My Dress-Up Darling (Staffel 1)
Cosplay ist ein Begriff, der immer mehr Menschen etwas sagt. Das Verkleiden als Figuren aus etwa einem Game ist schließlich vor allem auf verschiedenen Messen beliebt. Doch dahinter verbirgt sich eine Menge Feinarbeit, die nicht jedem liegt. Was also wenn man selbst kein Talent zum Schneidern hat? Man findet einfach jemanden, der es kann! So kommt es dazu, dass sich die Hauptfiguren der Anime-Serie My Dress-Up Darling näher kommen. Die zwölfteilige romantische Komödie adaptiert die gleichnamige Manga-Reihe und wurde zwischen Januar und März 2022 auf Crunchyroll ausgestrahlt. Innerhalb der Winter Season 2022 mauserte sich die Serie zu einem echten Publikumsliebling. Zeit, dass auch wir einen Blick auf die Produktion des Studios CloverWorks werfen.
Der zurückhaltende Wakana Gojo träumt davon, eines Tages genauso gut japanische Hina-Puppen herzustellen wie sein Großvater. Die traditionellen Puppen sind nämlich seine Leidenschaft und er möchte die Manufaktur seiner Familie fortführen. Doch als Kind wurde er für diese Liebe für Puppen ausgegrenzt, weswegen er selbst als Oberschüler keinen Kontakt zu den anderen Schülern knüpft. Da trifft er auf Marin Kitagawa, ein beliebtes Mädchen seiner Klasse, das ein echter Nerd ist: Ihre Leidenschaft gilt nämlich Anime, Manga, Games und was die Otaku-Kultur sonst noch so zu bieten hat! Marin möchte ihre Lieblingsfiguren gerne cosplayen, doch ihr fehlt das nötige Talent. Deswegen bittet sie Wakana, ihr das Cosplay zu schneidern, der nach kurzem Zögern einwilligt, auch wenn er noch nie Kleider für Menschen gemacht hat. Der Beginn einer Freundschaft, die sich rund um Cosplay dreht. Doch bald kommen tiefere Gefühle auf …
Puppenmacher trifft Cosplayerin
Originaltitel | Sono Bisque Doll wa Koi wo Suru |
Jahr | 2022 |
Episoden | 12 in Staffel 1 |
Genre | Komödie, Romanze, Slice of Life |
Regie | Keisuke Shinohara |
Studio | CloverWorks |
Auf Crunchyroll verfügbar |
Als Hauptfiguren sind mit Wakana und Marin zwei echte Sympathieträger im Spotlight der Serie, die aber nicht unterschiedlicher sein könnten. Wakana ist ein zurückhaltender und unsicherer Schüler, der aus Angst vor Ablehnung seines Hobbys keine Freunde hat. Marin ist hingegen nicht nur ein beliebter Sonnenschein, sondern geht auch ganz offen mit ihrer Liebe zu Anime, Manga und Games um. Das inkludiert sogar die Tatsache, dass es ihr gerade Eroges (erotische Games) angetan haben, weswegen ihr erstes Cosplay auch eine Figur aus genau so einem Spiel ist. Wakana ist zunächst überrascht, dass sich ein Mädchen für derartige Games interessiert. Doch Marin erklärt ihm, dass das Geschlecht nichts damit zutun habe, was man mag. Eine wichtige Aussage für Wakana, immerhin wurde er als Kind für seine “mädchenhafte” Liebe zu Hina-Puppen abgelehnt. Obwohl beide also sehr unterschiedlich sind, verbindet sie nicht nur die Arbeit an den Cosplays, sondern auch ihre Leidenschaft für das eigene jeweilige Hobby. Zudem sind beide sehr freundliche Figuren, denen man dementsprechend gerne zuschaut. Der gelungenste Aspekt hierbei ist hingegen die Authentizität, da sich sowohl Wakana als auch Marin erstaunlich echt anfühlen. Das liegt vor allem daran, dass beide eben Stärken und Schwächen haben, die durchaus lebensnah wirken.
Cosplay im Fokus
Cosplay ist das zentrale Thema der Serie und bei diesem wird auf Authentizität Wert gelegt. Die einzelnen Schritte von der Idee zum fertigen Cosplay werden recht detailliert dargestellt. Ein Grund hierfür ist auch das hohe Recherche-Engagement der Mangaka der Vorlage, welches sich natürlich auch in der Anime-Adaption niederschlägt. Genau das verleiht dem Titel eine besonders interessante Note, da Zuschauer:innen auf diese Weise einen umfangreichen Einblick in die Cosplay-Welt erhalten. Schon einmal gewundert, wie manche Frauen derart überzeugend männliche Figuren darstellen können? Oder wie man sogar die Augenform für ein Cosplay ändern kann? Welche Locations sind für ein Foto-Shooting am besten geeignet? Die Antworten auf derartige Fragen werden hier präsentiert. Auch ist Marin nicht die einzige Cosplayerin, denn später stoßen noch zwei Schwestern dazu. Diese sind ebenfalls sympathisch und wirken erstaunlich mehrdimensional anstatt wie bloße Stereotypen. Ebenfalls sehr cool sind die (fiktiven) Anime-, Manga- und Game-Titel, die Marin so gerne mag. Diese sind nämlich geschickte Anspielungen auf bekannte Titel und wirken noch dazu erstaunlich ausgearbeitet, sodass man fast Lust bekommt, die Titel tatsächlich mal schauen, lesen oder spielen zu können. Ein Beispiel hierfür ist “Flower Princess Blaze!!”, innerhalb der Serie ein Magical-Girl-Anime aus den 2000er Jahren, zu dem sogar mehrere Szenen (nur stilecht im 4:3-Format auf dem Flachbildfernseher) gezeigt werden.
Es wird romantisch
Die sich anbahnende Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren ist ein wichtiges Kernelement. Dabei ist gerade für Marin schnell klar, dass sie Wakana nicht nur auf freundschaftlicher Ebene mag, was durchaus erfrischend ist. Trotzdem sind sich beide den Gefühlen des anderen nicht bewusst und typisch für eine Komödie geraten sie in allerlei witzige Situationen oder es kommt zu Missverständnissen. Dargestellt wird dies auch mit überzogenen Grimassen. Wer es gerne etwas sexy hat, bekommt in My Dress-Up Darling ebenfalls etwas Fanservice geboten. Kein Wunder, schließlich muss Wakana für die Cosplays Maße nehmen, was sich für einen Jungen seines Alters natürlich herausfordernd gestaltet. Allerdings muss hierbei nicht befürchtet werden, dass der Titel eine aufdringliche Ecchi-Komponente hätte, denn die gezeigten Szenen wirken (bis auf so manche Kamerafahrt) nicht gestellt. Das Erzähltempo präsentiert sich als angenehm, denn für die einzelnen Storylines wird sich genug Zeit genommen, gleichzeitig wirkt nichts gestreckt. Auch positiv anzumerken: Missverständnisse werden schnell aufgeklärt und ohne unnötig aufgebauschtes Drama dargestellt. Überhaupt wirkt die gesamte Geschichte angenehm leicht, man kann die Serie getrost als “Feel-Good” bezeichnen. Das zeigen vor allem die vielen niedlichen und romantischen Momente. Besonders Marins grenzenlose Verliebtheit in Wakana ist nicht nur wahres Comedy-Gold, sondern auch unglaublich süß.
Eine traumhafte Adaption für Fans des Mangas
Die zwölf Episoden adaptieren inhaltlich die ersten fünf Bände der Manga-Reihe, wobei es sich quasi um eine 1:1-Umsetzung handelt. Lediglich die letzte Episode lässt einige Details aus. Hierzulande erscheint die Manga-Vorlage unter dem Titel “More Than a Doll” bereits seit 2020 bei Egmont Manga in deutscher Sprache. Fans der Vorlage dürften mit der Umsetzung also sehr glücklich sein, vor allem da es auch einige sinnvolle, kleine Erweiterungen bei einigen Szenen gibt. Visuell macht die Serie eine ganze Menge her, denn die fröhlich-bunten Farben passen perfekt zu der Geschichte und der Detailreichtum – etwa bei Marins mit Merchandise nur so zugepflasterten Zimmer – lädt zum Staunen ein. Aber auch die Animationen selbst wirken butterweich, sodass die Produktion einen sehr hochwertigen Eindruck macht. Musikalisch dürfen sich Zuschauer:innen auf ebenso fröhlich-poppige Songs und Tracks einstellen. Das Opening “Sansan Days” wird dabei vom japanischen Pop-Rock-Trio Spira Spica interpretiert, während das Ending “Koi no Yukue” von Akari Akase gesungen wird. Eine zweite Staffel wurde zum Zeitpunkt unseres Reviews zwar noch nicht bestätigt, scheint aber angesichts des Erfolges der ersten Staffel und dem verfügbaren Material der Vorlage sehr wahrscheinlich.
Fazit
My Dress-Up Darling ist eine charmante Liebeskomödie mit einem spannenden Thema. Die Darstellung der Entstehung der Cosplays ist einfach unglaublich interessant und detailliert, da kann man wirklich noch etwas lernen. Besonderes Highlight sind aber ganz klar die so sympathischen Figuren und speziell die Beziehung der beiden Hauptcharaktere wirkt einfach sehr authentisch und niedlich, weswegen es sich klar um eine Feel-Good-Serie handelt. Ebenso weiß der Comedy-Aspekt absolut zu punkten, sodass die Serie eine echte Unterhaltungsbombe ist. Persönlich bin ich sehr begeistert von der Serie, was gerade an der echt spannenden Cosplay-Thematik und den beiden so herzensguten Protagonisten liegt. Aber auch die einfach harmonische und schöne (sich anbahnende) Beziehung zwischen den beiden, die nervige Stereotype gekonnt auslässt, hat es mir besonders angetan. Durch den Fokus auf die Freundschaft und aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Marin und Wakana ist die Serie also vor allem für Fans romantischer Serien empfehlenswert. Aber auch wer Komödien und Slice of Life nicht abgeneigt ist, dürfte großen Spaß haben. Cosplay-Interessierte sollten sich die Produktion sowieso schon längst vorgemerkt haben.
Zweite Meinung:
My Dress-Up Darling ist eine Romanze erster Klasse. Böse Zungen könnten noch ein ‘bisher’ in den Satz hineinspucken, denn immerhin ist die Handlung alles andere als abgeschlossen, aber zum jetzigen Stand der Handlung bin ich von Anfang bis Ende überzeugt. Zugegeben, ich bin ziemlich anfällig für solche Geschichten, aber über meinen persönlichen Romanzen-Schwachpunkt hinausgehend macht die Serie schlicht etliches richtig. Sie tanzt quasi gekonnt um alle missverständlichen und melodramatischen Fettnäpfchen herum, die das Genre zu bieten hat. Es braucht hier keine Rivalen, keinen Dreiecks-Blödsinn, keine überdramatischen Last-Minute-Wendungen. Stattdessen sehen wir eine sich nachvollziehbar entwickelnde Romanze zwischen zwei Figuren, die sich auf natürliche Weise näher kommen und, ganz wichtig, in der beide etwas geben und nehmen. Gojo auf der einen Seite ist kein blanker ‘Shy Guy gets the Beauty’-Insert, sondern hilft Marin ganz direkt mit ihren Cosplays und kann sie darin unterstützen, zugleich ist er aber schlicht jemand, der überhaupt gewillt ist, sich mit ähnlicher Leidenschaft einem ihm vollkommen unvertrauten Hobby zu widmen. Marin wiederum ist nicht nur ‘Nerdige Beauty-Queen Gyaru Nr. 1329’, sondern hilft Gojo auf der einen Seite neue Aspekte kennenzulernen, die ihm sogar beim Puppenmachen weiterhelfen, und zieht ihn auch aus seiner Schale heraus, in die er sich verkrochen hat. Obendrein lebt sie ihm regelrecht vor, dass es absurd ist, sich für die Leidenschaft zu einem bestimmten Hobby zu schämen. Ich könnte hier jetzt noch weiter darauf eingehen, in welch simplen aber feinen kleinen Szenen all das in einer zuckersüßen Art und Weise (oder mit einem üppigen Schuss Erotik) vorangetrieben wird. Oder das sich selbst der Fanservice bis zu einem gewissen Grad passend anfühlt. Oder dass die Serie (und Marins Charakterdesign) eine enorm gute Figur macht. Aber ich halte mich mal zurück und belasse es bei einer definitiven Empfehlung für alle Genre-Fans.
© Crunchyroll