen spannender. Die kommt leider etwas kurz. Zwölf Episoden sind natürlich viel zu wenig für so eine umfangreiche Geschichte, aber man hat auch nicht versucht, die gesamte Geschichte hier unterzubringen. Im Gegenteil, es fühlt sich nie gehetzt an. Der Cliffhanger ist ärgerlich, aber ich bin zuversichtlich, dass der Anime fortgesetzt wird. The Legend of the Galactic Heroes – Die neue These muss sich keineswegs hinter der ersten Adaption aus den 80ern verstecken.

Drottning Katt

Als Studentin der Linguistik hat Drottning Katt ein Faible für Sprachen aller Art – reale oder fiktive. Sie ist ein großer Fantasy-Fan und kann in diesem Bereich immer mit detaillierten Worldbuilding, einem durchdachten Magiesystem oder vielschichtigen Charas geködert werden. Dabei ist es nebensächlich, in welcher Form die Geschichte erzählt wird, Hauptsache interessant. Zudem gehören zu ihren Hobbies das Schreiben eigener Geschichten, zeichnen und an eigenen fiktiven Sprachen basteln.

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